Schwarzwälder-Bote-Leser Jürgen Fischbeck traute seinen Augen nicht und griff zum Fotoapparat, das Ergebnis: ein eindrucksvolles Bild vom Chaos an der Wertstoff-Sammelstelle an der Vöhrenbacher Straße. Foto: Fischbeck

Jahreszeitenwechsel: Altkleidercontainer überfüllt. Stadt lässt an 70 Stellen Wertstoffe sammeln.

VS-Villingen - Es sieht aus wie bei Hempels unterm Sofa. Schlimmer noch, denn unter einer Couch hätte der Kleiderberg unmöglich Platz, der sich auf der Wertstoffsammelstelle an der Vöhrenbacher Straße türmt.

Auf den drei Altkleidercontainern, die hier neben Großbehältern für Altglas bereitstehen, prangt das große Kolping-K auf orangenem Grund. Doch der Schein trügt: Die Villinger Kolpingfamilie hat mit dem Kleidercontainer so gar nichts am Hut, und selbst die übergeordnete Stelle beim Diözesanverband Freiburg des Kolpingwerkes fungiert hier allenfalls als gemeinnützige Zwischenstelle. Bewirtschaftet werden die Container, wie ein kleiner Aufkleber auf dem abgewetzten Metall verrät, von der Terec Textilrecycling GmbH in Renchen.

Kopfschüttelnd passieren Spaziergänger die Wertstoffsammelstelle seit Ostern. Die drei Kleidercontainer sind randvoll beladen, offenbar haben Bürger mangels Platz ihre Kleider kurzerhand davor ausgeladen – und entweder kam ein Großanlieferer und hat seine Kleidung lose anstatt ordentlich in Säcke verpackt hier abgeworfen, oder irgendwer hat sich seinen zweifelhaften Spaß daraus gemacht, die Klamotten aus ihrer Verpackung zu reißen und wild auf dem Platz zu zerstreuen.

Mit dem unordentlichen Bild, das sich vis-à-vis einer großen Tankstelle bietet, konfrontiert, verspricht Udo Freudling als Betriebsleiter der Terec Textilrecycling GmbH, dass das Unternehmen den Platz noch am Vormittag des heutigen Mittwochs aufräumen werde. Generell würden die drei Container an dem Standort wöchentlich geleert, zuletzt sei das am Montag vor Ostern, dem 2. April, der Fall gewesen.

Allerdings beobachte das Recyclingunternehmen alle Jahre wieder ein interessantes Phänomen, das in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Jahreszeitenwechsel stehe: "Die Leute wechseln von der Winter- auf die Sommergarderobe, räumen ihren Kleiderschrank auf und aus", erzählt Freudling – und weil gerade jetzt während der Osterferien besonders viele Leute Zeit hätten, zu Entrümpeln und Überflüssiges zum Altkleidercontainer zu bringen, würden diese auch außerordentlich gut frequentiert.

Die Terec GmbH, seit 1999 im Textil- und Schuhrecycling tätig, unterhält bundesweit ein Netz mit etwa 1700 Altkleidercontainern. In Zusammenarbeit mit verschiedenen caritativen Organisationen, wie dem Deutschen Roten Kreuz und dem Kolping Bildungswerk, werden zudem Alttextilsammlungen geplant und durchgeführt. Der größte Teil der Alttextilien wird jedoch wie hier in Villingen inzwischen über das Containernetz erfasst. Das Unternehmen selbst übernimmt dabei die Erfassung, Sortierung und Verwertung von Alttextilien und Schuhen. 30 festangestellte Mitarbeiter erfassen für die Terec GmbH nach eigenen Angaben jährlich 8500 Tonnen Alttextilien.

Die Wertstoff-Sammelstelle an der Vöhrenbacher Straße ist einer von 70 Standorten in Villingen. Grund und Boden liegen zwar in städtischer Hand und auch der kleine Verhaltensknigge für die Wertstoff-Sammelstelle, der auf einem Schild prangt, ist von der Stadtverwaltung unterschrieben, trotzdem stellt die Stadt Villingen-Schwenningen lediglich unentgeltlich die Fläche zur Verfügung, während der Landkreis die Sammelstelle bewirtschaftet. Er hat dort auch "seine" Glascontainer stehen, die im Turnus von ein bis zwei Wochen geleert würden, so Joachim Brückner von der Pressestelle des Kreises.