Zahlreiche Schemen von verstorbenen Schnitzern können beim Schemeobed bewundert werden. Foto: AG Villinger Fasnet Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Schnitzer Siegfried Sturm und Christoph Ebert stehen im Mittelpunkt

VS-Villingen. Der Schemeobed, eine Veranstaltung der Arbeitsgemeinschaft Villinger Fasnet, erwies sich als Publikumsmagnet. Mehr als 200 Besucher kamen ins Münsterzentrum.

Manfred Hermle begrüßte alle Freunde und Interessierten der Villinger Schemenschnitzkunst mit einem Juchzger. Anschließend erzählte Karl Hoch Geschichten und Rabbedizle aus den Jahren 1844, 1869 und 1894. Unter anderem erwähnte er, dass "Domino in Altvillingertracht" sich an der Fasnet 1894 beteiligt hatten.

Danach berichtete Manfred Hermle über den Schemenschnitzer Siegfried Sturm. Sturm, der in der Villinger Südstadt aufgewachsen ist, war an diesem Abend mit seiner Ehefrau anwesend und durfte eine Vielzahl seiner Masken an einem "Altärle" bestaunen. Hermle ging auf den beruflichen Lebensweg von Sturm ein, der über seinen Beruf als Schreiner zum Schemenschnitzen kam. Siegfried Sturm, mittlerweile in Pension, frönt nach wie vor neben der Schnitzarbeit den Hobbys der Falknerei und der Jagd. Ein interessanter Filmbeitrag zeigte Siegfried Sturm beim Schnitzen einer Maske.

Im Anschluss ging Karl Hoch auf das Leben und Wirken des Schnitzers Christoph Ebert ein. Anlass hierfür ist der Todestag Eberts, der sich 2019 zum 20. Mal jährt. Ebert habe in Villingen das Abitur abgelegt und anschließend den Beruf des Schreiners sowie des Holzschnitzers gelernt. Er hatte sich in Berlin als Restaurator beworben, jedoch verhinderten diverse Umstände einen Umzug in die Hauptstadt, informierte Hoch. Somit blieb Ebert in Villingen und schnitzte Masken für die örtliche Fasnet. Von Ebert, der nur 37 Jahre alt wurde, wurden rund zwei Dutzend Schemen ausgestellt.

In der Schemenrunde konnten die Masken der aktuellen Schemenschnitzer vom fachkundigen Publikum bestaunt werden. Einen Narro "dur und dur", Karl-Ludwig Keller, stellte Harald Schmidt in seinem Vortrag vor. Keller, der 2018 kurz vor seinem 92. Geburtstag starb und den man in Villingen vor allem unter seinem Spitznamen "Bärle" kannte, war schon zu Lebzeiten ein Vorbild für alle Narros, da er sich voll und ganz der Tradition der Villinger Fasnet verschrieben hatte.

Die Zuhörer erfuhren, dass die Mutter von "Bärle" die bekannte "Rabenwirtin" Schlaich war. Es konnte sogar eine Narrovaterscheme von Friedrich Moser gezeigt werden, die "Bärle" durch einen glücklichen Umstand in München erwerben konnte. Die Maske kam dadurch zurück nach Villingen, wo sie einst erschaffen wurde.

Zum Schluss konnten die Schemen von verstorbenen Schnitzern bewundert werden. Neben unbekannten Maskenschnitzern aus dem 18. Jahrhundert besprach Karl Hoch die Villinger "Klassiker", wie zum Beispiel Sieber, Bregel sowie eine Ölmüller-Scheme, die in Hüfingen lief. Dies ist ein Beweis dafür, wie angesehen der den Beruf des Ölmüllers ausübende Dominikus Ackermann (1779 bis 1836) auch in der Umgebung der Baar war und wie weit die Villinger Maskenschnitzkunst ins weitere Umland streute. Und deutlich: Wer Villingerisch hören und schwätzen wollte, kam am Schemeobed 2019 auf seine Kosten.