Das Revellio-Poster zur Chronologe: Am Anfang waren zwei Holz-Däfele, dann kam der glatte Narro in Orange. Foto: Bräun Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Von roten und blauen Holz-Däfele bis zu "Hex’, Hex’, Hui!" / 1956 beginnt die Kunststoff-Ära

VS-Villingen. Es ist zig-Jahre her, dass sich die Narren-Funktionäre landauf landab sorgten, weil die kultus-ministeriell beschlossenen Winterferien über die Hohen Tagen zur Fastnachts-Flucht hätten führen können und nur noch wenige die Umzüge beklatschen und bejubeln würden.

Weit gefehlt! Echte Narren bleiben solche und 2019 sowieso: Lange Fasnet – lange Nächte. Und so ist vielleicht in diesen Tagen auch wieder viel los an der "nicht-öffentlichen närrischen Börse für Villinger Fasnet-Abzeichen", deren vielfältig bunte und chronologische Reihenfolge man dank eines Plakats von Revellio-Druck bestens kennt. Denn eine solche Börse ist denkbar, gehören doch die inzwischen 65 Fasnet-Abzeichen seit 1954 zu den Devotionalien bei jenen Narren, die sich eine langlebigen Spaß daraus machten, diese in einer Schublade, aufgeklebt oder wahllos in der Schuhschachtel als kleine, feine und bunte Mini-Portaits und Skulptürchen beieinander zu haben, um sich ab Dreikönig daran zu freuen.

Nach einem ersten roten und einem weiteren blauen Holz-Däfele (1954 und 1955) kam aus Kunststoff das Schemele in Orange gefolgt von der Katze, weiß, worauf die erste bildhauerische Arbeit für den Glonki-Knelli, hellbraun an Bildhauer Manfred Merz (gestorben 2005) ging.

Heinrich und Emil Burger hatten damals in ihrer Fabrik fürs Kunststoff-Spritzen die Aufgabe, Voll-Profile aus geschmolzenem Granulat zu produzieren. Eine Angelegenheit, die 1986 erstmals und bis heute bereits neun Mal "verletzt" wurde. Ein Umstand, auf den der ehemals besonders engagierte Fastnachter und Zünftler Karlheinz "Schanko" Ummenhofer (1933 bis 1988), Sportredakteur beim Schwarzwälder Boten und Spittelsänger, mit seiner Glosse "De Fasnet-Plembe" nahezu empört reagierte.

Inzwischen waren jedoch alle Fasnet-Figuren in Kunststoff gleich mehrfach dabei: Narro, Katz’ und Glonki, Riet-Bolizei 1982 und Riet-Vögel, der gestiefelte Kater über den Riet-Dächern 1996, der Glonki-Blechtrommler 1967 und auch der Zollhaus-Gockel (1980). Doch kam dann doch noch zu weiteren Blechle ab 2012 (Katzenmusik) und auch 2019 zum 50-jährigen Jubiläum der Hexenzunft.

Für einen zunächst einfarbigen Spritzguss aus dem Hauses Burger war während vieler Jahre J. Riesterer der "Verleger", dessen Initial auf der Rückseite der Abzeichen ebenso eingeprägt war wie deren Herkunft: H.E.B oder auch B.K.S.V. für Burger Kunststoff-Spritzguss Villingen.

Vom Vorschlag, aus der Plastik-Reihenfolge mal auszubrechen, war ehemals dann 1986 auch Zunftmeister Christian Huonker (gestorben 2015) angetan. Er, wohl auch die Mehrheit seiner Räte, und die Zug-Gesellschaft hatten sich von einem Blechle inspirieren lassen, das wohl in der grenznahen närrischen Schweiz aufgefallen war.

Wie auch immer – es geriet zunächst eher zum Verkaufs-Flop. Denn die vielen privaten Abzeichen-Bemaler konnten erstmals nicht eine einzige Mark extra für ihre früher geübte Farbfassung verlangen. Denn sie hatten sich bis 1985 meist recht viel Mühe gegeben beim Bemalen.

Doch: Narri-Narro! Es isch halt so! Oder eben jetzt in 2019: Hex‘, Hex‘, Hui!