Pfarrer und interessierte Bürger diskutieren in Villingen. Nicht mit Gedenktafeln und Stelen abstempeln lassen.
Villingen-Schwenningen - Sie stehen für die Stolpersteine, sind gleichzeitig offen für Allianzen. Dieses Fazit zog gestern Abend der Runde Tisch, zu dem die fünf Pfarrer eingeladen hatten, die die Stolpersteindebatte vor einigen Wochen wieder ins Rollen gebracht haben.
Rund 25 interessierte Bürger, die sich an Mahnwachen beteiligen, die Homepage der Stolpersteinbefürworter betreuen oder andere Aktionen planen, diskutierten im Martin-Luther-Haus in Villingen. Für sie ist klar, dass die Stolpersteine des Kölner Künstlers Demnig die beste Art des Gedenkens an die verschleppten und ermordeten Juden ist, die in Villingen-Schwenningen gelebt haben. Damit könnten zum Beispiel auch Schüler Patenschaften übernehmen und ein wirklich lebendiges Erinnern praktizieren. Vor allen Dingen seien die Stolpersteine einzigartig, weil sie mittlerweile zum europäischen Projekt geworden sind.
Mit dem Antrag der CDU-Fraktion und der Freien Wähler für Tafeln und Denkmäler werde ein Verwaltungsakt vorgenommen, von einer Initiative der Bürger bleibe dann nichts mehr übrig, hieß es.
Man wolle sich nicht mit Gedenktafeln und Stelen abstempeln lassen. Dekan Wolfgang Rüter-Ebel blickte anfangs noch einmal zurück. Nachdem er und seine Amtskollegen Pfarrer Frank Banse, Thomas Bucher, Dekan Josef Fischer und Pastor Hans-Ulrich Hofmann das Thema Stolpersteine wieder in die Diskussion gebracht hatten, sei alles so schnell gegangen mit dem Beschluss des Gemeinderates, dass man gar nicht ins Sprechen gekommen sei, schon sei das Ergebnis da gewesen. Sie sei so enttäuscht von der Gemeinderatsentscheidung gewesen, bemerkten Monika und Ulrich Merkle.
Es wurde auch darüber diskutiert, einen gemeinsamen Weg zu gehen, der den Antrag von CDU und Freien Wählern berücksichtigt. Doch die Abwägung, ob Tafeln an Hauswänden eine qualitätsvolle Alternative zu den Stolpersteinen sein könnte, fiel schlussendlich doch zugunsten der Stolpersteine aus. Begründet wurde es damit, dass etwas, was auf der Straße liege und sich spiegele, besser wahrgenommen werde als eine Tafel oder gar ein Denkmal. Josef Fischer sprach sich jetzt eher für Erinnerungstafeln aus, weil sie besser zu lesen seien als Steine auf dem Boden. Wesentlich sei die dynamische Erinnerung, die offen ist für die Menschen, die jetzt noch nicht im Blickfeld stehen.
Dass die Villinger Probleme haben, sich der Vergangenheit zu stellen und sich zu erinnern, wurde auch als Argument für die ablehnende Haltung zu den Stolpersteinen angeführt. Klar waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass es nicht einfach wird und viel Zeit koste, die Stolpersteine doch noch zu realisieren.