Wünsch dir was: Kinder besichtigen Rettungshubschrauber Christoph 11

"Dieser Heli wurde in diesem Jahr gebaut und hat erst 105 Stunden auf der Uhr." Roy Fleischer ist einer der Piloten, der die H 145 von Airbus-Helicopters fliegt – besser bekannt als Christoph 11, der im Auftrag der DRF Luftrettung unterwegs ist, um Patienten zu Spezialkliniken zu verlegen und Unfallopfern Hilfe zu leisten.

So nahe wie der vierjährige Felix Winterhalter aus Villingen, die 13 Jahre alte Maren Martin und ihr neunjähriger Bruder Jakob sowie die 13-jährige Yara Reichle, alle aus Blumberg, kommt man dem Helikopter, der seit Oktober auch nachts unterwegs ist, meistens nur als Notfall. Die vier Kinder hatten Glück: Sie gewannen bei der Aktion Wünsch dir was des Schwarzwälder Boten in Zusammenarbeit mit der Sparkasse Schwarzwald-Baar einen Besuch am Standort des Helis beim Schwarzwald-Baar-Klinikum. Und die DRF Luftrettung machte das schnell und unkompliziert möglich.

Spannung kommt auf, als die Gewinner mit ihren erwachsenen Begleitern im Foyer des Klinikums warten. Der Heli ist unterwegs, denn Maschine und Menschen sind rund um die Uhr im Einsatz und können auch auf die "Glückskinder" keine Rücksicht nehmen. Kommt die Begegnung mit dem Rettungsteam womöglich gar nicht zustande? Ein Anruf bei der Pressestelle der DRF Luftrettung klärt die Situation: Der Hubschrauber war in Schonach und wird in 20 Minuten wieder zurück sein.

Eisiger Wind pfeift über den Landeplatz, als sich die Gruppe vor dem rot-weißen Fluggerät versammelt. Bevor Rettungsassistent Bernd Tabor und Notärztin Sabine Merz die Gäste begrüßen, werden schnell noch ein paar Fotos gemacht. Dann kommt Roy Fleischer und spricht locker und informativ über seine Arbeit am Boden und in der Luft.

Zu einem Rettungsteam gehören ein Pilot, der Rettungsassistent und eine Notärztin. "Wenn wir in der Nacht unterwegs sind, müssen zwei Piloten an Bord sein", beantwortet Fleischer eine Frage aus der Runde. Neun Piloten, 28 Ärzte, alle Notfall-Mediziner, und sechs Notfallsanitäter sichern am Standort von Christoph 11 den 24-Stunden-betrieb.

Wer wo im Hubschrauber sitzt, wollen die Kinder wissen. "Wer rechts sitzt, fliegt", erklärt Roy Fleischer. Neben ihm nimmt Bernd Tabor Platz. Er ist seit 29 Jahren mit Helikoptern im Einsatz und kennt praktisch jeden Baum in der Region. "Er ist mein Auge", sagt der Pilot. Der Notarzt nimmt hinten Platz, wo der Patient liegt; handelt es sich um einen besonders kritischen Fall, wechselt der Rettungsassistent ebenfalls nach hinten.

Im Einsatz bei Dunkelheit werden Nachtsichtgeräte eingesetzt. Aber auch für den Instrumentenflug ist die H 145 ausgerüstet. "Im Notfall können wir damit auf dem Flugplatz in Donaueschingen landen, der verfügt über die notwendige Ausstattung", erklärt Fleischer.

Seine Ausbildung hat der Pilot bei der Bundeswehr und einem Austauschprogramm mit der US-Army absolviert. Nach neun Jahren Militärdienst ließ er sich zum Rettungsassistenten ausbilden und flog dreieinhalb Jahre als Co-Pilot. Bevor Fleischer nach Villingen-Schwenningen kam, war er unter anderem über Berlin im Einsatz.

Inzwischen hat Bernd Tabor den hinteren Stauraum des Hubschraubers geöffnet. Dort gibt es mehr Platz als man glauben möchte. Die Liege für den Patienten ist schmal, Geräte und Ausrüstung für den Arzt befinden sich in Griffweite. "Wir sind ausgestattet wie eine gute Intensivstation", sagt Sabine Merz. Und Bernd Tabor beschreibt seine langjährigen Erfahrung mit Hubschraubern mit Beispielen aus der Autobranche: "Früher hatten wir einen Käfer, dann einen Golf – und jetzt haben wir einen Porsche", so der Rettungsassistent.

Beide Türen des Hubschraubers stehen offen, die Kinder haben einen ungestörten Blick auf das Armaturenbrett und die Displays – und etliche Fragen. Darunter gibt es auch die nach dem Preis: Das brandneue Fluggerät kostet einschließlich der medizinischen Ausstattung rund neun Millionen Euro.

Zwei Triebwerke mit über 1600 PS bringen die H 145 in die Luft. Dort kann er sich vollgetankt drei Stunden halten und verbraucht dabei etwa 900 Liter Flugbenzin. Laut Fleischer ist ein Triebwerksausfall bei einem Hubschrauber nicht das größte Problem. "Selbst wenn beide ausfallen, kommt der Heli immer noch sicherer am Boden an als ein Flugzeug." Bei der Bundeswehr seien derartige Manöver jede Woche geübt worden.

In den 105 Stunden, die der neue nachtflugtaugliche Hubschrauber bereits im Einsatz war, wurden auch einige Kleinkinder transportiert. "Es gibt in Mannheim und Tübingen Spezialkliniken für Kleinkinder", weiß Roy Fleischer. Für derartige Flüge verfügt Christoph 11 über einen Inkubator, in dem die winzigen Erdenbürger sicher ans Ziel gelangen.