Bekommt Villingen-Schwenningen bald einen Truppenübungsplatz? (Symbolbild) Foto: dpa

Bundeswehr überrascht mit Planung von Standortübungsplatz. Stadtverwaltung wundert sich über plötzlichen Bedarf.

Villingen-Schwenningen - Die Absichtserklärung der Bundeswehr, ihren Standortübungsplatz Donaueschingen bei Grüningen erweitern zu wollen, schlägt in der teilweise davon betroffenen Stadt Villingen-Schwenningen ein wie eine Bombe. Der Vorlage zur Gemeinderatsitzung am Mittwoch, 28. Juli, ist zu entnehmen, dass die Stadtverwaltung äußerst verwundert über die Pläne der Bundeswehr ist.

Gleichzeitig wird deutlich, dass der Begriff "Standortübungsplatz" aufgrund der dort geplanten Übungsmöglichkeiten offenbar das tatsächliche Ausmaß "verschleiern" soll. Denn eine Schießanlage für Panzerfaust und Granatpistole, eine Panzer-Teststrecke, eine Handgranatenwurfanlage sowie die Möglichkeit für Biwak-Übungen definieren vielmehr einen Truppenübungsplatz, der dann nicht nur von den vor Ort stationierten Einheiten genutzt wird, sondern der auch andere Truppen zu Übungszwecken bei Tag und Nacht lockt.

Dies habe aus Sicht der Verwaltung mehrere Auswirkungen und Einschränkungen zur Folge:

Verkehr: "Aus verkehrlicher Perspektive ist das Vorhaben kritisch zu beurteilen. Erfahrungsgemäß erfolgt bei Verschiebung von Truppenteilen beziehungsweise bei der Fahrt zu Übungsplätzen eine vermehrte kurzfristige Sperrung von Straßen, Wegen und Übergängen."

Wohnen: "Durch die verstärkte Nutzung in der Nähe zu bewohnten Ortschaften ist mit zusätzlichen Einschränkungen für die Bürger zu rechnen. Dies betrifft in erster Linie den Immissionsschutz in Sachen Lärm, Licht und je nach Art der verwendeten Munition und Intensität der Manöver auch des Geruchs."

Natur- und Tierschutz: "Das Gebiet befindet sich als eines von 17 Fördergebieten komplett im Naturschutzgroßprojekt Baar. Damit einher gehen eine große Anzahl an geplanten, geförderten und teilweise bereits umgesetzten Aufwertungsmaßnahmen im Gebiet. Eine teilweise Rückabwicklung von Naturschutzmaßnahmen ist sicher nicht im Sinne des Programmes. Die Einrichtung eines Bundeswehr-Übungsgeländes im geplanten Gebiet wird aus Sicht der Stadt Villingen-Schwenningen insbesondere auch vor dem Hintergrund des Artenschutzes äußerst kritisch gesehen und deshalb abgelehnt."

Im Sitzungspapier macht die Stadtverwaltung auch deutlich, dass sich ihr "die Logik der Bedarfsplanung der Bundeswehr nicht erschließt" und verweist auf den 2016 aufgegebenen Standort Immendingen, für den bislang kein Ersatz gesucht wurde. "Es stellt sich also die Frage, wie und ob dieser Zeitraum von über drei Jahren nicht problemlos überbrückt werden konnte und auf Basis welcher geänderter Bedingungen nun ein Bedarf angeführt wird", heißt es.

Diese und andere Fragen soll ein Vertreter der Bundeswehr in Gemeinderatsitzung am Mittwoch, 28. Juli, ab 16 Uhr in der Neuen Tonhalle in Villingen beantworten.