Sie sind ein Blickfang und seit 50 Jahren eine feste Größe der Villinger Fasnet: die Frauen der Villinger Rietwieber-Kapelle (links). Immer wieder setzen die Musikerinnen bei den Umzügen einen Akzent (oben rechts). Auch bei der Kneipenfasnet sind sie eine feste Größe und begeisterten schon bei einem ihrer ersten Auftritte beim Kappenobed im Gasthaus Ott (unten rechts). Fotos: Rietwieber Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Kapelle mischt seit 50 Jahren lautstark bei der Fasnet mit / Frauen sorgen für gute Stimmung

Sie hauen kräftig auf die Pauke, pusten in ihre Instrumente und haben den Rhythmus, bei dem jeder mit muss: Lautstark mischen die Musikerinnen der Rietwieber-Kapelle bei der Villinger Fasnet mit – und das seit 50 Jahren.

VS-Villingen. Am Stammtisch hatten einst ein paar Frauen beschlossen, während der närrischen Tage nicht länger zuhause zu sitzen, während die Männer auf die Gass gehen. Sie griffen zu Waschbrettern, Büchsen und Schellenbaum, um selbst aktiv zu sein, erzählen die Musikerinnen. Nach einem Umzug im Riet entwickelte sich schnell eine Kapelle, die nicht nur in ihrem Quartier, sondern ab 1970 in der ganzen Innenstadt für gute Laune in Wirtschaften wie Stüble sorgte und sich längst einen festen Platz erobert hat.

Bühne beim Landesmusikfest erobert

Ob die Beiträge beim Ball der Rietvögel, die Tour durch die Kneipen am Schmotzigen, das Fasnetkonzert am Sonntag auf dem Osianderplatz mit dem anschließenden Umzug zum Katerempfang und die musikalische Begleitung des internationalen Frühschoppens am Fasnetdienstag, die Rietwieber haben sich zur festen Größe in der Szene entwickelt und sind mit ihren tollen Kostümen ein Blickfang. "Da hat es noch gar keine Kneipenfasnet gegeben, da sind wir schon in die Stüble", stellt Barbara Stern fest, die bis heute mit der Kapelle unterwegs ist.

Und seit den Anfängen denken die Frauen auch an jene, die selbst nicht auf die Fasnet gehen können: Neben der Mitwirkung bei der jährlichen AMSEL-Fasnet im Brigachtal zählt der Auftritt im Spittel zum festen Programm, auch nach der Eröffnung des Heilig-Geist-Spitals in den Erbsenlachen und jetzt im Warenbachtal, erzählt Christa Ummenhofer. Bei ihren Konzerten im Spittel hatte Angela Becker als Kind ihre Leidenschaft für die Rietwieber entdeckt. "Ich habe die Kapelle bewundert und wollte unbedingt mitmachen", erzählt sie mit einem Schmunzeln. Und dieser Traum ging für sie als junge Frau in Erfüllung. Nach einem Besuch im "Vogelnest", dem Vereinsheim der Rietvögel, durfte sie zu den Damen dazustoßen. Das Probelaufen vor den strengen Augen der älteren Mitglieder haben einige der Musikerinnen noch gut im Gedächtnis, erzählen sie lachend von Ermahnungen, die Knie durchzudrücken und den Rücken gerade zu halten.

Überhaupt fällt ihnen eine um die andere Geschichte ein, wenn sie im Fotoalbum blättern. Da standen sie spontan beim Landesmusikfest vor 5000 Besuchern auf der Bühne, traten in der Schweiz und in Österreich auf. "Wir spielten auch beim Sommerfest der Katzenmusik und waren gebucht für Geburtstagsfeste oder Firmenjubiläen", betont Hedi Ummenhofer. Und die Bilder zeigen immer wieder kleine Rietwieber und Rietbollizisten: Die Kapelle sei sehr kinderfreundlich, seit Beginn könnten Mütter ihre Kinder mitbringen, zum Proben ebenso wie zu den Auftritten, schildern alle die familiäre Atmosphäre. Inzwischen sind es nicht mehr nur Bewohnerinnen aus dem Riet. "Alle, die Spaß an der Freude, am Miteinander und an der Musik haben, können dazustoßen", erklärt Iris Paulus. Bis heute treten die Frauen mit ausgefallenen Instrumenten wie umgebauten Trichtern und Schellenbaum an. Ab und an gaben aber auch Männer den Ton an, so ist es heute Thomas Ludwig, der die Leitung von Manfred Golinske übernahm. Und zu Beginn waren es Günter und Hubert Moser, die in den ersten Jahren an der Spitze standen, bis Ingrid Beck-Volk über lange Jahre die muntere Truppe anführte.

Das ganze Jahr über viel Spaß miteinander

An die 25 Musikerinnen haben derzeit weit über die Fasnet hinaus ihren Spaß miteinander, treffen sich zu monatlichen Proben im Sommer oder manch einem Ausflug. Um gut für die närrische Zeit gewappnet zu sein, üben sie gerade jede Woche. "Danach ist aber erst einmal Fastenzeit", geben sie lachend zu, dass sie auch Erholung brauchen. Zumal eine von ihnen über die Fasnet zusätzlich eingespannt ist: Bisher war es immer eine Musikerin, die als Katzenmutter dafür sorgt, dass der Kater nach den Monaten im Romäusturm wohl genährt und mit glänzendem Fell wieder Fasnet machen kann. So schallt es bald wieder "Mir lond de Rolli rus, jetz isch es Ziit" durch die Gassen, dann haben die Rietvögel das Sagen und die Frauenkapelle gibt den Takt nicht nur in ihrem Viertel vor.

Alle heutigen und bisherigen Musikerinnen der Rietwieber-Kapelle und ihre Dirigenten: Helga Armbruster, Manuela Bächle, Paula Bächle, Ingrid Beck, Angela Becker, Susanne Beha, Anna Berblinger, Sandra Bohnstedt, Jenny Castellano, Elvira Csano, Caro Dilger, Wera Dold, Lisbeth Faller, Melanie Fleig, Manfred Golinske, Elise Grüßer, Helga Grüßer, Heike Haas, Monika Henseleit, Lisbeth Herbst, Else Hornstein, Lotte Hornstein, Claudia Hummel, Monika Hupfer, Karin Huy, Manuela Huy, Heidi Kiefer, Helene Kiener, Dorle Klein, Irmi Kunzelmann, Eri Kurkowski, Irmgard Langenbacher, Sandra Laufer, Ruth Leute, Heidi Lins, Regina Lins, Thomas Ludwig, Jutta Matjetko, Inge Maurer, Agnes Moser, Gisela Moser, Günter Moser, Hubert Moser, Maria Moser, Annette Müller, Martina Müller, Monika Müllhäuser, Gisela Muschal, Nicole Müssig, Lucia Nägele, Iris Paulus, Simone Pestre, Gudrun Räth, Hildegard Rotzler, Elke Schneider, Jutta Schofer, Gertrud Schwarzwälder, Rosa Schwarzwälder, Erika Spiegelhalter, Barbara Stern, Angela Uhink, Christa Ummenhofer, Else Ummenhofer, Eva Ummenhofer, Hedy Ummenhofer, Käthe Ummenhofer, Anika Volk, Eva Wabnig, Anna Weber, Uta Weinmann, Cilli Zimmermann und Tina Zimmermann.