Sven Hinterseh (von links), Bernhard Faller, Monika Vierheilig (Sozialministerium) Wolf-Rüdiger Michel (Landrat Rottweil), Antje Erler (Universität Frankfurt) , Joachim Gwinner und Stefan Bär (Landrat Tuttlingen bei der Pressekonferenz zum Modellprojekt-Abschluss ambulante Gesundheitsversorgung voreinem Monat im Landratsamt. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder Bote

Modellprojekt: Kleinräumigere Einteilung der Bereiche für Ärzteversorgung findet Anklang bei Kreisräten

"Wir sind vorsichtig optimistisch", erklärte Joachim Gwinner zum Thema Modellprojekt zur anbulanten Versorgung mit Medizinern der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg.

Schwarzwald-Baar-Kreis. In das vom Land mit 255 000 Euro geförderte Projekt sei innerhalb von zwei Jahren viel Zeit investiert worden, so Gwinner im Ausschuss für Wirtschaft und Verwaltung. Heraus kam unter anderem der Vorschlag, die Bedarfsplanung kleinräumiger zu fassen als bisher, nämlich in vier Planungsbereiche statt zwei: VS, St. Georgen, Furtwangen und Donaueschingen. Dazu gibt es auch bereits einen Gesetzesentwurf, der vorsieht, dass die Kassenärztliche Vereinigung in den stark unterversorgten Gemeinden die ärztliche Versorgung sicherstellen kann. Unter anderem müsste ein Beschluss des Kreistages vorliegen.

Mit den Ärzten und Gemeinden wurde eine intensive Diskussion geführt, sagte Gwinner. Als ein Problem dabei habe sich trotz Zustimmung herausgestellt, dass es sich um unternehmerische Entscheidungen der Ärzte handele und es insgesamt zu wenig Ärzte gebe. Vor allem im südlichen Bereich des Kreises nähert sich der Versorgungsgrad von 81 Prozent der Unterversorgung, die bei 75 Prozent beginnt. "Viel besser sieht es in Villingen-Schwenningen mit 101,5 Prozent aus."

Eine kleinräumigere Bedarfsplanung statt der Einteilung in zwei Planungsbereiche Nord und Süd schlägt auch Bernhard Faller vom Forschungsinstitut Quaestio vor. Im Jahr 2017 waren 39 Prozent der Hausärzte über 60 Jahre alt. "Wir brauchen 8000 Hausärzte, aber es sind 2017 nur 1415 fertig geworden", legte er den Finger auf die bevorstehende Ruhestandswelle und den Nachwuchsmangel. Die Nachwuchs-Ärzte hätten veränderte Ansprüche an ihre Arbeitsplätze. "Die klassische Landarztpraxis ist nicht so, dass sich darin alle Bedürftnisse befriedigen lassen". Viel eher seien das die sogenannten Gesundheitszentren. Doch die meisten Hausarztpraxen im Kreis sind nach wie vor Einzelpraxen, gelegentlich teilen sich auch zwei Ärzte eine Praxis, seltener sogar fünf Mediziner.

Im "Fokusraum Furtwangen" erfreuten die Ergebnisse die Projektgruppe. "Wir waren sehr erfreut, dass die neun Ärzte und sechs Kommunen sich dem Thema Kooperation Gesundheitszentren gegenüber sehr aufgeschlossen zeigten. Ähnliche Ergebnisse waren mit vier Städten und Gemeinden in Donaueschingen erzielt worden. "Wir haben das Gefühl, dass das Thema in intensivem Dialog platziert werden konnte." Interkommunale Zusammenarbeit sei gefragt, wenn Arztsitze frei würden. Als weiteres Thema stellte sich, so Faller, die Nachwuchsförderung heraus.

CDU-Fraktionssprecher Thorsten Frei erklärte, das Wichtige an der Untersuchung sei die Sensibilisierung für das Thema. "Die Spielräume für die öffentliche Hand sind begrenzt. " Gut findet Frei, dass die Ärzte bereit seien, das Problem selbst zu lösen. Die Unterteilung in vier Bezirke im Kreis halte er für angebracht. Jörg Frey (Freie Wähler) hält die kleinräumige Bedarfsplanung für absolut richtig. "Entscheidend ist für mich: ›Wir brauchen eine vorhandene Struktur mit Ärzten‹". Frey sieht als zukünftige Aufgabe des Kreises auch, "dass wir die Mobilität für die Patienten zu den Praxen schaffen müssen." Außerdem würden junge Ärzte benötigt.

Oliver Freischlader (SPD) erklärte, die kleinteiligere Berechnung sei wichtig und lobte die gute und nachvollziehbare Aufarbeitung des Themas.

"Das ist die richtige Diskussion zum richtigen Zeitpunkt", sagte Wolfgang Kaiser (Grüne). "Wir haben jetzt die Chance, wirksam zu werden. Wenn es uns gelingt, so etwas hinzukriegen, dann wird das die Kraft des guten Beispieles." Adolf Baumann (FDP) erklärte, die gute Nachricht sei, dass die Sperren der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) nun teilweise aufgehoben seien. Wir als Landkreis haben die Stunde rechtzeitig erfasst. wir sind auf der richtigen Spur."

Manfred Scherer (CDU) lobte die kleinräumige Bedarfsplanung. Für die Patienten müsse nun beispielsweise die Frage "Wie komme ich von Niedereschach nach St. Georgen?" geklärt werden. Es gehe nicht nur um Geld, sondern auch um "Work-Life-Balance" der Ärzte, merkte Klaus Götz (Freie Wähler) an. Bei der Vorstellung der Ergebnisse vor einem Monat im Landratsamt hatte es Lob vom Sozialministerium gegeben.