Mit Trommeln begrüßt die aus Mitarbeitern und Klienten bestehende Refugio-Gruppe die rund 200 Gäste zur Geburtstagsfeier von Refugio VS im Muslenzentrum. Fotos: Heinig Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: In 20 Jahren vielen traumatisierten Flüchtlingen geholfen / Feier mit Gesprächen, Musik und Tanz

"Wir leben die Menschenrechte auch für diejenigen, die zu uns kommen und das muss auch so bleiben." Die Worte von Ruth Holtzhauer unterstrichen die Arbeit des Psychosozialen Zentrums und Kontaktstelle für traumatisierte Flüchtlinge "Refugio VS" in 20 Jahren.

Villingen-Schwenningen. Die Vorstandsfrau der ersten Stunde sprach damit den rund 200 Gästen im Muslenzentrum in Schwenningen aus dem Herzen, die zur Jubiläumsfeier mit Gesprächen, Musik und Tanz gekommen waren. Unter ihnen auch die "Eltern" von Refugio VS, der Arzt Ernst-Ludwig Iskenius und die Sozialpädagogin Monika von Mirbach.

"Wir wünschen uns die Welt so, dass es uns gar nicht geben bräuchte", sagte die Vorsitzende, Pfarrerin Brigitte Güntter, "die Welt ist aber nicht so und deshalb sind wir froh, dass es Refugio seit 20 Jahren gibt". Sie dankte den Geburtshelfern, nahen und fernen Verwandten sowie den Paten und Spendern, die Refugio VS immer wieder Geld zustecken. So wie die Stadt und der Landkreis – Landrat Sven Hinterseh sprach Grußworte auch im Namen des Oberbürgermeisters Rupert Kubon und lobte Refugio VS als "humanitären Leuchtturm".

Wenn Deutschland endlich erkenne, dass es ein Einwanderungsland sei, dann können sich auch die Krankenkassen nicht länger der Kostenbeteiligung entziehen, sagte Ulrich Kleber, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Die psychotherapeutische Arbeit von Refugio werde derzeit "ein bisschen" bezahlt, die psychosoziale sowie die Dolmetscherkosten überhaupt nicht, berichtete Geschäftsführerin Astrid Sterzel aus der Praxis. Moderator Klaus-Peter Karger holte sie an einen Tisch, die Akteure der ersten und der heutigen Stunde. Was sich in 20 Jahren geändert habe, wollte er wissen. "Unbedarft und naiv" sei man gestartet, erzählte Iskenius. "Die Patienten haben uns gezeigt, was sie brauchen". In der Psychotherapie sei der "Handwerkskasten" inzwischen größer geworden, sagte der bei Refugio heute tätige Psychologe Manfred Kiewald.

Monika von Mirbach erinnerte an die Anfangsjahre und die damalige "Katastrophe", dass Kinder weder Tagesstätten noch Schulen besuchen durften. "Man setzte auf Abschreckung, nicht auf Integration". Wenn sie heute ihre Schützlinge von damals trifft, dann freut sich "Frau Monika", dass sie Fuß gefasst, Familie und Arbeit haben.

Es habe sich "viel zum Positiven hin entwickelt", verglich die aktuell für Refugio tätige Sozialpädagogin Veronika Herz, "das Optimum ist aber noch nicht erreicht".

1,7 Millionen Euro haben Spender Refugio VS in 20 Jahren zukommen lassen. Nicht viel geändert habe sich an der Tatsache, "dass wir am Ende eines Jahres nicht wissen, ob wir das nächste überstehen", sagte Ruth Holtzhauer. Das Personal arbeite damals wie heute zu niedrigen Löhnen in einem unsicheren Job. Immerhin werde man von den Behörden nach 20 Jahren erfolgreicher Arbeit nicht mehr kritisch beäugt und "unsere Stellungnahmen zur Situation von Menschen mit posttraumatischen Belastungsstörungen werden nicht mehr belächelt", anerkannte Astrid Sterzel.

Vor allem Frauen und junge Geflüchtete kamen im umfangreichen Jubiläumsprogramm am Samstagnachmittag zu Wort und berichteten von ihren Erfahrungen mit Refugio VS. Musik von der Refugio-Trommelgruppe, von der Musikschule im Zentrum sowie der Junior Band des Gymnasiums am Hoptbühl, Kleinkunst von Karin Pittner und ein Tanz tamilischer Mädchen lockerten auf und der Abend endete mit einem gemeinsamen Fest.