Staatsanwaltschaft ermittelt erneut gegen leitenden Mitarbeiter. Belegschaft geschockt.
Villingen-Schwenningen - Die Belegschaft des Klinikums und Aufsichtsratsmitglieder sind geschockt: Das Schwarzwald-Baar-Klinikum war das Ziel einer großen Razzia am Dienstag. Wieder richtet sich der Verdacht gegen einen leitenden Mitarbeiter. Wieder geht es um ominöse Abrechnungen.
Es war am Dienstag, als viele Polizisten und Beamte des Landeskriminalamtes zusammen mit einer Oberstaatsanwältin plötzlich im Klinikum aufgetaucht sind. Kliniksprecherin Sandra Adams bestätigte entsprechende Informationen des Schwarzwälder Boten über die Razzia und erklärt im Gespräch: "Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren gegen einen leitenden Mitarbeiter des Klinikums in die Wege geleitet." "Ich sage weiter nichts", sagte sie mit Blick auf das noch schwebende Verfahren.
Info an Aufsichtsräte
Auch Landrat Sven Hinterseh, der neben dem doppelstädtischen Oberbürgermeister Jürgen Roth Aufsichtsratsvorsitzender des Schwarzwald-Baar-Klinikums ist, bestätigte die Informationen. Die Durchsuchung habe stattgefunden, weil es den Verdacht gegen einen leitenden Mitarbeiter "hinsichtlich Abrechnungsmodalitäten" gebe. Er sei nicht Sprecher des Klinikums und wie man mit der Sache umgehe, sei Sache der Klinik-Geschäftsführung, so Hinterseh – in seiner Funktion im Aufsichtsrat unterstütze er die ermittelnden Behörden aber selbstverständlich "bei ihrer Arbeit". Weiter wollte sich Hinterseh zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern – auch dazu, ob die Razzia tatsächlich, wie Gerüchte die Runde machen, die Kardiologie betroffen habe, schwieg er.
Der Landrat betonte stattdessen: "Wir leben in einem Rechtsstaat und da gilt die Unschuldsvermutung." Die Mitglieder des Aufsichtsrats seien zwischenzeitlich informiert worden. Nach Kenntnis unserer Zeitung haben sie am Donnerstag ein Schreiben mit lediglich knappen Informationen erhalten und sollen die Gremiumsmitglieder demnach in der nächsten Aufsichtsratssitzung weitergehende Informationen erhalten.
Erinnerung an Fall Runkel
Dass das Schwarzwald-Baar-Klinikum so kurz nach der zunächst fristlosen Trennung von Chefarzt Norbert Runkel Ende 2017, ebenfalls wegen Abrechnungsmodalitäten, in dem Fall angeblicher Bargeldzahlungen von Patienten an Runkel, erneut im Fokus der Ermittler steht, kommentierte der Landrat nicht. "Nach meiner Einschätzung hat das eine mit dem anderen nichts zu tun", sagte er gegenüber unserer Zeitung.
Aus gut unterrichteten Kreisen war zu erfahren, dass der Aufsichtsrat des Klinikums nach Bekanntwerden des Skandals Ende 2017, Anfang 2018 die Klinikleitung damit beauftragt hat, Abrechnungen soweit möglich künftig stichprobenartig zu kontrollieren.
Bezüglich der Ermittlungen gegen Norbert Runkel hatte die Staatsanwaltschaft Konstanz zuletzt im vergangenen Herbst gegenüber dem Schwarzwälder Boten betont, dass diese noch immer nicht abgeschlossen seien. Der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Konstanz, Andreas Mathy, erklärte zu Beginn der Ermittlungen gegenüber unserer Zeitung, es seien keine Riesenbeträge, die da geflossen seien. Bargeldzahlungen seien nicht verboten und per se strafbar, aber auch nicht an der Tagesordnung.
Runkel, der als Koryphäe gilt und als Chirurgen in der Region sehr geschätzt war, hat längst neue Wege eingeschlagen. Der Mediziner ist als Chefarzt für Chirurgie, Viszeralchirurgie und Intensivmedizin in Offenbach tätig.