In Ritzen und Fugen liegen in VS liegen massenhaft Hinterlassenschaften der Raucher. Foto: Eich

In der Innenstadt fehlen Aschenbecher. Es gibt sie – aber man muss sie suchen.

Villingen-Schwenningen - Die Fugen des historischen Kopfsteinpflasters in der Villinger Innenstadt zeigen es ganz deutlich: Viele benutzen statt eines richtigen gleich den "großen Aschenbecher" und werfen ihre Zigarettenstummel achtlos weg.

Gerade nach einem Wochenende, an dem die Villinger Innenstadt von vielen Passanten frequentiert worden ist, ist es offensichtlich. In Ritzen und Fugen liegen massenhaft Hinterlassenschaften der Raucher. Und dieses Drecks wird noch nicht einmal die gemeine Kehrmaschine zuverlässig Herr, denn meist stecken die Zigarettenstummel so tief, dass sie sogar von Hand herausgezogen werden müssten, wollte man hier grundlegend für Ordnung sorgen.

Kurzum: Für die Mitarbeiter der Technischen Dienste Villingen-Schwenningen, der TDVS, ist deshalb häufig Handarbeit angesagt. "Die Beseitigung von Zigarettenkippen erfolgt sowohl über die Kehrmaschine als auch, insbesondere in den Grünanlagen, händisch", bestätigt die Pressesprecherin der Stadtverwal tung, Madlen Falke, auf Anfrage des Schwarzwälder Boten.

Doch woran liegt es? Sind viele Raucher per se Umweltverschmutzer, über den blauen Dunst, den sie in die Luft blasen, hinaus? Ist ihnen das Stadtbild gleichgültig? Oder sehen sie sich schlichtweg dazu gezwungen, ihre Kippen per Freiflug aufs Kopfsteinpflaster zu entsorgen?

"Na, wohin soll ich denn mit meiner Zigarettenkippe sonst?", sagt ein Raucher, als er beim achtlosen Wegwerfen seiner Kippe erwischt und darauf angesprochen wird und liefert sein Motiv im selben Atemzug: "Hier gibt’s ja nirgendwo einen Aschenbecher!" Doch er irrt, denn nicht alle, aber doch einige Abfalleimer in den Innenstädten verfügen teilweise tatsächlich über eine separate Vorrichtung für Zigarettenkippen. Es gibt sie also, soweit die gute Nachricht, die schlechte: Man muss sie suchen.

Nicht nur ein ästhetisches Problem

Von den 27 öffentlichen Mülleimern in den vier Villinger Einkaufsstraßen verfügen fünf über die Zigarettenstummelfunktion (einer in der Niederen Straße, einer in der Oberen Straße und drei in der Rietstraße). In Form und Farbe sind sie identisch mit den übrigen Müllbehältern, allerdings prangt auf der Vorderseite eine kleine, silberne Plakette mit Zigaretten-Symbol. Im oberen Rand dieser Mülleimer ist ein Loch, dort hinein kann man die den ausgedrückten Zigarettenstummel werfen, der dann über ein Rohr in die Tiefe fällt.

Wer sie allerdings nicht findet, oder nach erstem erfolglosem Aufsuchen eines x-beliebigen Mülleimers davon ausgeht, dass die gleich aussehenden Mülleimer allesamt eben über keine Zigaretten-Auffangstation verfügen, der tut in VS offenbar was ganz viele tun: Er wirft seine Kippe aufs Pflaster und tritt sie aus. Unschön – und nicht nur das.

Die Zigarettenstummel im Villinger Kopfsteinpflaster sind nämlich nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern auch ein echter Umweltfrevel. Über die Kippen geraten giftige Chemikalien in die Umwelt, unter Umständen auch in die Kanalisation – und besonders schädlich sollen gerade jene Zigaretten sein, die in Villingen dank ihres orangefarbenen Anfangs besonders häufig gesehen werden, die Filterzigaretten.

Wie giftig die rund zwei Zentimeter Ende einer Zigarette sein können, belegten 2011 Wissenschaftler an der San Diego State University, demnach mache Fischen bereits ein Zigarettenstummel pro Liter Wasser den Garaus.