Am Aschermittwoch werden im Gottesdienst traditionell Aschenkreuze auf die Stirn der Gläubigen gezeichnet. In der St. Hilariuskirche kam es dabei zu Verätzungen. Foto: Seidel

Rätsel um Verätzungen nun endgültig gelöst. Chemische Reaktion schuld an Verletzungen.

Villingen-Schwenningen - Exakt 100 Tage nach dem mysteriösen Vorfall während eines Gottesdienstes in der St. Hilariuskirche in Weilersbach ist das große Rätsel endgültig gelöst. Die Verätzungen der Besucher war einer chemischen Reaktion geschuldet. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Pfarrer.

Der Schock in der Gemeinde nach den Ereignissen am Aschermittwoch saß tief. Ein Jahrhunderte alter Brauch sorgte dafür, dass zahlreiche Besucher des Gottesdienstes verletzt wurden. Denn nachdem Pfarrer Alexander Schleicher – wie üblich – bei der heiligen Messen traditionell ein Aschenkreuz auf die Stirn der Gottesdienstbesucher gezeichnet hatte, kam es zu Verätzungen. Warum, das war nicht nur für die Betroffenen, sondern auch den Geistlichen ein großes Rätsel. Dieses zog schließlich weite Kreise.

Labor hat Asche untersucht

In Rücksprache mit der Erzdiözese Freiburg wurde der Topf mit der Asche zur Polizei nach Schwenningen gebracht, die daraufhin die Ermittlungen aufgenommen hatte. Im Zuge dessen hatten die Beamten die knapp 70 Besucher des Gottesdienstes, von denen offenbar ein Großteil bei dem Vorfall verletzt wurden, befragt. Hier kristallisierte sich zunächst raus, dass alle Betroffenen auf eine Strafanzeige verzichten. Hinsichtlich der Ursache war jedoch der Rat von Experten gefragt.

So wurde die Asche, in Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft, zur Auswertung in ein Labor gegeben. Am Mittwoch, und damit exakt 100 Tage nach dem Vorfall, erhielten die mit dem Fall betrauten Beamten schließlich die Lösung für das Rätsel. "Bei der Untersuchung wurde herausgefunden, dass keine anderen, bislang unbekannten Substanzen, in der Asche waren", erklärt Polizeisprecher Dieter Popp auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Vielmehr sei es bei dem Vermischen von Asche und Wasser zu einer chemischen Reaktion gekommen – so sei dabei eine alkalische Lösung entstanden. "Das Problem war, dass für die Vermischung Quellwasser genutzt wurde, dabei kam es zu einer alkalischen Reaktion", so Popp weiter.

Die Konsequenz ist nun, dass gegen den Pfarrer wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt wird. Die Beamten der Schwenninger Polizei werden die Ermittlungsergebnisse deshalb der Staatsanwaltschaft vorlegen.

Hoher pH-Wert

Für die Bundesgütegemeinschaft Holzaschen dürften diese Laborergebnisse allerdings keine Überraschung sein. Die Experten hatten sich aufgrund der Berichterstattung unserer Zeitung an die Redaktion gewandt und erklärt, dass "Asche von Holzpflanzen stark alkalisch ist und sich bei Vermischung mit Wasser starke Basen mit einem pH-Wert von bis zu 14 ergeben können". Dass eine Base mit einem sehr hohen PH-Wert zu Verletzungen auf der Haut führen, sei "keine neue Erkenntnis".

Sicher dürfte nach dem unglücklichen Vorfall zumindest sein, dass bei der nächsten heiligen Messe an Aschermittwoch in St. Hilarius hinsichtlich der Aschenkreuze anders vorgegangen wird.