Das Saxophon-Quartett "Clair-obscur" bot im Franziskaner ein ausgewogenes Programm. Christoph Enzel, Adrian Tully, Maike Krullmann und Jan Schulte-Bunert bewiesen Geist, Humor, beste Technik und interpretatorische Klarheit. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Ensemble "Clair-obscur" eröffnet neue Dimension

VS-Villingen. Das Saxofon-Ensemble "Clair-obscur" bot ein hinreißendes Konzert im Villinger Franziskaner. Charmant-heitere Moderation und musikalische Ausstrahlung waren bestens. Die Erzmusikanten hoben die Saxofon-Familie auf ein hohes Podest.

Wer traditionelle Sax-Musik aus Romantik oder Jazz kannte, musste alles vergessen, denn Jan Schulte-Bunert, Sopran, Maike Krullmann, Alt, Christoph Enzel, Tenor und Adrian Tully, Bariton, eröffneten eine neue Dimension. Diese offenbarte sich in gelungenen Adaptionen, darunter von Enzel, subtilen, feinfühligen Pianopassagen oder intensiven Fortestellen und einem berauschenden Klanggefüge bei deckungsgleichem Musizieren, ohne Schwarz-Weiß-Malerei, sondern in einem harmonischen Gefüge.

Als Besonderheit wurde auf dem Silbertablett serviert: Das "Quartet" des Jahres 2013 von Christian Biegai (geboren 1974). Es war den vier Musikern auf den Leib geschrieben. Markant war der Kopfsatz mit zwei Sopran-Saxofonen, deren Echoeffekte in Glockenklang, jazzigem Drang, einer deutlichen Zäsur und Rhythmuswechseln aufging. Tenor- und Altsax legten sich gefühlvoll in das Lullaby hinein, in das sich erst spät der Bass mit eigenem "Lied" einfügte. Zum Zwischenbeifall kam es im Finale, das flirrend-fiebrig in Staccati-Formulierungen und Feidmann-Anklängen des Sopransaxofons expressiv mitriss.

Mit Esprit und Witz wurde Schostakowitschs "Jazz-Suite Nr. 1" interpretiert. Die drei Miniaturen des sowjetischen Jazz wurden im Geiste des Komponisten ausgedeutet – eine Persiflage westlicher Kunstform gegen das russische Establishment. Zum humorigen Erlebnis wurde die verballhornte Polka und echten Jazz bot der Foxtrott, Tenorlegato, angenehmer Sound, hingehauchtes Piano, Klackgeräusche und "Posaunen"-Solo inbegriffen.

Mit "Minimax" hatte Paul Hindemith Musikerkollegen aufs Korn genommen. Saint Saens’ "Carnaval" war da recht sanft. Der Deutsche ging direkt zur Sache, ebenso die vier Clair-Obskurler. Mit "Hohenfriedberger", "Wasserdichter", "Vogelbauer" und "Alten Karbonaden" ging es preußisch-militärisch, operettenhaft und ländlerisch zu. Mit drei Sonaten von Domenico Scarlatti, Mozarts Oboenquartett KV 370 und Griegs Suite aus Holbergs Zeit wurde eingangs bewiesen: Hier entsteht etwas Neues. Die Vorlagen waren so adaptiert, dass man sich in der Tat fragen musste, warum wurde das Saxophon nicht schon früher erfunden. Das Quartett glänzte mit Perfektion.