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Porträt / Florian und Annabell Schofer haben Projekt "Freu(n)de im Advent"ins Leben gerufen / Weitere Ideen entwickelt

Florian und Annabell Schofer haben das Projekt "Freu(n)de im Advent" erdacht, gegen die Einsamkeit in den vorweihnachtlichen Wochen und natürlich im Einklang mit den Corona-Verordnungen. Den Geschwistern aus Villingen liegen die Menschen am Herzen – nicht nur an Weihnachten.

VS-Villingen. Der 28-Jährige und seine drei Jahre jüngere Schwester sind in der Fidelisgemeinde aufgewachsen, waren beide Ministranten und gehören derzeit einem Team von acht Ehrenamtlichen an, die Mesnerdienste verrichten. Florian Schofer ist zudem jüngst in den Pfarrgemeinderat gewählt worden.

Das kirchliche Engagement hat ihnen ihre früh verstorbene Mutter Jutta nahegebracht und dabei entwickeln sie erstaunliche Ideen. Man erinnere sich an das Musical "Pro-dezibel", das 2012 mit rund 100 Jugendlichen in der Fidliskirche stattfand, oder das Ostercafé, das sie 2019 aus der Taufe hoben und für das in diesem Jahr schon wieder viele Anmeldungen vorlagen, wie man weiß, vergeblich.

Seit gut fünf Jahren gibt es von der Caritas Schwarzwald-Baar das Projekt "Weihnachten mal anders", bei dem sie mitwirken. Im Tagesstüble "St. Lioba" verbringen rund 70 Gäste gemeinsam den Heiligen Abend mit Festessen, Geschenken, Gebeten und Gesang. "Wir hatten dafür ganz schnell eine Warteliste", sagt Florian Schofer. Dass das Weihnachtsfest 2020 ganz anders ausfallen würde, das war den Geschwistern schon früh klar. Ohnehin hatten ihre Überlegungen nicht nur den 24. Dezember, sondern die gesamte Adventszeit in den Blick genommen. So lag es nahe – ob mit oder ohne Corona – mit "Freunden" zugleich "Freude" zu bringen. Seit Veröffentlichung ihrer Idee haben sich dafür schon über 30 Menschen gefunden, die sich in den nächsten Wochen umeinander kümmern wollen.

Hoffnung auf langfristige Kontakte

Und wenn es so läuft, wie es sich Annabell Schofer wünscht, dann überdauern die Kontakte Weihnachten und bleiben vielleicht für immer. Die MedizintechnikIngenieurin hat 2014 ihr Abitur am St. Ursula-Gymnasium abgelegt und ist gerade dabei, an der Fernuni Hagen den Master in Informatik zu machen. Ihr Bruder durfte 2012 das letzte G9er-Abi machen – ebenfalls an St. Ursula – und leistete danach ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Rettungsdienst des Deutschen Roten Kreuzes. Dort entwickelte sich sein Berufswunsch: Arzt. In Freiburg studierte er Medizin. Ab Dezember ist er als Assistenzarzt an der Kinderklinik des Schwarzwald-Baar-Klinikums tätig.

Bei der Zusammensetzung der Paare als "Freunde im Advent" achteten Florian und Annabell Schofer auf gemeinsame Interessen und dass "es passt". Die meisten der inzwischen 33 Adventsfreunde haben schon seit einigen Wochen Kontakt, ganz im Sinne der Geschwister. Das Projekt sieht immer einen aktiven Partner vor, der den Erstkontakt bewerkstelligt, der andere lässt sich kontaktieren. Bei der Anmeldung unter E-Mail freunde-im-advent@gmx.de oder Telefon 0152/36 36 09 76 darf man seine Rolle wählen. Dann ziehen sich die beiden Initiatoren zurück, bleiben allenfalls Ansprechpartner für Fragen. Ob die Kontakte hernach postalisch, telefonisch oder auch persönlich erfolgen, bleibt den Menschen überlassen. Die aktuellen Coronaverordnungen lassen ja gemeinsames Kaffeetrinken, Plätzchenbacken oder Spazierengehen nicht zu.

"In der Vorweihnachtszeit nehmen Menschen ihr Alleinsein besonders wahr", weiß Annabell Schofer. "Sie sind nicht zwangsläufig alt, manche hat auch eine Krankheit in den frühzeitigen Ruhestand geschickt. Und es fehlen häufig Familienangehörige." Derzeit besonders fatal: Weihnachtsmärkte finden nicht statt, und von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden angebotene Adventsnachmittage, Liederabende und gemeinsames Backen und Basteln sind abgesagt.

Am Küchentisch arbeiten beide die Pläne aus

Den Heiligen Abend lassen die Schofers allerdings auch nicht aus den Augen. Dafür wollen sie im "Weihnachten mal anders"-Team Carepakete packen und Anregungen geben, wie man die Geburt Christi auch in Coronazeiten feiern kann. Aus den vielen Rückmeldungen, die sie aufgrund ihrer Projektideen in den vergangenen Jahren erhielten, haben die Geschwister schon wieder eine neue Idee entwickelt, die sie nach Corona umsetzen wollen. "Es gibt so viele aktive, fitte und talentierte Menschen im Rentenalter, die Zeit und Lust haben, gemeinsam mit anderen etwas zu unternehmen", sagt Florian Schofer. "Die wollen wir zusammenbringen." Wie genau, das werden die beiden am gemeinsamen Küchentisch noch ausbaldowern. Derzeit wohnen sie nämlich wieder unter einem Dach mit ihrem Vater Rolf Schofer, dem Rektor der Hochschule Furtwangen.

Geschwister teilen auch Liebe zur Musik

Wenn neben Arbeit oder Studium und gemeinsamer Projektentwicklung Zeit bleibt, dann gehen sie ihren Hobbys nach: Florian spielt Trompete bei der Stadt- und Bürgerwehrmusik Villingen und sitzt für Chorprojekte der Seelsorgeeinheit auch gerne an der Orgel. Annabell Schofer spielt Klavier und Posaune – "aber nur für mich". Außerdem kocht und backt sie leidenschaftlich gern und unterstützt das Backteam der Landfrauen in der legendären "Goldenen Krone". Ihre Spezialität ist Schwarzwälder Kirschtorte. Und dabei kommen ihr immer wieder auch Ideen für ein neues Projekt der Mitmenschlichkeit.