Im Gemeinderat gab es eine Diskussion um Tauben. Foto: pixabay

Parkhaus-Eigentümer zieht Genehmigung zurück. Mutmaßlich ausgesetzte Vögel werfen Rätsel auf.

Villingen-Schwenningen - Weniger Tauben vermutet der Tierschutzverein Villingen-Schwenningen derzeit in der Doppelstadt. Diese Vermutung und der Fund einer Schwenninger Taube in Dunningen werfen viele Fragen auf. Und dann gerät plötzilch auch noch das Projekt Taubenhaus ins Wanken.

Die gefiederten Bewohner der Stadt sollen weniger geworden sein. So die Vermutung des Tierschutzvereins Villingen-Schwenningen. Bei den wöchentlichen Rundgängen sei aufgefallen, dass sich an den üblichen Plätzen in der Niederen- und Bickenstraße weniger Tauben aufhalten als sonst. Woran das liegt, kann sich der Verein derzeit nicht erklären. Möglicherweise seien die Tauben an einen anderen städtischen Standort gewechselt. Aber nachdem in der Vergangenheit sowohl vergiftete als auch erschossene Tauben gefunden wurden, stellt sich die Frage, ob zurzeit jemand in der Stadt sein Unwesen treibt. Der Verein kann dazu noch nichts Sicheres sagen. Fakt ist, dass das Thema "Tauben" schon für zahlreiche Konflikte gesorgt hat. Während die einen die Vögel mit Futter versorgen, sprechen andere von einer Plage.

Gemeinderat hat 50.000 Euro genehmigt

Aus diesem Grund hat der Gemeinderat gegen Ende des letzten Jahres ein Budget von 50.000 Euro genehmigt, das in die Errichtung eines Taubenschlags in Schwenningen fließen soll. Dies sollte voraussichtlich im Juni oder Juli in Kooperation mit der Firma Astum in die Tat umgesetzt werden. "Es gibt noch keine offizielle Meldung, dass es nicht wie geplant stattfinden kann", erklärte Thorsten Kuchenbecker vom Tierschutzverein im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten noch vor kurzem.

Am Mittwoch aber dann eine überraschende Wendung während einer Gemeinderatssitzung in Villingen-Schwenningen: Constanze Kaiser, Stadträtin der Grünen, hatte angemerkt, dass die Taubenpopulation in Außenbereichen laut diverser Meldungen steige – vielleicht ist auch das eine Erklärung auf den von den Tierschützern vermuteten Rückgang der Schwenninger Tauben.

Kein Standort in Schwenningen

Einen Rückzugsort in Schwenningen werde es, machte Bürgermeister Detlev Bührer in seiner Antwort deutlich, in Schwenningen so schnell wohl nicht für die Tauben geben, denn das Projekt Taubenhaus liegt ganz plötzlich auf Eis: "Der Eigentümer der Muslengarage hat eine Zustimmung für das Taubenhaus nun plötzlich zurückgezogen!" Es gebe "im Moment", so Bührer, keinen Standort in Schwenningen, wo das Projekt Taubenumsiedlung nun eigentlich hoffnungsvoll hätte starten sollen.

Schon vor dieser Hiobsbotschaft befürchteten die Initiatoren, dass das Projekt an der Corona-Krise scheitern könnte. Thorsten Kuchenbecker fragte sich bereits, ob das versprochene Geld in diesem Jahr aufgrund der Corona-Krise für den Taubenschlag tatsächlich investiert werden könne. Ein Trost für die Tierfreunde war es, dass der Schlag zumindest schon genehmigt war – früher oder später werde er dann wohl auch realisiert.

Der Taubenschlag soll dann als Lockschlag dienen und Platz für etwa 150 bis 250 Tiere Platz bieten. Mit dem genehmigten Budget wollte man auch noch einen zweiten Schlag errichten, auch für diesen aber gab es bislang noch keinen Standort, so Kuchenbecker.

Tierschutzverein ist vollkommen ratlos

Neben der unklaren Situation für das Projekt Taubenschlag und der Tatsache, dass die Taubenpopulation in VS abzunehmen scheint, sorgte noch ein weiteres Ereignis für Verblüffung: Bereits zum zweiten Mal habe den Tierschutzverein eine Meldung erreicht, dass in Dunningen, Kreis Rottweil, Tauben mit einem Markierungsring des Tierschutzvereins VS gefunden wurden. "Wir sind ratlos, wie das zu Stande gekommen ist", berichtet Kuchenbecker.

Dass eine junge Taube mit einem anderen Schwarm mitfliegt, sei nicht unbedingt ungewöhnlich. Aber erwachsene Tauben sind in der Regel standorttreu. Deshalb schließt der Tierschutzverein nicht aus, dass die Tauben in Dunningen ausgesetzt wurden. Beweise gibt es hierfür aber nicht. Für die Vögel hätte so eine Aussetzung allerdings gravierende Folgen. "Die Tauben müssen sich zunächst in der neuen Umgebung orientieren", erklärt Kuchenbecker, "wenn sie dort keine ansässigen Tauben finden, sind sie auf sich alleine gestellt und so gut wie verloren." Die Suche nach Futter könne sich für eine orientierungslose Taube an einem neuen Standort ebenfalls als schwierig erweisen.

Die in Dunningen gefundenen Tauben seien alle "abgemagert und in einem schlechten Zustand" gewesen. "Beim letzten Mal will man beobachtet haben, dass ein Auto die Tauben gebracht und fliegen gelassen hat", heißt es von Seiten des Vereins. Dies mache die Arbeit des Tierschutzvereins zunichte und sei darüber hinaus strafbar.