Auch in Villingen haben in der Vergangenheit Koran-Verteilaktionen stattgefunden. Foto: dpa

Vollstreckungsmaßnahmen bei vier Personen. Koran-Verteilung sorgte im Herbst 2014 für Aufsehen.

Villingen-Schwenningen - Bundesweit fanden am Dienstag Razzien gegen den islamistischen Verein "Die wahre Religion" des Hasspredigers Ibrahim Abou Nagie statt. Auch in der Doppelstadt habe man laut dem Innenministerium die "Umsetzung und Vollstreckung des Verbots" durchgeführt.

Wie Renato Gigliotti, Sprecher des Ministeriums, gegenüber dem Schwarzwälder Boten erklärt, habe die Aktion sowohl im Stadtgebiet als auch im restlichen Teil der Republik morgens um 6.30 Uhr begonnen. Demnach fand die Maßnahmen bei insgesamt vier Personen statt. "Den Vereinsmitgliedern wurde die Verbotsverfügung ausgehändigt", erklärt Gigliotti. Man habe ihnen klar gemacht, "dass der Verein aufgelöst wurde und sämtlich Aktivitäten zu unterlassen seien."

Im diesem Falle ging es vor allem um Stände, inklusive der Koran-Verteilung. "Deren Ziel war es, flächendeckend viele Menschen anzusprechen", so der Sprecher.

Zu diesem Zweck sei der Verein breit aufgestellt gewesen und habe in der gesamten Bundesrepublik Mitglieder gehabt. "Diese vier Personen waren entsprechend für den Raum Schwarzwald-Baar zuständig." Von einer Szene, die einen hier ansässigen "Hotspot" voraussetzen würde, könne man laut seinen Angaben jedoch nicht sprechen. Auch seien, wie Gigliotti betont, in VS keine Durchsuchungsmaßnahmen durchgeführt worden.

Der Verein hatte unter anderem mit seiner Koran-Verteilaktion in der Villinger Rietstraße im Oktober 2014 für Aufsehen gesorgt. Damals informierten Passanten die Polizei, nachdem ihnen die Verteiler der Glaubensschrift aufgefallen waren. Der Polizeieinsatz löste damals einen kleineren Personenauflauf aus, da einige Gleichgläubige hinzugekommen seien, um ihre Solidarität mit den Vereinsmitgliedern zu bekunden. Einen Grund zum Eingreifen gab es für die Polizei allerdings nichts. Laut Madlen Falke, Sprecherin der Stadt, habe man ein oder zwei solcher Anfragen genehmigt.

Anders bei einem Salafist türkischer Staatsangehörigkeit, der in Villingen-Schwenningen aufgewachsen war. Dieser erhielt im Jahr 2012 einen Ausweisungsbescheid, weil er Drohvideos, die zum Dschihad aufforderten, verbreitet hatte. Es blieb in VS jedoch bislang bei diesem Einzelfall.