Völlig demoliert liegt das Flugzeugwack des 74-Jährigen auf dem Dach der Lagerhalle, die durch die Wucht des Aufpralls durchschlagen wurde. Foto: Eich

74-Jähriger aus dem Kreis Tuttlingen stürzt mit Sportflugzeug im Gewerbegebiet Rammelswiesen ab. Unfallursache ungeklärt.

Villingen-Schwenningen - Bei einem Flugzeugabsturz im Gewerbegebiet Rammelswiesen ist am Donnerstag ein 74-jähriger Pilot ums Leben gekommen. Er war aus bislang ungeklärter Ursache in das Dach einer Lagerhalle gestürzt.

Es war gegen 16.45 Uhr als ein lauter Knall die Menschen in der Umgebung aufschreckte.

Die Lage vor Ort: ein Flugzeug ist auf eine Lagerhalle gestürzt, hatte das Dach sogar teilweise durchbrochen. Zahlreiche Einsatzkräfte der Feuerwehr Villingen-Schwenningen sowie des DRK und die Polizei eilten an die Einsatzstelle – ihr Alarmstichwort: "Flugzeug in Gebäude". Dort angekommen, brachte man die Drehleiter in Stellung und sorgte damit dafür, dass der Rettungsdienst inklusive Notarzt einen Zugang zum Piloten schaffen konnte. Hierbei wurde der Notarzt mit einem Absturzsicherungssatz gesichert, um die Vitalfunktionen des Piloten zu überprüfen – doch für ihn kam jede Hilfe zu spät. Der Mann aus dem Landkreis Tuttlingen verstarb noch an der Unfallstelle.

Laut Polizei erfahrener Pilot

Gleichzeitig musste die Feuerwehr jedoch den Brandschutz sicherstellen, denn laut Feuerwehr-Einsatzleiter Christian Krause bestand durch die in die Lagerhalle auslaufenden Betriebsstoffe Explosionsgefahr. Der Kraftstoff konnte durch die Feuerwehr aufgefangen werden, gleichzeitig belüftete man die Halle und führte Messungen durch.

In der dortigen Halle sind ersten Angaben zufolge vor allem Kunststoffgranulate verschiedener Firmen aus der Region gelagert. Trotz des schrecklichen Unglücks konnte man von Glück sprechen, dass nicht weitere Personen bei dem Absturz zu schaden gekommen sind.

Der Verunglückte: Nur einige Sekunden vor seinem Absturz war er am Flugplatz der Schwenninger Sportfliegergruppe, der nur wenige hundert Meter von der Unglücksstelle entfernt liegt, gestartet – die Ursache für den schnellen Absturz ist bisher noch völlig unklar. Auch wenn er am Flugplatz durchaus bekannt war, war der laut Polizei erfahrene Pilot kein Mitglied der Sportfliegergruppe. Dies bestätigte der Vereins-Vorsitzende Frank Würthner, der den Vorfall sehr bedauert. Auch das abgestürzte Sportflugzeug gehörte nicht dem Verein.

Betroffenheit ist groß

Der Unfallort: Den lauten Knall des Flugzeugs gehört hat das Team des Recyclingshofs, der sich hinter der Lagerhalle befindet. "Wir sind sofort nach vorne auf den Platz geeilt, vier Leute haben gleichzeitig die 110 angerufen", erzählt ein Mitarbeiter.

Immer mehr Schaulustige versammeln sich, um sich über den Unfallhergang zu informieren. Unter ihnen ist auch ein Schwenninger Bürger, der das Unglück von Weitem beobachtet hat. "Ich habe gesehen, dass sich das Flugzeug in der Luft gedreht, also quasi einen Looping gemacht hat. Dann habe ich es auf einmal nicht mehr gesehen und schon vermutet, dass etwas passiert ist", der Schwenninger. Doch dass der Pilot den Absturz nicht überlebt hat, damit habe er nicht gerechnet. "Es ist schon schlimm, wenn man hier herkommt, und sowas dann erfährt." Zwei Mitarbeiter der Fliegerklause, dem Flughafen-Restaurant neben dem Tower, hatten die Hiobs-Botschaft bereits auf dem Flugplatz gehört und kommen herbei. Ihnen war der Verunglückte nicht unbekannt, weil er regelmäßig bei ihnen zu Gast war, daher ist auch ihre Betroffenheit groß. Die Diskussionen unter den Bürgern sind quer gemischt und reichen von "Vielleicht ist ihm ja schlecht geworden" bis hin zu "Es hätte noch viel mehr passieren können".

Ein Mitarbeiter der betroffenen Firma, die auch in der Halle ihr Lager hat, erkundigt sich über den Zustand seiner Kollegen, die während des Unglücks in der Lagerhalle waren, um den ankommenden Lkw beim Be- und Entladen zu helfen. "Es ist wohl nichts weiter passiert", meint er ein wenig später.

Am späten Nachmittag machten sich Ermittler der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung aus Braunschweig auf dem Weg nach Schwenningen. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Feuerwehr die Maschine bereits gegen ein Abrutschen gesichert. Auch das Technische Hilfswerk traf bereits gegen 18 Uhr ein und unterstützte die Maßnahmen vor Ort – unter anderem mit Leuchtmitteln.

Bergung des Flugzeugwracks schwierig

Nachdem in der Nacht die Ermittler Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung am Unglücksort eingetroffen waren und sich ein erstes Bild vor Ort machen konnten, wurde am Freitagmorgen mit der Bergung des Sportflugzeugs begonnen. Der entsprechende Bereich der Lagerhalle wurde von der Feuerwehr leergeräumt, dann rückte ein Schwerlastkran an, mit dessen Hilfe nach der Beweissicherung seitens der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung das Flugzeug aus dem Dach gehievt werden konnte.

Die Bergung gestaltete sich laut Feuerwehr schwierig, weil das Wrack in dem Dach verkeilt war. Nur mit Spezialwerkzeug konnten die Trümmer freigeschnitten werden, um das Flugzeug anschließend auf dem Boden abzusetzen. Dort soll es weiter untersucht werden um anschließend die Leiche des 74-jährigen Piloten bergen zu können. Erst dann wird man weitere Angaben zur möglichen Absturzursache nennen können.

In unserem Video kommen die Rettungskräfte zu Wort:

Seite 2: Große Trauer nach Absturz

Von Fabian Wagener

Villingen-Schwenningen - Der Schwenninger Flugplatz, kurze Zeit nach dem Absturz: Der Schock über das Unglück sitzt hier tief, die Trauer ist greifbar. Am Tower, nur wenige hundert Meter von dem Unfallort entfernt, stehen einige Menschen in Kleingruppen beisammen, darunter auch langjährige Fliegerkameraden des Opfers. Sie schauen über den Flugplatz, jenen Ort, von dem aus der verunglückte Pilot gestartet ist. Und sie versuchen, das Unfassbare zu begreifen – den Tod einer der ihren. "Er war 40 Jahre mein Fliegerkamerad", sagt einer der Anwesenden, während er mit den Tränen kämpft. Auch die anderen ringen sichtlich um Fassung. Detaillierte Auskünfte kann und will hier aber keiner geben – zu tief sitzt der Schock, zu groß ist die Trauer.

Ähnliches gilt auch für Flugleiter Armin Schneider oben im Tower. Er hatte Dienst, als das Unglück geschah, als die kleine Maschine in das Lagerhaus krachte. Von seinem Arbeitsplatz aus kann er den gesamten Flugplatz überblicken, den Unfallort selber sieht man von hier oben nicht. "Der Start war ganz normal, über das, was dann passiert ist, kann ich allerdings nichts sagen", berichtet er, während draußen auf dem Flugplatz Polizeibeamte mit einem Hubschrauber starten, um sich von oben ein Bild von der nur schwer einsehbaren Unfallstelle zu machen. Die Polizei wird nun ermitteln und der Frage nachgehen, warum der erfahrene 74-jährige Pilot mit seiner Maschine abstürzte. Die Fliegerkameraden des Opfers wird die Antwort auf diese Frage interessieren – wirklich trösten wird sie freilich nicht.