El Nene lässt sein feuriges Temperament und die Lebenslust ebenso hervorscheinen wie die melancholische Seele (rechts). Immer mehr Zuhörer zieht es zum Tanzen vor die Bühne. Fotos: Streck Foto: Schwarzwälder Bote

Innenhoffestival: Zwei Konzerte zum Tanzen / Musiker sprühen vor Temperament

Villingen-Schwenningen. Das Publikum tanzt ausgelassen, singt und klatscht: Mit zwei heißen Partyabenden ist das 31. Villinger Innenhoffestival am Samstag zu Ende gegangen. Ob beim Auftritt der Musiker von "Malaka Hostel" in der Scheuer oder von El Nene und seiner Band "El Son del Nene" im Hof, die Zuhörer drängen sich vor der Bühne und gehen voller Elan mit.

Brechend voll ist es, als die sechs Jungs von "Malaka Hostel" am Freitag die Bühne in der Scheuer erobern – während im Hof der Regen vom Himmel prasselt. "Glaubt uns, wir gehen genauso nass von der Bühne, als wenn wir draußen gespielt hätten", versichern die Musiker. Und treten in den zwei Stunden den Beweis an, in denen sie wie die Derwische über die Bühne wirbeln und mit Spielfreude und voller Energie von den ersten Takten an mitreißen.

Sie nehmen die Besucher mit auf eine wilde musikalische Reise, sie zelebrieren voller Melancholie osteuropäische Melodien und stimmen im nächsten Momente rockige Klänge an, vermischen Klezmer und den Sound des Balkans mit Bläsersätzen in feinster Ska-Manier, bedienen sich bei Polka und Reggae – und schon geht es zu den Klängen der Mundharmonika in die Weite des Wilden Westens. Und dann sind da wieder die stillen Momente, in denen sie in mehrstimmigen Gesang von der Liebe erzählen, von Sehnsüchten und Einsamkeit, die sie aber ebenso schnell wieder mit fetzigen Beatrhythmen brechen.

Sie singen vom "Erdbeermund", nehmen einen mitten "Hinein in die Nacht" und singen von den "Coyotes del Amor" – so international wie die Wurzeln der Musiker in Chile, Polen oder Deutschland sind die Stücke der aus Freiburg stammenden Band. Es sind Ohrwürmer, die viele mitsingen und bei denen sie sich in den Armen liegen, bevor die Beine wieder wie von selbst anfangen zu tanzen.

Es herrscht Partystimmung pur in der Scheuer – und am Ende sind Musiker wie Zuhörer hingerissen von den gemeinsamen Stunden beim Innenhoffestival. Während der Fahrt nach Villingen im Dauerregen seien sie schon skeptisch gewesen, wie das wohl so ist, vor drei Leuten im Regencape zu spielen, gibt Jonathan Ziegler zu. Und ist jetzt mit seinen Kollegen umso faszinierter, wie sich der Abend entwickelt hat. Im Frühjahr feiert "Malaka Hostel" die Release-Party des neuen Albums "Disko Fatale", gibt es ein Wiedersehen in Villingen, versichert der Trompeter, der ganz begeistert von all den tanzenden Leuten vor der Bühne ist.

Immer mehr Menschen zog es auch am Samstag zum Abschluss des Festivals mit "El Son del Nene" auf die Tanzfläche. Dass El Nene kurzfristig für seinen Musikerkollegen Mayito Rivera eingesprungen war, hielt wohl keinen ab, im Gegenteil: Mit 400 Besuchern war das Konzert ausverkauft und es ging eng zu.

Schnell lassen die Musiker aus Kuba denn auch die kühleren Temperaturen und den wolkenverhangenen Himmel vergessen. El Nene und seine Musiker haben den Son Cubano im Gepäck, zaubern mit ihren Klängen karibisches Flair in den Innenhof. Mit seiner markanten Stimme nimmt El Nene das Publikum gefangen, lässt sein feuriges kubanisches Temperament und die Lebenslust ebenso hervorscheinen wie die melancholische Seele, kongenial begleitet von seinen Musikern mit Perkussion, Gitarre, Bass und Trompete, die immer wieder auch in den Gesang ihres Bandleaders einfallen. Sie zelebrieren den Hüftschwung voller Erotik und bitten dann auch die Gäste auf die Bühne, um sich an einen Tanz mit Trompeter Ernesto Reyes zu wagen. Der Applaus ist ihnen allen sicher.

Immer wieder klatscht und summt das Publikum mit, und als zum Schluss "Guantanamera" erklingt, scheint der ganze Hof zu singen. Ein tolles Abschlusswochenende des 30. Festivals, bei dem jüngere wie ältere Besucher feierten, ob zu den wilden Rhythmen von von "Malaka Hostel" oder der afro-kubanischen Musik von "El Son del Nene".