Sbh-Gida-Kundgebung in Villingen. Foto: Eich

Künftig bei "Nein zum Heim" statt Pegida. Krach mit Mutter-Organisation nach Fahnen-Vorfall.

Villingen-Schwenningen - Abschied mit wehenden Fahnen? Im Gegenteil: Eine solche ist es sogar, an der sich in der Sbh-Gida offenbar die Geister scheiden. Auf Facebook wird deutlich, dass die Führungsriege der Sbh-Gida sich zu diesem Schritt quasi gezwungen sieht: "Wir lassen uns nicht erpressen."

Grellmann betont, Vorfälle in den letzten Wochen hätten gezeigt, dass "es nicht mehr möglich ist, weiterhin unter dem Namen Pegida für die Sache auf die Straße zu gehen". Es kam anlässlich des Fahnen-Vorfalls in Villingen offenbar zum Zerwürfnis zwischen der Sbh-Gida und der Pegida.

In ihrem Abschiedsposting auf Facebook schreibt Sabrina Grellmann eine Entschuldigung an den Fahnenträger, der wie jedes Mal auch am Sonntag, 18. Oktober, mit seiner Israel-Flagge zur Kundgebung gekommen war: "Soweit hätte es nicht kommen dürfen!" Er wurde am Sonntag Augenzeugenberichten zur Folge bedroht und gezwungen, sie einzurollen: "Wenn der seine Flagge nicht gleich einrollt, dann knallt’s." Er ging. "Die haben ihn quasi vom Platz gejagt", schilderte ein Augenzeuge später.

Dass dieser Vorfall mit ursächlich für den Entschluss ist, mit Sbh-Gida aufzuhören, schildert ein Facebook-Autor im Namen von Sbh-Gida. Nicht der Mann selbst, "nur die Fahne" störe. Beziehungsweise "der Umgang der Veranstalter mit der Fahne". Sie hätten daher Sbh-Gida "lieber einstampfen" wollen, "als es ohne diese Fahne weiter gehen zu lassen". "Sie" steht in diesem Fall offenbar für die Mutter-Organisation Pegida, die sich nach dem Vorfall mit der Israel-Flagge in Villingen offenbar eingemischt hat: Die Dach-Vereinigung setze sich "für die Fahne mehr als für das deutsche Volk ein", prangert ein Mitglied der Sbh-Gida-Führungsriege an. Deshalb habe man Verständnis für Grellmanns Schritt.

User bekennt sich offenbar zu SS-Obergruppenführer Theodor Eicke

Mit "Nein zum Heim" soll es nun also weitergehen. Eine weitere der unzähligen angeblichen Heimatschutz-Initiativen, die deutschlandweit aus dem Boden sprießen. Kritische Beobachter der Szene bewerten solche Organisationen als den Versuch Rechtsradikaler, unter dem Deckmantel scheinbar harmloser Kritik nach verunsicherten Bürgern und Sympathisanten zu fischen, ohne nach außen hin sichtbar als Rechtsextreme aufzutreten. Bei genauerem Hinsehen offenbaren sich auf diesen Seiten viele dann doch, etwa durch rechtsradikale, hetzerische Postings oder aber entsprechende Profil-Namen, so agiert bei "Nein zum Heim" beispielsweise ein User unter einem ganz ähnlichen Namen wie "Theodor Eicke", nur ein weggelassener Buchstabe unterscheidet den Decknamen vom tatsächlichen Namen des SS-Obergruppenführers und KZ-Kommandeurs Theodor Eicke, der in Dachau das deutsche Konzentrationslager mit aufgebaut hat.

Interessant: Quasi zeitgleich mit Grellmanns Abschiedsposting auf der Sbh-Gida-Seite und dem Appell, mit "Nein zum Heim Schwarzwald-Baar-Heuberg" weiterhin "für die Sache" auf die Straße zu gehen, wird auf deren Seite unter einem Aufruf zu künftigen Kundgebungen in Villingen oder Donaueschingen gepostet. "Demnächst werden weitere Infos folgen."

Hinter "Nein zum Heim Schwarzwald-Baar-Heuberg" und Sbh-Gida scheinen teilweise die gleichen Köpfe zu stecken. Manche rechtsextreme Pegida-Anhänger bejubeln diesen Schritt ganz offen als "rechten Weg" auch mit Blick auf den Israel-Fahnen-Träger: "Wir sind mehr denn je auf dem rechten Weg, mit ›NEIN zum HEIM‹. Israelfahnen-schwenkend kann man nämlich schlecht auf dem richtigen Weg fürs deutsche Volk sein."

"Der Kampf des letzten Jahres ist somit umsonst gewesen."

Andere hingegen sehen in der Auflösung der Sbh-Gida einen Flop der Initiative. "Fakt ist, Pegida Villingen hat die Leute enttäuscht, auf ganzer Linie", "alles floppt leider, Köln 2.0 war auch kein wirklicher Erfolg", "Durch diese Scheiße und Diskutiererei machen wir uns lächerlich – der Kampf des letzten Jahres ist somit umsonst gewesen."