Lebensbejahend und für eine friedliche Zukunft: "Wir machen das für die Kinder".
Villingen-Schwenningen - Sie heißen zum Beispiel Gunhild, Patrizia und Jenny. Sie sind zwischen 55 und 85 Jahre alt und lebensbejahend. Sie kämpfen gemeinsam dafür, "dass unsere Kinder eine lebenswerte Zukunft haben". Sie, die "Omas gegen rechts" aus VS.
Die aparte Mittsechzigerin ist nicht zu übersehen. Nicht nur wegen ihres breitkrempigen Strohhutes. Auf ihrem schwarzen T-Shirt haftet ein Button, der sofort ihre Haltung widerspiegelt: "Omas gegen rechts". Den, tippt sie auf den Anstecker, trage sie nur, wenn sie "mit anderen" unterwegs sei. Die erst vor kurzem gegründete Gruppe aus Villingen-Schwenningen und Umgebung zählt annähernd 40 "ältere, aber jung gebliebene Damen", erzählt Gunhild im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Tendenz steigend. Was vereint die Frauen, die sich fürs nächste nur mit dem Vornamen in der Zeitung stehen sehen wollen? Für die Initiatorin der hiesigen Gruppe war der Auslöser die Geburt ihrer kleinen Enkeltochter, zumal sich dieses Ereignis mit ihrer lebensbedrohlichen Erkrankung überschnitt "Ich habe damals ein neues Leben geschenkt bekommen."
Politisch unabhängig
Diese Dankbarkeit war der Katalysator für ein ganz besonderes Engagement, das gegen rechts und rechtspopulistische Strömungen. "Wir setzen uns dafür ein, dass unsere Kinder und Enkelkinder eine lebenswerte Zukunft haben", so die 66-Jährige. "Ja, wir machen das für unsere Kinder". Sagt’s und zieht voller Stolz das Bild eines gerade mal 14 Monate alten Mädchens aus ihrer Handtasche. "Ich bin so begeistert."
Die "Omas", sind nicht unbedingt wörtlich zu nehmen? Nicht alle, erzählt Gunhild, haben Enkelkinder, aber es gehe eben um die Zukunft künftiger Generationen. Kämpferisch, lebensbejahend und parteiunabhängig geben sich die Frauen, viele davon Altachtundsechzigerinnen. "Wir lassen uns sicherlich vor keinen Karren spannen", bekräftigen sie. "Die Unabhängigkeit ist uns sehr wichtig." Wichtig ist es vor allem den älteren Frauen, einige davon weit über 80 Jahre alt, an jene Zeit zu erinnern, die sie erleben, oder besser gesagt erleiden mussten, an den Zweiten Weltkrieg: "So etwas wollen wir nie wieder."
Eine bunt zusammengewürfelte Schar von Frauen mit einem Ziel. Da ist zum Beispiel Patrizia aus Wien, in der österreichischen Metropole sei die Oma-gegen-rechts-Idee entstanden. "Sie hat viele Ideen mitgebracht", so Gunhild. Oder Elisabeth und Jenny, beide über 70, beide seit vielen Jahren in der Friedensbewegung oder anderen Initiativen engagiert.
Manche benutzen wieder ein Vokabular wie im Dritten Recht
Angesichts "deutlicher Zeichen für eine rechtslastige Entwicklung" engagieren sich die Frauen dafür, "dass wir hier nicht nochmals so etwas ertragen müssen". Gunhild kann diese Angst durchaus nachvollziehen: "Wir haben ja nicht nur hier, sondern weltweit gefährliche Tendenzen." Zudem, verengt sie den Kreis auf Deutschland, benutzen manche wieder ein Vokabular wie im Dritten Reich, etwa "Lügenpresse". Mit Grauen denke man auch an Aufmärsche von Rechtsradikalen. "Wir engagieren uns gegen jegliche Gewalt", betont sie.
Was die "Omas gegen rechts" noch möchten, ist auf einer kleinen Karte nachzulesen. "Sie stehen für demokratische Werte. Für die Vielfalt aller Kulturen und Nationalitäten, für Toleranz und respektvolles Miteinander und für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur." Wie lassen die Frauen von sich hören. welche Aktionen sind geplant? "Noch sind wir am Wachsen", so Gunhild, solange die Schar noch nicht so groß sei, suche man eher den Schulterschluss mit großen Gruppen wie der aus Freiburg. Wenn sich die "Omas" aus VS dann gut entwickelt haben, werden wir uns hier schon zeigen", kündigen die Frauen an. Mit Tanz, Trommeln, Musik und Farbe. "Das muss sich aber alles noch entfalten."
Viele Anfragen
Wie reagieren Passanten, wenn sie den Button "Omas gegen rechts" auf Shirts oder Blusen erblicken? "Wo wir auftauchen", berichtet Gunhild, "erleben wir durchweg positive Reaktionen." Freudig überrascht ist sie auch, "weil sich bei uns ständig neue Frauen melden, die sich engagieren möchten."
Weitere Informationen: Wer Näheres erfahren möchte, hier ist die Kontaktadresse: omasgegenrechts-vs@posteo.de