Der Brief, in dem der Vater seinen Sohn Karl verstößt, wird verlesen. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Beeindruckende Aufführung von Schillers "Räuber"

VS-Villingen. Das vom Landestheater Schwaben im Theater am Ring in Villingen aufgeführte Drama Schillers "Die Räuber" wurde 1782 in Mannheim uraufgeführt und löste dort einen Skandal aus.

Der damals junge Autor erzählt von Freiheitsdrang, Unzufriedenheit der Jugend mit den herrschenden Verhältnisse und von Aufbegehren. Die zwei ungleichen Brüder leiden unter ihrem Vater. Der jüngere Bruder spinnt eine Intrige aufgrund mangelnder Anerkennung und der ältere, der Lieblingssohn, ein Leichtfuß, wird zum Räuber, und am Ende fließt ziemlich viel Blut.

Heute gibt es Zombies auf der Bühne

Heutzutage erscheinen Zombies auf der Bühne. Es wird bald klar, warum diese drastische Symbolik. Auf der Bühne zuerst ein Bild des toten Hektors aus der griechischen Mythologie, später ein schiefes Stahlgestänge. Gleich zu Beginn die Frage: "Aber ist’s Euch auch wohl, Vater?".

Nicht mehr lange, wie das Publikum bald erfährt. Franz Moors Klage "kann ich’s ihm Dank wissen, dass ich ein Mann wurde, weist auf stereotype Geschlechterrollen hin. Julia Prechsl hinterfragt die Männer- und Frauenrollen und dreht sie um.

Karl (Elisabeth Hütter) und Franz (Regina Vogel) Moor werden von Frauen dargestellt. Amalie (David Lau) ist ein bärtiger Mann. Diese Rollenwechsel sind zunächst überraschend. Die schlägernde Räuberbande die Nonnen schändet, ausplündert und Kinder tötet, besteht zur Hälfte aus Frauen, die als Männer agieren. Dies nimmt viel vom Pathos des Originals und zeigt: Handlungen, egal welcher Art, funktionieren unabhängig vom Geschlecht.

Die Gewalt im Stück wirkt vor allem durch die Sprache und die unterlegten Töne. Zum guten Schluss liegen die ganzen Halbtoten ganz tot da. Und diejenigen, die das ganze Drama in Gang gesetzt haben, überleben nur kurz.

Damit macht Julia Prechsl in dieser gekürzten, modernisierten Fassung klar, was gemeint ist mit ihrer Interpretation von Friedrich Schillers "Die Räuber": Beiden Brüder wird aus unterschiedlichen Gründen die Vaterliebe verweigert. Wo Liebe und Verständnis fehlt, wo das Herz nicht spricht, nimmt Gewalt und Tod den Platz ein.

Schauspieler sehr gut in ihren Rollen

Die Schauspieler sind insgesamt sehr gut in ihren Rollen. Ein wunderbar inszeniertes Stück, welches eine starke Aussagekraft hat. Das Publikum im Theater am Ring würdigte das Ensemble mit anhaltendem Beifall.