Jörg Röber hat noch lange nicht die Nase von der Politik voll. Foto: Eich

OB-Wahl: Jörg Röber braucht Zeit. Yazici, Kloiber-Jung und Cristilli denken ans Weitermachen.

Villingen-Schwenningen - Von wegen Frustration und Das-wars-jetzt-Haltung: Nach der OB-Wahl hat mancher erfolglose Kandidat Blut geleckt und schielt nach den Kommunalwahlen. Auch Jörg Röber hat von der Kommunalpolitik noch lange nicht genug.

Nach der Wahl ist vor der Wahl: Gilt dieses Motto auch für den zweiten Sieger, Jörg Röber? Nimmt er mental bereits den nächsten Anlauf zu einer Kandidatur? "Es ist noch viel zu früh, über so etwas nachzudenken", antwortet er gestern im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Ausschließen wolle er dies sicherlich nicht "für alle Zeiten", nochmals politische Verantwortung zu übernehmen. Nun brauche er Zeit für sich, die Familie und vor allem, um nachzudenken, "wie es weitergeht, denn die Situation ist eine andere als vor der Wahl", sinniert er. "Nun muss ich die letzten Wochen Revue passieren lassen."

Wenn es um eine Wahlnachlese geht, sind sich Gaetano Cristilli und Jörg Röber einig. "War aufregend, war eine Bereicherung", sprudelt es aus Cristilli heraus. "Ich würde das sofort wieder machen", schwärmt er. Freilich habe er "Blut geleckt", so sehr, dass er sich ernsthaft überlege, ob er bei den Kommunalwahlen nächstes Jahr kandidieren soll.

Den Mai 2019 fest im Blick hat OB-Bewerber Cem Yazici und zwei klare Ziele: Wie Cristilli möchte auch er in den Kommunalwahlen-Ring steigen. "Ich bin mit einigen Leuten bereits im Gespräch." Und noch etwas will er erreichen, dass VS einen Nacht-Bürgermeister bekommt, wie andere Städte, der sich um Gastronomie und Events unter anderem kümmere. Einen Namen für den Posten in spe nennt er auch schon: "Klar, würde ich das dann gerne machen".

Viele Erfahrungen gesammelt

Als große Bereicherung sieht OB-Kandidatin Marina Kloiber-Jung ihre Bewerbung und den zurückliegenden Wahlkampf an, wenngleich sie besonders im zweiten Wahlgang viele Federn lassen musste und nur 6,3 Prozent der Wählerstimmen holte. Sie habe viele Erfahrungen gesammelt, die ihr keiner wegnehmen könne. "Mal sehen, wofür das Ganze gut war", sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Andeutung für eine mögliche erneute Kandidatur? "Grundsätzlich sage ich nicht nein", meint sie sofort. Aber in der kommenden Zeit komme dies erst einmal nicht infrage - zumal ein Wahlkampf finanziell gesehen mit einem Vermögen verbunden sei. Und wo kann sich Kloiber-Jung eine zweite OB-Bewerbung vorstellen? Das könne sogar auch wieder VS sein, so die TDVS-Betriebsleiterin, die sich nun wieder auf ihre gewohnte Tätigkeit konzentrieren will und sich auf die Zusammenarbeit mit Jürgen Roth freut. "Ich bin gespannt, in welche Richtung er die Stadt lenkt und welche Projekte er anstößt."

Hat ein teils entgleisender Wahlkampf manchen potenziellen Kandidaten für die Kommunalwahlen möglicherweise wieder abgeschreckt? Für Andreas Flöß, Fraktionssprecher der Freien Wähler, ist das durchaus denkbar, denkt er an so manche "unfaire Mittel" im OB-Wahlkampf, "aber ich hoffe es nicht". Hoffnung hat er, "denn eine OB-Wahl ist eine ganz andere Nummer". Was die FWV-Kandidaten anbelangt, zeigt sich Flöß recht entspannt: "Wir sind auf einem guten Weg." Fraktionschef Edgar Schurr (SPD) sieht es generell als deutlich schwieriger als früher an, Kandidaten zu gewinnen "Viele haben für einen solches Ehrenamt keine Zeit mehr." Ein interessantes Portfolio an Bewerbern werde die SPD-Fraktion sicher zusammen bekommen, "aber der Bürger ist eben auch zu überzeugen". Ähnliche Beobachtungen macht CDU-Fraktionsvorsitzende Renate Breuning: "Es wird von Wahl zu Wahl schwieriger. Es ist eben ein sehr zeitintensiver Job."

Das Ergebnis der Oberbürgermeisterwahl ist nun auch offiziell: Der Gemeindewahlausschuss stellte am Montagabend fest, dass Jürgen Roth der neuen Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen ist. Es gab keine Beanstandungen. 54 ungültige Stimmen seien eingegangen, erklärte der bisherige Amtsinhaber Rupert Kubon. Zudem habe es fünf sonstige Stimmen gegeben, jeweils eine für Kubon, Pfarrer Andreas Güntter und den AfD-Gemeinderat Martin Rothweiler sowie zwei für Pat Cortina, Cheftrainer der Schwenninger Wild Wings.

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