Tiras Deniz vom "Oriental Grill" (von links), Pascal Fischer und Marc Krajewski vom "Bun Bun Burger", Yüksel Dogan vom "Sparland" und Heinz Messner vom "Casa Moda" wissen nicht mehr weiter: Seit Monaten verzeichnen die Gewerbetreibenden massive Umsatzeinbußen. Foto: Pohl

Umsatzeinbußen ziehen erste Konsequenzen nach sich. Freie Arbeitsstellen bleiben unbesetzt.

VS-Schwenningen - Den Gewerbetreibenden am Marktplatz reicht es endgültig: Sie machen mobil, denn alle verzeichnen längst massive Umsatzeinbußen. Freie Stellen werden nicht nachbesetzt und auch Entlassungen von Mitarbeitern sind nicht mehr ausgeschlossen.

Das Großprojekt "Neugestaltung des Marktplatzes" soll das Erscheinungsbild des Schwenninger Zentrums erstrahlen lassen und gilt gar als Jahrhundertprojekt. Doch an flanierende Passanten, Kundenströme und ein florierendes Geschäft können die Einzelhändler rings um den Marktplatz im Moment überhaupt nicht denken. "Wenn das so weitergeht, sind wir alle weg, bis der Marktplatz fertig ist", sagt Pascal Fischer, Geschäftsführer des "Bun Bun Burgers".

Die Sorgen der Gewerbetreibenden sind groß, der Ärger noch größer und die Geduld hängt am seidenen Faden. Seit Monaten verbuchen allesamt Umsatzeinbußen, weil die Kunden ausbleiben. "Die Leute finden uns nicht mehr", beklagt Fischers Partner Marc Krajewski. Die Umleitungsbeschilderung sei gerade für Auswärtige, von denen eigentlich viele zur Kundschaft des Burger-Ladens gehören, verwirrend. "Es ist doch klar, dass ein Ortsunkundiger beim ersten Umleitungsschild (an der Ampel in der Spittelstraße) gleich abbiegt. Der kommt niemals bei uns an", kritisiert Krajewski.

Die Zukunftsängste wachsen von Tag zu Tag

Und der "Bun Bun Burger" ist nicht das einzige Geschäft, das seit der Sackgassensituation am Marktplatz im Niemandsland liegt. Den beiden Nachbarn, Tiras Deniz vom "Oriental Grill" und Yüksel Dogan vom "Sparland" geht es gleich: "Großbestellungen, die mit dem Auto abgeholt werden, haben wir schon lange nicht mehr", sagt Deniz. Und obwohl Dogan längst nichts mehr zu lachen hat, schmunzelt er hämisch: "Mich finden nicht mal mehr meine eigenen Lieferanten, wenn ein neuer Fahrer die Tour übernimmt." Drei Tage habe er schon auf eine Lieferung warten müssen.

Die Geschäftsführer des "Bun Bun Burgers" mussten bereits erste Konsequenzen ziehen: "Eine Stelle, die frei wurde, besetzen wir vorerst nicht mehr." Diese Aussage tut Pascal Fischer sichtlich weh, denn das bislang stets erfolgreiche Geschäft erlebt derzeit seinen Tiefpunkt. "Wenn sich an der Situation nichts ändert, dann müssen wir uns ernsthaft mit Entlassungen auseinandersetzen. Wir müssen sparen, wo es nur geht", wird Fischer deutlich.

Auch Heinz Messner vom Modehaus "Casa Moda" nimmt kein Blatt vor den Mund: "Meine Frau hat mittlerweile Einbußen von 55 Prozent. Das stehst du ein oder zwei Monate durch, aber nicht über diesen Zeitraum. Es wird wirklich dramatisch!" Auch er, der als Einziger des fünfköpfigen Gespanns von der gegenüberliegenden Marktplatzseite ist, macht die Verkehrsführung für die Situation verantwortlich. "Die Leute finden nicht mehr zu unserem Geschäft. Und wir alle wissen, wenn Kunden einmal eine Alternative gefunden haben, sind sie für immer weg.

Pascal Fischer ist überzeugt, dass das Umkehren der Fahrtrichtung in der Marktstraße das Problem ist: "Die Autofahrer sehen die Sperrung auf Höhe der Winkelstraße und biegen gleich an der Ampel hinter dem Culinara ab. Und dann stehen sie im Kreisverkehr am Le Prom und kommen nicht mehr hoch zum Marktplatz." Yüksel Dogan bekräftigt: "Wir haben keine Hauptstraße mehr, die zum Marktplatz führt. Manche Kunden geben sogar offen zu, dass sie entgegen der Einbahnstraße fahren, weil sie sich nicht zu helfen wissen."

Busverkehr ist anders nicht möglich

Eine alternative Verkehrsführung gibt es laut Stadtverwaltung aber nicht, wie Pressesprecherin Madlen Falke auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt: "Die jetzige Verkehrsführung wurde im Juli 2017 gemeinsam mit dem Ordnungsamt, der Polizei und dem öffentlichen Nahverkehr ausgearbeitet. Hierbei musste, bedingt durch die zentrale Lage des Busbahnhofes, der Busverkehr besonders berücksichtigt werden. Eine Zu- und Abfahrt des Busbahnhofes ist nur durch die jetzt realisierte Verkehrsführung gewährleistet."

Eine Begründung, die Fischer ärgert: "Genau das ist der Punkt: Mit uns hat niemand gesprochen und sich Gedanken gemacht, welche Folgen eine solche Umleitung für uns hat." Große Hoffnung, dass sich die Situation noch rechtzeitig ändert, hat kaum einer. Dennoch wollen die Geschäftsleute nicht aufgeben, sondern gemeinsam und mit Hilfe von Stadträten dagegen ankämpfen, dass der neusanierte Marktplatz in zwei Jahren verwaist ist. "Es hat sich bis jetzt nichts getan und es wird sich auch nichts tun, wenn dieses Thema nicht in die städtischen Gremien kommt", macht Messner klar. Deshalb wollen wir alle – und zwar wirklich alle Betroffenen mit ins Boot nehmen und um die Unterstützung von Stadträten aller Fraktionen kämpfen", kündigt Messner ein geplantes Treffen am Montag, 26. Juni, um 17 Uhr an.