Neuer Anlauf für das Foodsharing-Projekt in Villingen-Schwenningen. (Symbolfoto) Foto: makistock/Fotolia.com

Zu schade für die Tonne: Fair-Teiler auf Gelände der Schwenninger FH steht vor Neubeginn.

Villingen-Schwenningen - Die Berge von Lebensmitteln, welche in der Mülltonne landen, sind ihnen ein Dorn im Auge. Deshalb gründeten engagierte Doppelstädter Foodsharing-Gruppen im Internet. Doch das Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung meldete Bedenken an.

Das Prinzip des Foodsharings, zu deutsch: des Lebensmittel-Teilens, ist so einfach wie genial: nicht verbrauchte Lebensmittel weitergeben anstatt sie wegzuwerfen. In Schwenningen wurde zu diesem Zweck sogar ein Fair-Teiler aufgestellt, ein Metallschrank samt Kühlschrankfach, in den die Teilnehmer nicht verbrauchte Lebensmittel für andere zur Abholung bereitstellen können. Die Idee: Wer hier etwas hineinstellt, sollte die Lebensmittel vorher fotografieren und in der Facebook-Gruppe einstellen, damit andere Teilnehmer informiert sind und bei Bedarf zugreifen können.

Tauschspaß währte nur kurze Zeit

"Hat jemand Interesse an Zimtis? Sind die von g&g, noch verschlossen", schreibt beispielsweise eine Nutzerin, kurz darauf setzt eine Leserin den "Gefällt mir"-Daumen und beide können sich austauschen. Eine andere Userin erkundigt sich, ob auch Alkohol in den Fair-Teiler gestellt werden kann – man beschloss jedoch, diesen lieber intern in der Gruppe zu tauschen, und sorgte so dafür, dass Alkohol nicht versehentlich in den Händen von Kindern landet. Ein reges Geben und Nehmen entwickelte sich im Frühjahr 2017, bis hin zu Kosmetikartikeln, Waschmittel oder Osternestchen für Kinder.

Doch der Tauschspaß währte nur kurze Zeit: Kaum stand das gute Stück, wurde es auch schon wieder geschlossen. Beim Amt für Veterinärwesen und Lebensmittelkontrolle des Schwarzwald-Baar-Kreises waren zwei Verbraucherbeschwerden eingegangen, bestätigte der Leiter des Amtes, Michael Langer, entsprechende Informationen unserer Zeitung. "Wir haben das Ding geschlossen", erzählt er, macht aber deutlich, dass das nichts mit der Idee an sich zu tun hatte, sondern vielmehr mit der Organisation des Lebensmitteltauschs: Als Vertreter des Amtes sich den Schrank angesehen hätten, wären darin verschimmelte und längst abgelaufene Lebensmittel gelegen – "und Mäusekot". Nachdem das Amt "nach längerer Suche" keinen Verantwortlichen habe ausfindig machen können – der eigentlich zuständige Student sei wohl längst nicht mehr in Schwenningen gewesen – sei die Schließung des Schrankes die logische Konsequenz gewesen. Er wurde gereinigt und vom Amt bis auf weiteres mit rotem Klebeband versiegelt.

Je mehr Menschen mitmachen, umso besser

Doch jetzt steht der Fair-Teiler in Schwenningen auf dem Gelände der Fachhochschule vor einem Neubeginn: "Es wurde wohl eine Studentin gefunden, die das Projekt künftig betreut", freut sich Michael Langer nach Rücksprache mit den Foodsharing-Verantwortlichen der baden-württembergischen Dachorganisation. Am kommenden Montag finde eine Besprechung zwischen allen Beteiligten und dem Kreisamt statt, "ich bin optimistisch, dass wir den Schrank danach wieder aufmachen können, wenn dann regelmäßig jemand nach den Lebensmitteln schaut und den Schrank auch einmal putzt".

In Villingen geht die Foodsharing-Initiative rein private Wege – wer etwas abzugeben hat, postet ein Bild samt Beschreibung in der Facebook-Gruppe, wer Bedarf hat, setzt sich mit demjenigen in Verbindung. Je mehr Menschen sich dem Netzwerk anschließen, desto besser läuft das Projekt. "Wenn es so wie in Villingen läuft, von privat an privat, tangiert es uns null", erklärt Michael Langer unserer Zeitung. Er und seine Kollegen in Deutschland beobachten die Entwicklung der Initiativen gespannt: "Das Ganze ist so neu, dass gestritten wird, wie das zu handhaben ist", erklärt Langer mit Blick auf den Verbraucherschutz. Wie aktuell das Thema auch anderen unter den Nägeln brennt, offenbaren immer wieder die Kommentare in der Facebook-Gruppe. Benjamin K. etwa schreibt: "Die Idee ist wirklich grandios. Denn die Lebensmittel-Verschwendung ist enorm. Ich würde auch Containern, wenn es möglich wäre, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ich wohne in Donaueschingen und würde sehr gerne dieses Projekt von euch hier auch irgendwo platzieren."