Die niederländische Flagge hängt dort schon seit Wochen, ab heute aber mit Fug und Recht: Hess ist ab sofort Teil der holländischen Nordeon-Gruppe. Foto: Eich

Hess AG jetzt unter der Nordeon-Flagge: Neue Perspektiven nach dem Bilanzskandal des Leuchtenherstellers.

Villingen-Schwenningen - Ab dem heutigen 1. Oktober produziert der Leuchtenhersteller Hess in Villingen-Schwenningen seine Lampen unter der Flagge des niederländischen Konzerns Nordeon.

Im August wurde der Verkauf an die Holländer perfekt gemacht. Im Januar hatte ein Bilanzskandal bei der Hess AG für Aufsehen gesorgt. Beschuldigt werden die beiden ehemaligen Vorstände Christoph Hess, ein Enkel des Firmengründers Willi Hess, und Peter Ziegler, die Umsätze unter anderem durch Scheinrechnungen manipuliert und in zweistelliger Millionenhöhe nach oben geschraubt zu haben.

Aktienwerte rauschten in den Keller

Beide Chefs wurden im Januar überraschend geschasst. Nach der Ad-hoc Mitteilung des börsennotierten Unternehmens rauschten die Aktienwerte in den Keller, Wochen später lagen die ersten Insolvenzmeldungen der Hess AG und angehöriger Betriebe auf dem Tisch. Anlieger kämpfen seither um ihren Invest. Während bei der Schwerpunktabteilung Wirtschaftskriminalität der Staatsanwaltschaft in Mannheim die Ermittlungen zum Bilanzskandal auf Hochtouren laufen, firmierte der Hersteller von Außenleuchten neu. Die Hess AG wird Geschichte – mitsamt aller unliebsamen Kapitel im Börsenskandal. Für die neue Hess GmbH Licht + Form indes sollte es unter der Ägide von Insolvenzverwalter Volker Grub und Geschäftsführer Andreas R. Budde weitergehen.

Das Werk im sächsischen Löbau wurde geschlossen, während für den baden-württembergischen Stammsitz ein Investor gesucht wurde. Nach anfänglicher Zurückhaltung auf dem Markt sorgte Hess im Sommer dank prall gefüllter Auftragsbücher wieder für Positivschlagzeilen. Und dann war auch der Deal perfekt: Nordeon kaufte Hess – inklusive der skandinavischen Vertriebsgesellschaft und der Produktionsstätte in den USA.

Am Design der Lampen wird noch gefeilt

Der Industrielampenhersteller unter der Geschäftsführung von Pierre van Lamsweerde punktet in der Branche vor allem mit LED-Technik. Das soll sich künftig auch bei Hess widerspiegeln, bestätigte Unternehmenssprecher Marco Walz. Derzeit wird am Design der Lampen gefeilt, die LED sei ein starkes Thema. Und auch mit einer neuen Serie »Rund ums Haus« im hochpreisigen Segment für Kunden mit stylishen Ansprüchen will man am Markt angreifen.

Die Nordeon-Gruppe verfügt über Standorte in Deutschland, Frankreich und den USA und soll nach der Hess-Übernahme und den dort verbliebenen 180 Mitarbeitern 600 Arbeitnehmer beschäftigen. Mit der Übernahme des Spezialisten für Außenleuchten hat der Industrielampenhersteller für sich Neuland erobert.