Nena sang in der Helios Arena alte und neue Lieder. Foto: Bloss

Nur 1500 Gäste wollen Popstar hören. Trotzdem musikalisch souveräne Show in Helios Arena. Mit Kommentar

VS-Schwenningen - Das war also Nena: Als "Veranstaltungshighlight des Jahres" in der Helios Arena angekündigt, konnte der Pop-Star mit seinem Livekonzert am Samstagabend zwar musikalisch diesem Status absolut gerecht werden, zuschauertechnisch sah es hingegen mau in Schwenningen aus.

Waren doch die Voraussetzungen für einen gelungenen Konzertabend diesmal scheinbar alle erfüllt worden: Das Team der Kunsteisbahn GmbH hatte noch einmal kräftig aufgerüstet, damit bei Nena alles perfekt sein sollte. Eine Videoanimation mit Anzeige der Behinderten-Ausgänge, drei extra installierte Treppen, die den Zu- und Abgang zur Publikumsfläche erleichterten sollten, und natürlich angenehme, ja fast schon kuschlige Temperaturen, fielen den Gästen positiv auf.

Auch die Parkplatzsituation rund um das Mooswäldle entpuppte sich als problemlos. Kein Wunder bei nur 1500 Gästen, die sich das Nena-Spektakel nicht entgehen lassen wollten, und nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern auch aus Schweiz, Frankreich oder Nord-Baden-Württemberg angereist kamen.

Eine lange Anfahrt hat auch Sabine Soudier aus Straßburg gehabt, die mit ihrer Freundin bereits seit zwei Uhr am Mittag vor der Eingangstür der Helios Arena steht und auf den Einlass um 19 Uhr wartet. Sie ist aufgeregt, möchte ihren Star endlich aus nächster Nähe sehen. "Ich bin seit den Achtzigern großer Nena-Fan, also quasi mit ihr aufgewachsen. Natürlich mag ich vor allem die älteren Lieder."

Soudier schafft es in die erste Reihe, kann ihr Glück kaum fassen. Auch dort anzutreffen: Claudia Johansson, die extra von Dortmund nach Schwenningen gekommen ist. Sie ist bei fast jedem Nena-Konzert dabei, ein begnadeter Freak also. Die Location findet sie "cool". Die Stimmung vor der Bühne ist ausgelassen, und dass sich die hinteren Reihe nur spärlich bis zur Lichttechnik in der Mitte der Fläche füllen, davon bekommen die Fans vorne nichts mit.

Als Nena dann endlich um 20.40 Uhr – mit Verspätung und ohne den angekündigten Auftritt der Vorgruppe – die Bühne betritt, gibt es für das Publikum kein Halten mehr. Da steht die "Rockoma" nun, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, E-Gitarre in der Hand, und gibt von Anfang an mit ihrer zehnköpfigen Band richtig Gas. 15 Songs, drei Zugaben, das hat die 55-jährige Neue Deutsche Welle-Sängerin heute im Gepäck, und das sind Lieder von ihrem aktuellen Album "Oldschool", aber natürlich auch die altbewährten, die die Stimmung in der Halle immer wieder aufleben lassen. "99 Luftballons" "Leuchtturm“, oder "Irgendwie, irgendwo, irgendwann" – mit Reggae-Elementen gespickt – begeistern wohl am meisten.

Nena versucht stets, das Publikum in ihre Show miteinzubeziehen. "Hey, ihr da oben, wollt ihr nicht auch aufstehen?" Gemeint sind die Zuschauer auf der Haupttribüne links, die die Sitzplatz-Möglichkeit genutzt haben. Aber auch dort schwappt die Nena-Welle irgendwann über, die Zuschauer feiern ausgelassen zu Rock-, Elektro- und ungewohnten Rap-Klängen.

Um 22.10 ist die große Show vorbei und die Gäste beglückt von soviel Nena. Soviel? Manch einer zeigt sich trotz des abwechslungsreichen Stilmixes enttäuscht: "Für das Geld hätte es ruhig ein bisschen mehr sein dürfen.

Und auch ein bisschen mehr Power", sagt Christa Grießhaber aus Villingen. Kritik zum eingangs vom Management erteilten Fotoverbot wird außerdem vereinzelt laut. Doch zumindest darin sind sich die Zuschauer einig: Veranstaltungen in dieser Größenordnung darf es zukünftig mehr geben in der Helios Arena.

Kommentar: Rock-Diva

Von Mareike Bloss

Dass Nena für Star-Allüren bekannt ist, hat sich in der Musik-Szene herumgesprochen. Auch bei ihrem Auftritt in der Helios Arena verstärkte sich dieser Eindruck: Wurde doch für die Journalisten die Vorgabe, die Sängerin in den ersten zehn Minuten aus dem Bühnengraben ablichten zu dürfen, kurzfristig vom Nena-Management revidiert: Fotografieren – natürlich ohne Blitz – war jetzt nur noch während des ersten Songs erlaubt, andernfalls drohten hohe Geldstrafen. Was für ein Zufall, dass Nena gerade ihren Auftaktsong fast vollständig ohne Licht gespielt hat. Auch für das Publikum hatte das gelungene Konzert durch die plötzliche Absage der Vorband, das erteilte Fotoverbot und die strengen Ordner-Kontrollen einen bitteren Beigeschmack. Da wandelt sich das Image einer legendären Rock-Oma ganz schnell in das einer zickigen Rock-Diva.