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Region Südbaden geht mit Blick auf VS leer aus. Innenministerium fordert bessere Vernetzung der Leitstellen.

Villingen-Schwenningen - Villingen-Schwenningen hat ihn und nimmt eine Vorreiterrolle im ganzen Land ein. Doch der Neid ist da – vor allem im Landkreis Waldshut-Tiengen sind die Begehrlichkeiten groß – und fing man sich auch mit Blick auf VS einen Korb ein.

In den Diskussionen in Südbaden ist Feuer drin. Emotionen kochen hoch, wenn es um das Thema Hubschrauber im Rettungsdienst geht. Weil die Klinik in Bad Säckingen geschlossen werden soll, läuft die Suche nach einem möglichst zentralen Standort für ein Zentralkrankenhaus am Hochrhein auf Hochtouren – geht es nach der Björn-Steiger-Stiftung am liebsten ergänzend mit Hubschrauber-Landeplatz für den Hochrhein in Rickenbach-Hütten. Doch das Innenministerium verweigert bislang die Betriebsgenehmigung – eine Entscheidung, die auch mit Blick auf Villingen-Schwenningen und den dort stationierten, ersten 24-Stunden-Hubschrauber landesweit fiel.

Staatssekretär Martin Jäger wandte sich nun nämlich in einem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, an diverse politische Entscheidungsträger in der Region Südbaden und nahm deutlich Wind aus der Debatte: "Der Landkreis verfügt damit über eine der höchsten Hubschrauberdichten im Land und hat nach unserem Kenntnisstand in den Nachtstunden sogar die höchste 24-h-Hubschrauberdichte bundesweit." Grund dafür ist mitunter "Christoph 11", der Hubschrauber aus Villingen-Schwenningen. Er hebt nämlich auch in Richtung Waldshut-Tiengen ab. 89-mal wurde er im vergangenen Jahr "in den Landkreis Waldshut-Tiengen alarmiert", erklärt Stefanie Kapp, Pressereferentin bei der DRF Stiftung Luftrettung, auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. 66 der Einsätze seien Notfalleinsätze gewesen, 23 dringende Transporte zwischen Kliniken.

Und selbst nachts tut Christoph 11 seinen Dienst auch für die Region Südbaden. Insgesamt war der Nachthubschrauber, der erst seit Oktober in der Doppelstadt, gegenüber des Kreisklinikums stationiert ist, in der fliegerischen Nacht von Oktober bis Dezember 90-mal im Einsatz (21 Notfalleinsätze, 69 Transporte zwischen Kliniken).

Neben Christoph 11 sind im Nachbarlandkreis Waldshut vor allem Christoph 54 aus Freiburg sowie die Rega 2 aus Basel im Einsatz. Aber auch der Hubschrauber Rega 1 aus dem schweizerischen Dübendorf oder notfalls sogar der ebenfalls in der Schweiz (Birrfeld) anässige Alpine Air Ambulance fliegen dorthin. "Mit diesen Luftrettungsmitteln und unter Einbeziehung der Notarzteinsatzfahrzeuge (...) ist insgesamt eine adäquate Abdeckung des Landkreises mit Notärzten gegeben. Die Luftrettung gewährleistet hierbei eine komplette Abdeckung mit teilweise zwei- bis dreifacher Überlappung der Einsatzradien." Zudem seien vier der genannten Hubschrauber nachtflugfähig – Villingen-Schwenninge ist dabei der einzige deutsche Hubschrauber.

Ein vom Bereichsausschuss Waldshut beauftragtes Gutachten gehe von 1163 Luftrettungseinsätzen in 2016 aus. Dass bei den vom DRF erwähnten 89 Einsätzen im vergangenen Jahr gemessen daran in den Augen des Innenministeriums noch Luft nach oben ist, wird aus Jägers Forderung deutlich: "Neben einer Anpassung des Dispositionsverhaltens sehen wir dringenden Handlungsbedarf für eine bessere Vernetzung der Leitstellen", so der Staatssekretär. Hierzu sei das Leitstellenprogramm Rescuetrack mit aktueller Positionsanzeige der Hubschrauber bei der Integrierten Leitstelle (ILS) Waldshut zu integrieren, um eine GPS-gestützte Disposition zu ermöglichen. Doch das Innenministerium nimmt ganz deutlich auch die Leitstelle in Villingen-Schwenningen in die Pflicht: Man sehe weiteres Potenzial "in der Optimierung der organisatorischen Abläufe zwischen der Integrierten Leitstelle (ILS) Waldshut und den hubschrauberführenden ILSen in Freiburg und Villingen-Schwenningen".

VS muss also in den Augen des Innenministeriums – unter anderem – näher an Waldshut heranrücken, so Jäger in seinem Brief, mit dem er hofft, "zu einer Versachlichung" der Debatte am Hochrhein beizutragen.