Seine eigene "Bagage", einen Koffer aus Pappe, musste Zunftmeister Anselm Säger basteln, bevor Henry Greif als Gast aus Frankreich die Entlastung beantragen wollte. Fotos: Dieboöd Foto: Schwarzwälder Bote

Hauptversammlung: Im Franziskaner lüften sich Familiengeheimnisse / Seltene Ehrung

VS-Villingen. Dass die Historische Narrozunft Villingen der Ausstellung "Familiengeheimnisse – De Narro un si ganz Bagasch" im Franziskanermuseum entgegenfiebert, zeigte sich bei der Hauptversammlung der Historischen Narrozunft Villingen in der Neuen Tonhalle immer wieder. Die Vorbereitungen hätten das Jahr geprägt, in dem mit einer tollen Fasnet als Eckpfeiler und zahlreichen weiteren Höhepunkten viel los gewesen sei, zog Zunftmeister Anselm Säger Bilanz.

Was die Zunft in den vergangen Monaten alles geleistet hat, ließ der erste Zunftschreiber Jens Schaumann mit viel Witz Revue passieren. Neben der Pflege des Brauchtums rund um die Fasnet kam einiges zusammen vom Frauenforum über mehr oder weniger erfolgreiche sportliche Betätigungen des Rats bis hin zum Sommerfest. Stolz zeigte er sich, dass es der Zunft 2019 gelang, um 200 auf jetzt 4775 Mitglieder anzuwachsen. Viele von ihnen hätten Veranstaltungen wie den Narro- und Mäschgerleobed oder den Strählkurs besucht, freute sich Peter Metzger, zweiter Zunftschreiber und Sprecher des Brauchtumsauschusses.

Doch neben all den positiven Entwicklungen kritisierte er das zunehmende Schindluder, das Verkäufer von Schemen und Häsern gerade auch im Internet treiben. Ob überteuerte Preise oder Hosen und Kittel, die schon beim ersten Tragen aus dem Leim gehen, die Zahl der Auswüchse nehme zu. So riet Metzger allen, die sich ein Häs kaufen wollen, sich von der Zunft beraten zu lassen, um sich vor Fehlinvestitionen zu schützen. Viel Zeit habe die Vorbereitung der Ausstellung zusammen mit dem Team des Villinger Franziskanermuseums eingenommen, stellte Metzger fest und machte neugierig auf eine neue Darstellung der Wurzeln der Fasnet.

Um dieses Brauchtum zu pflegen, habe die Zunft wieder in den Kauf von Schemen für die Kleiderkammer investiert, erklärte der erste Zunftsäckelmeister Karl-Heinz Huy, der die Kasse mit einem Plus abschloss. Neben dem Fest im Spitalgarten sei die Bewirtung in der Zehntscheuer eine wichtige Einnahmequelle, erklärte er. Dankbar sei die Zunft aber auch für die vielen Spender, die mit dazu beitragen würden, das Darlehen für die Sanierung der Zehntscheuer weiter abbezahlen zu können. So zeigte sich denn auch Kassenprüfer Jürgen Nolle zufrieden mit den Zahlen des Säckelmeisters

Zum Amüsement der Besucher schlüpfte Henry Greif beim Antrag zur Entlastung der "ganze Bagage" im Zeichen der Ausstellung in die Rolle des "Dr. Jean Saucisse-Boucher" und sorgte mit seinen Wortspielen rund um Bagage für Lacher. Überhaupt gab es witzige Seitenhiebe und manch einen Schlagabtausch, so auch zwischen Anselm Säger und Oberbürgermeister Jürgen Roth, der mit Blick auf die sportlichen Aktivitäten des Zunftmeisters meinte, dass aus dem obersten "Rollemaa" wohl bald ein "Ironmaa" wird. Die Verzögerung der Fassadensanierung der Zehntscheuer quittierte er mit der Bemerkung, "wenn die Stadt so arbeiten würde". Und frohlockte, dass er Säger etwas voraus hat, das dieser nicht mehr erreichen kann: Ein Teil der Jaag’schen Fasnetausstellung zu sein, da Ingeborg Jaag keine Figuren mehr anfertigt. "Wer in der Puppenausstellung steht, ist ausgestopft", entgegnete Säger.

Zum Stopfen der Wueschte stelle Adolf Ummenhofer seine Scheune seit Jahrzehnten zur Verfügung, packe bei Umbau- und Transportarbeiten an, lobte Säger seinen Kollegen, dem eine seltene Ehrung zuteil wurde: Er gehört seit 60 Jahren dem Rat an und ist seit 1992 Ehrenratsherr. Da gab es stehende Ovationen und einen Geschenkkorb.

Beifall bekam auch Peter Metzger, der ankündigte, sich aus beruflichen Gründen vom Amt als Brauchtumssprecher zurückziehen zu müssen. Er bleibe dem Gremium erhalten, seine Aufgabe übernehme Michael Bohrer. Die zeitintensive Arbeit der vergangenen Monate können die Besucher der Ausstellung "De Narro un si ganz Bagasch" ab 12. Januar erleben: "ein Muss für jeden Fastnachter", wie Säger allen ans Herz legte.

Einstimmig wählten die Mitglieder den zweiten Zunftmeister Alexander Brüderle, den ersten Zunftsäckelmeister Karl-Heinz Huy, den ersten Zunftschreiber Jens Schaumann, den ersten Narrenredakteur Clemens Wursthorn, den ersten Kammerverwalter Markus Becker, den ersten Schirrmeister Michael Reiser, den ersten Zunftballregisseur Oliver Kienzler, Zunftarchivar Michael Bohrer, den ersten Zunftwirt Marc Schaumann und Butzeselvater Marcel Nolle. Ebenso einstimmig bestätigten sie die Ratsherren Oliver Greitmann, Torsten Haas, Peter Hupfer, Christoph Langenbacher, Rafael Lewanderski, Patrik Metzger, Christian Strobel, Uwe Waldvogel, Tobias Weißer und Matthias Wöhrle. Neu im Rat als Wueschtvatter ist Matthias Frey. Zudem ergänzt Christian Hauser als Aspirant das Team der Ratherren. Neuer Kassen prüfer ist Alexander Gackowski.

Ehrungen Ratsherren: Anselm Konegen und Christoph Langenbacher, zehn Jahre; Roland Weißer, 20 Jahre; Franz King, 40 Jahre; Adolf Ummenhofer, 60 Jahre.

Besonders Engagement: Elmar Faiß, Eric Fürderer, Bernd Krem, Margarete Säger, Karin Huy, Tom Seebold, Angelika Dold und Michael Storz.

Verdienstorden: Lisa Langen bacher, Nicole Munz, Jörg Wagner, Quirin Säger und Lukar Link. Narro-Rolle: Rolf Bohrer