Der Brunnennarro ist umkränzt. Foto: Bartler-Team

Fasnet im Zeichen von Klimanotstand. Herausforderungen reichen von gebatiktem Häs bis zu veganer Kost im Stüble.

Villingen-Schwenningen - Eigentlich wollte Zunftmeister Anselm Säger am Sonntagabend in der Oberen Straße kurzen Prozess machen: den nach drei Jahren facegelifteten Bronzenarro von den Schirrmeistern Michael Reiser und Rafael Lewanderski umkränzen und die Fasnet 2020 vor rund 400 Fans eröffnen.

Doch da hatte er die Rechnung ohne die "grünreichen Sieben", die Fraktion der Bündnisgrünen im Gemeinderat, gemacht. Als deren Vertreter maßregelte Alexander Brüderle aus dem Erker der Stadtkasse heraus die Zünftler im Zeichen des Klimanotstandes. Mit "Jetzt habt ihr den Salat und könnt sehen, wie ihr’s vom Bäcker Kunkis gebacken kriegt" machte er sich lustig über die klimatechnisch ganz schön vor Herausforderungen stehenden Narros, die mit ihren Dieselfahrzeugen beim Umzug nur schwer Ökopunkte sammeln dürften.

Schunkellied lässt Herzen hüpfen

Säger konterte mit den Kutschen, die von mit "reginal angebautem Heu gefütterten" Pferden gezogen werden und damit immerhin die alten Lastwagen der Katzen "ohne Katerlysator" ausgleichen können. Doch bei veganer Kost in den Stüble, Dinkelbrezeln und Steckrüben- statt Wurstsalat musste Säger passen. Da half in den Augen des Grünen auch die "Greta" auf der Rückseite der Häshose nichts, schließlich sei die zudem mit Ölfarbe gemalt und nicht gebatikt, maulte Brüderle. Um den Feinstaubausstoß beim Rollenschütteln einzudämmen schlug er vor, die Rollen unterm Häs zu tragen und außerdem Dosenpfand auf die Blechtrommeln der Glonkis zu erheben. Bei Oberbürgermeister Jürgen Roth machte er eine Rot-Grün-Schwäche aus: "Wird er mit grünen Themen konfrontiert, sieht er schwarz". Zum zweiten Mal und "diesmal nicht verwesend" trat Roth ans Mikrofon, wünschte allen Bürgern einen guten Start in die "hoffentlich goldenen Zwanziger" und richteten den Blick auf die geplante TV-Übertragung des großen Umzuges am Fasnetszieschtig. Zuerst habe er ein "Schrecklein" bekommen, dass man damit die Villinger Fasnet "dem Me(t)zger vorführe", gab er zu. Doch inzwischen sehe er ein, dass die Stadt stolz auf ihr Brauchtum sein und das auch zeigen dürfe. Aber: "die Scheme bleibt vor dem Gesicht", mahnte er unter Beifall der Anwesenden. Wer, wenn schon einmal im Fernsehen, dann doch erkannt werden wolle, dem riet Roth, sich in die Reihen der Ratsherren wählen zu lassen, die den Umzug ohne Scheme begleiten dürfen.

Die Tradition der Wueschtsprüche bei der Fastnachtseröffnung der Historischen Narrozunft setzte erstmals der neue Wueschtvatter Matthias Frey in die Tat um, nachdem er sich in Reimform als "der Neue" vorgestellt hatte.

"Die Fasnet 2020 ist eröffnet" schmetterte schließlich Anselm Säger und die Stadt- und Bürgerwehrmusik ließ mit dem Schunkellied die Herzen hüpfen.