Foto: Markus Diebold

Beim gut vierstündigen Programm im Schwenninger Beethovenhaus bekommen Zuschauer viel zu sehen und zu hören.

VS-Schwenningen - Sagenhaftes spielte sich im Märchenwald der Schwenninger Narrenzunft ab. Beim gut vierstündigen Programm des Eröffnungsballs im Beethovenhaus bekamen die Zuschauer viel zu sehen und zu hören.

Die Kommunalpolitik stand ebenso im Mittelpunkt wie gelungene Tanznummern, fantasievolle Kostüme und viel Spielfreude. Der Fanfarenzug ließ traditionsgemäß das Beethovenhaus erbeben.

Nach dem Einzug von Hansel, Moosmulle und Schantle, begleitet von der Schwenninger Stadtmusik unter der Leitung von Wolfgang Wössner, schlug zuerst Zunftmeister Martin Wittner das Märchenbuch auf und sponn eine Geschichte über die gute gemeinsame Stadt, in der er ideenreich mit den Namen der Stadträte spielte: angefangen vom Breuningerland, dem heiligen Frank bis hin zu Rupert, dem Fröhlichen. Und schon waren die Zuschauer mitten im Programm angekommen.

Hinreißend tanzten die Power-Kids das Aschenputtel in einem rosa und pinkfarbenen Traum aus Tüll. Räuberhauptmann Rinaldini setzte einen gelungenen Kontrastpunkt und forderte das Publikum gerne dazu auf: "Hebt die Krüge, Gläser Tassen, stoßt mit mir an, ich sag’s gelinde, wir kippen einen hinter die Binde". Angesichts der kommunalpolitischen Fauxpas, die er ans Tageslicht brachte, kein Wunder. Sei es die kaum fertige Fußgängerzone, die schon "eingesaut" sei; das verlotterte Beethovenhaus oder die Pläne für die Hirschbergschule.

Bevor es mit reichlich Märchenhaftem und Realem aus dem politischen Geschehen in der Stadt weiter ging, entführten die Teenie Dancers mit "Alice im Wunderland" (siehe Bild oben) und die "Schwantastischen" musikalisch in die Welt der Schlager. "Eine neue Fasnet ist wie ein neues Leben" – wer wollte da nicht einstimmen. Die "Telefone" bestachen in klarer Optik und Aussage: "Die neue Halle ist zu klein, drum muss eine Vorschrift rein." Oder: "Geht das Oberzentrum in die Binsen, tut Tuttlingen kräftig grinsen."

Für mächtig Chaos im Märchenwald sorgten die in die Jahre gekommenen Hänsel und Gretel sowie Rupertus, der größte Märchenerzähler aller Zeiten. Da ging es um Detlev Bührer, dem Hecht im Karpfenteich, der so pünktlich und fleißig sei und, dass ihn kein Hagelkorn je beschädigt habe und um Wolfgang Berweck, der zu kurz gekommen sei. Ein Potpourri aus "Mary Poppins" tanzten die Happy Neckar Dancers und wiesen mit ihrem "Superkalifragilistisch" auf die nächste Nummer hin.

Der kleine Rabe entpuppte sich dabei als ein ganz Großer. In einem brillanten Vortrag hielt er all den schrägen Vögeln vom Gemeinderat den Narrenspiegel vor. "Bin ein Schwenninger Vogel, ein richtiger Schwabe. Ich bin heute für euch hier als kleiner Rabe." Nichts blieb dem schwarzen Vogel verborgen, was er von oben scharf beobachtet hatte. Da war das marode Beethovenhaus und die neue Halle, die noch in weiter Ferne sei, Kubon mit dem neuen Elektroauto, das keine Abgase ausstoße, denn der OB produziere schon genug heiße Luft und all die anderen Vögel: Nebelkrähe Helga Baur, die Meisen der Freien Wähler mit ihrem grauen Star, Rupert, der Star und Renate Breuning "zäh wie Kleber von Uhu". Nach so viel messerscharfer Beobachtung brachte das NZ-Ballett mit "Aladdin" einen Hauch von 1001 und einer Nacht auf die Bühne. Mit "es war immer noch" gab eine "ganz normale Schwenninger Familie" Einblick in ihr Leben, in dem auch die Kommunalpolitik eine Rolle spielte. "Denk’ ich a die im Roothuus dinnen, do kunnt mir grad s’ Gebrüder Grimmen."

Als "Rumpelstilzchen" polterte das Männerballett in perfekter Choreographie zum Schluss über die Bühne. Üppig und stilvoll die Kostüme. Schade, dass die Dekoration im Beethovenhaus diese Fülle vermissen ließ. Das tat den abenteuerlichen Märchengeschichten, die auf die Bühne gezaubert wurden, aber keinen Abbruch.

Info: Die Mitwirkenden

Power Kids: Sophia Dengler, Lena Hangarter, Mandy Maier, Leonie Rosenauer, Franziska Schlenker, Lena Schreib, Noémie Stegmann, Aylin und Dilara Tan, Annalena und Sophia Von Voigt. Leitung: Jasmin Hugger. Kostüme: Karin Schlenker

Jochen Schwillo als Räuberhauptmann Rinaldini.

Teenie Dancers: Tanja Blaszcyk, Magali Müller, Nadia Partenjevic, Katrin Pflug, Laura Ross, Lisa Sabo, Julia Schäfer und Fabienne Stoll. Leitung/Kostüme: Nathalie und Janine Hipp.

Die Schwantastischen: Raphael Jetter (Gitarre), Bernd Scheuber und Andreas Schlenker (Gesang) und Marcel Scheuber (Cajon).

Telefone: Patrik, Nicole, Sabine und Wolfgang Aichele, Conny Gasch, Marc Grgas, Thomas Karschewski, Elke und Michelle Kromer, Alexander Laufer, Bärbel und Marianne Noel, Birgit und Lisa Sauter, Edeltraud und Roland Schlenker, Roland, Ingrid und Markus Stegmann, Engelbert und Maja Wiebler. Leitung/Kostüme: Sabine Wiebler und Markus Stegmann.

Chaos im Märchenwald : Rosi Lukas, Jürgen Wangler und Günther Hermel Text: Klaus Wössner.

Happy Neckar Dancers : Alice und Sarah Gleichauf, Manuela Gula, Kerstin Herzner, Simone Maier, Carola Mink, Bettina Müller, Bianca Rosenauer, Bettina Schäfer, Barbara Schlenker und Melanie von Voigt. Leitung/Kostüme: Bianca Rosenauer.

Raphael Rabe: "Der kleine Rabe".

NZ-Ballett: Eva Naudit, Dominique Hirt, Nathalie Hipp, Tina Kehder, Julia Dettinger, Jana Mink, Athittaya Sriwijarn, Natascha Kemler, Jürgen Kikstein, Monika Jauch, Simon Breithack, Mareike Thiele, Stefanie Pakulski, Stefanie Hoos. Leitung/Kostüme: Eva Naudit, Dominique Hirt.

Die Schlenkers: Jörg, Nicole und Matti Schlenker.

Männerballett: Frank Zölle, Gordon Herzner, Wilhelm Schäfer, Markus Bösinger, Florian Radlinger, Johannes Hellstern, Oliver Kaltenmark, Stephan von Voigt, Michael Henseleit. Leitung/Kostüme: Corinna Benz.

Moderation: Birgit Bösinger.

Garde : Leitung: Eva Naudit, Dominique Hirt.

Moosmulle-Tanz : Leitung: Ulrike Irion.

Fanfarenzug: Leitung: Volker Baier.

Regie und Organisation : Vergnügungsausschuss. Sprecher: Ully Hugger.

Licht und Ton : Bernhard Steinel, Stephan Waltz, Werner Zarbock.

Kulisse und Requisiten : Nadine und Werner Zarbock.

Bühnencrew: Steffen Speck, Alfred Schlenker, Florian Schütze, Jochen Flaig.