Sie stellten im Bildungs- und Sozialausschuss des Kreistages das Museumsprojekt Museum4punkt0 für den Narrenschopf in Bad Dürrheim vor (von links.): Ullrich Dittler von der Hochschule Furtwangen, der Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte Roland Wehrle, die Projekt-Koordinatorin Vera Jovic-Burger und der renommierte Fachmann für Brauchtums- und Fastnachtsforschung Werner Mezger. Foto: Winkelmann-Klingsporn Foto: Schwarzwälder Bote

Förderung: Unterstützung für das Projekt Museum4punkt0 / Fastnacht wird virtuell erlebbar

Mit dem Projekt Museum4punkt0 bahnt sich für den Narrenschopf in Bad Dürrheim der Einstieg in die digitale Museumstechnik an. Nach ausführlicher Diskussion sprach sich der Kreistagsausschuss für Bildung und Soziales für einen Investitionszuschuss für dieses Projekt in Höhe von 50 000 Euro aus.

Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) und die Kulturstiftung der schwäbisch-alemannischen Fastnacht betreiben das Fastnachtsmuseum Narrenschopf in Bad Dürrheim. Gemeinsam mit dem Museum Schloss Langenstein wurde der Narrenschopf jetzt in das große Verbundprojekt Museum4punkt0 der Bundesregierung aufgenommen. Dabei geht es darum, eines der visionärsten Projekte der Deutschen Museumsgeschichte vorzubereiten, begründet Roland Wehrle, Präsident der VSAN seinen Zuschussantrag an den Kreistag.

Mit anderen renommierten deutschen Museen hat die VSAN im Rahmen von Museum4punkt0 den Auftrag erhalten, im Narrenschopf ein virtuelles Museum der schwäbisch-alemannischen Fastnacht mit einem Interaktions- und Kommunikationsraum zu schaffen und in einem weiteren Modul das Eintauchen in Fastnachtsbräuche mit VR-Brillen (für Einzelbesucher) und einer 360-Grad-Kuppelprojektion (für Gruppen) zu ermöglichen. Damit soll die Fastnacht als Kulturgut ganzjährig in bisher nicht gekannter Weise erlebbar gemacht werden.

Für die Begleitung der technischen Umsetzung konnte Ullrich Dittler von der Hochschule Furtwangen gewonnen werden, für die inhaltliche Konzeption Werner Mezger von der Uni Freiburg, der derzeit renommierteste Kenner auf dem Gebiet der Brauchtums- und Fastnachtsforschung.

"Die Fastnacht, die schönste Nebensache der Welt", so Mezger, bringe deutschlandweit Millionen Menschen auf die Beine. Mit der neuen Digitaltechnik bahne sich für den Narrenschopf eine Leuchtturmfunktion an. Der "Quantensprung für die Institution Museum" führe mit der 3-D-Brille an die Grenzen der Wahrnehmung und mache Fastnacht erlebbar, "als ob man dabei wäre". Darüber hinaus gehe es hier um einen Bildungsauftrag. Zudem sei die Brauchtumsfastnacht bei der Unesco als immaterielles Kulturerbe gelistet.

Für die technische und inhaltliche Entwicklung stehen dem VSAN Bundesmittel in Höhe von 980 000 Euro zur Verfügung. Noch nicht voll finanziert ist damit die 360-Grad-Kuppel-Projektion in einem Zeltbau neben dem Narrenschopf.

Um das Projekt finanzieren zu können und Projektziel zu erreichen, müssen die Kosten möglichst niedrig gehalten werden. Vorgesehen ist daher eine kleine semipermanente Projektionskuppel mit acht Metern Durchmesser mit Platz für 25 bis 30 Personen für die 360-Grad-Kugelpräsentation zu bauen.

Um eine Finanzierungslücke von 100 000 Euro zu decken, müssen zusätzlich zum Bundeszuschuss 100 000 Euro an Spenden und Zuschüssen eingeworben werden. Der Gemeinderat von Bad Dürrheim hat bereits 15 000 Euro Unterstützung bewilligt. Die Kreisverwaltung hatte vorgeschlagen, einen Zuschuss von 50 000 Euro in den Haushalt 2020 aufzunehmen.

Im Fachausschuss des Kreistages zeigte man sich durchgängig beeindruckt bis begeistert von dem neuen Museumsprojekt in Bad Dürrheim. Um den Vorbehalten aus der CDU hinsichtlich der noch nicht detaillierten Finanzierungstableaus sowie eines Vorgriffes auf den Haushalt 2020 entgegen zu kommen, einigte man sich auf diesen Zusatz: Im Vorfeld der Haushaltsplanberatungen 2020 legt die VSAN dem Kreistag einen aktualisierten Finanzierungsplan vor.