Roland Wehrle (rechts) erhält in der Geschäftsführung der Nachsorgeklinik Tannheim Verstärkung durch Thomas Müller. Foto: Heinig

Jetzt Doppelspitze in Geschäftsführung. "Brauchen die Besten im Kampf um Leben der Kinder."

VS-Tannheim - Seit Jahresbeginn hat die Nachsorgeklinik Tannheim zwei Geschäftsführer. Seitdem Roland Wehrle seinen allmählichen Rückzug aus der Verantwortlichkeit angekündigt hat und nun mit 60 Prozent seiner Arbeitskraft zur Verfügung steht, ist Thomas Müller an seiner Seite.

Der 53-jährige Diplom-Volkswirt und Prokurist aus Mönchweiler ist, wie Wehrle auch, seit 20 Jahren Mitarbeiter der Klinik. Seit deren Bau hat Müller mit einem "sorgfältigen Finanzmanagement" (Wehrle) dazu beigetragen, dass der Schuldenberg von einst 13 Millionen Euro auf inzwischen unter zwei Millionen abgetragen wurde.

"Ich freue mich auf die Aufgabe", sagt Müller, wohl wissend, dass man vor großen Herausforderungen steht. Wehrle nennt zwei große "Baustellen", die der Klinik das Leben, manchmal sogar das Überleben, schwer machen. Zum einen sei es inzwischen sehr mühsam, die für die Klinik passenden Fachärzte zu finden. Händeringend wird derzeit ein Internist mit Pulmologie (Lungenfacharzt) gesucht, immer benötigt werden zudem Kinderonkologen. Die einzige Mukoviszidoseärztin des Hauses fällt vorübergehend aus.

Ärzte, die sich mit angeborenen Herzfehlern bei inzwischen Erwachsenen auskennen, gibt es kaum, denn die Lebenserwartung dieser Patienten hat sich verdoppelt. Ehrgeizige junge Ärzte – so es sie denn überhaupt gibt – schätzen die Anforderungen an einer Rehabilitationsklinik häufig für zu gering ein, stellt Wehrle fest. "Aber wir brauchen die Besten im Kampf um das Leben der Kinder".

Der personelle Engpass sei zeitweise so eklatant, dass hin und wieder Befürchtungen bestehen, die Patientenzahlen herunterfahren und Mitarbeiter entlassen zu müssen. "Bisher hatten wir aber immer Glück", sagt Wehrle.

Gerade springen wieder ein pensionierter Arzt und ein emeritierte Professor ein. Zum anderen hält der Kampf um ausreichend hohe Pflegesätze an. Zwar habe die Deutsche Rentenversicherung Baden-Württemberg, nachdem sie sich vom Konzept der familienorientierten Reha vor Ort überzeugte, erheblich nachgebessert, sagt Thomas Müller. Bei den Kassen bestehe aber noch Nachholbedarf. Nach wie vor sind allein für den Betrieb der Klinik trotz Vollbelegung Spenden in Höhe von fast 700.000 Euro im Jahr notwendig. "Investitionen noch nicht mitgerechnet", sagt Müller.

Mit dem Einsatz von 300.000 Euro wurde gerade die Junge Reha renoviert, weitere 150.000 Euro kostete der Brandschutz.

Die 160 Mitarbeiter der Nachsorgeklinik erhalten zudem nur eine "bescheidene Entlohnung", geben die beiden Geschäftsführer zu, "doch mehr können wir einfach nicht leisten". Trotz allem blickt das Duo zuversichtlich in die Zukunft, schließlich sei man daran gewöhnt, Herausforderungen anzunehmen.

Er sei zwar schon "ein bisschen müde geworden", bedauert der 69-jährige Roland Wehrle, doch zwei Jahre will er das Haus noch maßgeblich führen und auch darüber hinaus in der "Deutschen Kinderkrebsnachsorge – Stiftung für das chronisch kranke Kind" aktiv bleiben.