Ein großes Familienfest zum 15-jährigen Bestehen der Tannheimer Nachsorgeklinik kündigten gestern Klinikleiter Roland Wehrle und Organisatorin Annette Kraft für Sonntag an. Foto: Heinig

Pflegesätze und Abschaffung des Zivildienstes machen zu schaffen. Großes Fest am Sonntag.  

VS-Tannheim - Die Tannheimer Nachsorgeklinik besteht seit nunmehr 15 Jahren und hat seither mehr als 8000 kranke Kinder und Jugendliche sowie 16 700 Familienmitglieder behandelt. Das ist ein Grund zum Feiern.

Am Sonntag steigt daher ein großes Kinder- und Familienfest, dessen Zentrum erstmals die Reithalle sein wird. "Wir haben uns einen geeigneten Boden zugelegt, das erspart uns den Aufbau eines Festzeltes", sagt Klinikleiter Roland Wehrle.

Das Programm ist reichhaltig und umfangreich. Um 10 Uhr eröffnet die Musikkapelle aus Hausen vor Wald den Festtag musikalisch. Um 12 Uhr wird der 15 Meter lange Nusszopf der Bäckerei Schmidt und der Raifmühle aus Lörrach angeschnitten, auch eine Jubiläumstorte wurde gestiftet.

Um 14 Uhr werden langjährige ehrenamtliche Hilfskräfte mit der Ehrennadel der Deutschen Kinderkrebsnachsorge ausgezeichnet und gemeinsam bunte Luftballons auf die Reise geschickt.

Für musikalische Höhepunkte sorgen um 16.45 Uhr die ehemalige Patientin Dalila Abdallah mit dem in der Klinik entstandenen Song "Schrei dich frei", um 17 Uhr der DSDS-Gewinner von 2009 und treuer Fan der Klinik, Daniel Schuhmacher, und ab 19 Uhr die regional bekannte Band "BluesQuamPerfect". Auch die Jugendkapelle aus Niedereschach und die Tannheimer Musikkapelle haben ihr Mitwirken zugesagt.

Kinder können in der Zeit von 10.30 bis 17.30 Uhr selbst Gold waschen und sich als Archäologen versuchen, außerdem gibt es einen Fakir zu bestaunen. Clownerie, eine Glasperlen-Werkstatt, Hüpfburg, Kinderschminken und Geduldsspiele sowie das Reiten auf einem Pony gehören ebenfalls zum Angebot des Jubiläumstages.

In die Freude über 15 erfolgreiche Jahre mischt sich jedoch auch gehöriger Ärger. Und das gleich aus zwei Gründen. Zum einen ist das Pflegesatzdefizit in 15 Jahren auf inzwischen 20,8 Prozent geklettert. Das bedeutet, dass die Klinik 800 000 Euro im Jahr an Spenden aufbringen muss – wohlgemerkt für den laufenden Betrieb. "Dieses Spiel muss ein Ende haben" erbost sich Wehrle und sieht seine Einrichtung gar gefährdet. Die Pflegesätze wurden den tariflichen Lohn- und Gehaltserhöhungen der vergangenen Jahre nur sehr unzureichend angepasst.

"Wir kümmern uns bundesweit um die schwersten Fälle kranker Kinder, werden aber am Seil heruntergelassen", wird Wehrle deutlich. Die zweite aktuelle Problematik betrifft die Abschaffung des Zivildienstes. Die zuletzt sechs Zivis fehlen in Tannheim an allen Ecken und Enden. Bundesfreiwillige klopfen zwar in ausreichender Zahl an, erhalten vom Bundesamt aber keine Zusage oder werden monatelang hingehalten und springen wieder ab.

Der von der Familienministerin als "sensationeller Erfolg" verkaufte Freiwilligendienst sei eine Mogelpackung, sagt Wehrle, denn er gleiche den Zivildienst in keinster Weise aus. "Uns fehlen Leute", drängt der Klinikleiter. Gerade mal ein "Bufdi" arbeitet derzeit in der Klinik, zwei haben den Antrag im April gestellt, wollen im September eigentlich beginnen, haben aber noch immer kein Okay aus Berlin. "Ein Unding."