Nach der Party mit dem Bus nach Hause - der Nachtbus "NachtAcht" soll dies den Doppelstädtlern ermöglichen. (Symbolfoto) Foto: pixabay

Nachts (fast) allein im Bus? Nur wenige nutzen die "NachtAcht". Angebot läuft weiter.

Villingen-Schwenningen - Ist der Nachtbus "die NachtAcht" Top oder eher ein Flop? Langsam läuft  die "NachtAcht" wieder an und bringt Partygänger aus VS nach Hause. Die Fahrgastzahlen sind noch überschaubar. 

Wie der Nachtbus so läuft? Ein Gastronom aus der Doppelstadt, der den Busbahnhof ganz gut im Blick hat, spricht von einer überschaubaren Zahl von Fahrgästen: "Da sitzen nur ein paar Hansele drin", beschreibt er das sich ihm bietende Bild einer ganz normalen Samstagnacht im Sommer. Und er geht noch weiter: "Das Ding war ein Schuss in den Ofen", meint er in Bezug auf die geringe Nachfrage und erklärt auch gleich warum. Partygänger säßen doch nicht bald eine Stunde im Bus, um von Bahnhof zu Bahnhof zu kommen. "Die Fahrzeit ist deutlich zu lange." Die "NachtAcht" sei vom Grundatz her eine super Idee, werde aber in der Form nicht angenommen.

Sicher, die Fahrgastzahlen waren schon mal besser, aber so lausig seien sie nun auch wieder nicht. Die Bilanz von Frank Wiest, Geschäftsführer der Verkehrsgemeinschaft Villingen-Schwenningen, fällt durchaus gemischt aus. Derzeit steigen zwischen 20 und 30 Fahrgäste an Wochenenden in die insgesamt drei Busse. Damit sei das Interesse tatsächlich verhalten. Als die "NachtAcht" im September 2019 zum ersten Mal auf Tour ging, um Nachtschwärmer aufzugabeln, sei das Interesse deutlich höher gewesen. Zwischen Herbst und Lockdown Mitte März seien insgesamt zwischen 50 und 60 Fahrgäste zugestiegen, erläutert Wiest im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Zahlen zählen nur bedingt

Vorausgesetzt es komme nicht erneut zu verschärften Reglementierungen aufgrund steigender Corona-Zahlen geht der VGVS-Geschäftsführer davon aus, dass die Resonanz auf das Angebot wieder steigen werde, sobald es Leute nach dem Sommer wieder stärker in die Stadt und die Kneipen ziehe. Doch ob 30 oder 60 Gäste pro Nacht: Diese Zahlen brauchen Wiest nur am Rande zu interessieren, Wirtschaftlichkeit hin, Kosten her. Die viel diskutierte Einführung des Nachtbusses sei eine "politische Entscheidung" gewesen, um Doppelstädtern eine Möglichkeit zu bieten, auch nachts mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu kommen. Solange die Stadt diesen Service anbieten wolle und "wir den Auftrag haben, solange machen wir das auch". Die meisten Gäste, ergänzt er, müssten kein Ticket lösen, da sie Wochen-, Monats- oder Jahreskarten besitzen.

Wie lange der Bus noch durch das nächtliche VS fährt? Könnte er doch dem Zwang zu weiteren Einsparungen zum Opfer fallen? Die "NachtAcht" sei Corona bedingt bis Juli zwar ausgesetzt worden, reagiert Oxana Brunner auf die Anfrage des Schwarzwälder Boten nach der Zukunft des Busses. Seit dem ersten Juliwochenende laufe der Betrieb aber wieder nach Fahrplan. Auch im Hinblick auf die Urlaubszeit sei der Betrieb wieder aufgenommen worden, "um Bürgern und Urlaubsgästen an den Wochenenden eine unbeschwerte Zeit in unserer Stadt zu ermöglichen".

Die Nutzung sei anfänglich mit Start im September 2019 gut gewesen, bekräftigt auch Brunner. "Wir hoffen auf eine bessere Nutzung des Angebotes, zudem der Nachtbusbetrieb nicht von den am Ende Juli beschlossenen Maßnahmen im Stadtverkehr betroffen ist." Wie lange der Bus noch rollt, könnte sich zum Jahreswechsel 2021 entscheiden. Eine Überprüfung des Angebotes soll nach dem zweiten Betriebsjahr erfolgen. "Dies bedeutet, dass die "NachtAcht" auf jeden Fall bis September 2021 gesichert ist." VGVS-Geschäftsführer Wiest denkt noch weiter in die Zukunft, um Prognosen abgeben zu können. "Wir müssen die noch recht neue Buslinie mindestens zwei Jahre beobachten." Für eine seriöse Einschätzung sei die Zeit zu kurz.

Wenn es darum geht, die Nachfrage zu befeuern, sollte die Stadt mehr für die Werbung ausgeben? Immer wieder kommt Kritik, dass die "NachtAcht" zu unbekannt sei unter den Partygängern. In der Startphase, so Brunner, sei die Linie stark beworben worden. "Klar können wir noch mehr tun, aber das ist auch eine Frage des Budgets", zeigte sie die Grenzen auf. "Wir werden uns aber Gedanken machen über weitere Werbemöglichkeiten." Was sagen die Taxiunternehmen zur neuen Linie? Von einer großen Konkurrenz könne keine Rede sein. Ein Taxifahrer weiß auch warum: Wer genügend gebechert habe und sich mehr schwankend als gerade vorwärts bewege, "der steigt gleich ins Taxi statt zum Bahnhof zu laufen, um dann noch von einer weiteren Haltestelle nach Hause gehen zu müssen."

Fahrzeiten zu lang?

Ähnlich argumentiert der Inhaber eines anderen Taxi-Unternehmens in VS. "Die Fahrzeiten sind doch viel zu lang." Wie "lang", das erläutert Frank Wiest, in der Regel seien es 30 Minuten und maximal eine knappe Stunde, wenn Fahrgäste beispielsweise in Schwenningen feiern und an einer der letzten Haltestellen in Villingen aussteigen. Eigentlich war der ursprüngliche Plan, fünf Busse auf Tour zu schicken, "dann wäre es sicher schneller gegangen". Doch dies sei dem Gemeinderat dann doch zu kostspielig gewesen: Es blieb bei drei Bussen.