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Jugendgerichtshilfe: Einrichtungen zum Ableisten von Sozialstunden fehlen / Engagierte Hausmeister

Ausgefressen haben sie alle etwas. Doch in der Regel ziehen sie mit und machen meist zuverlässig ihren Job. "Vor den Jugendlichen muss man sicher keine Angst haben." Das einzige Problem, das die Jugendgerichtshilfe der Stadt VS hat: Es fehlt an Plätzen für junge Straftäter, wo diese Sozialstunden absolvieren können.

Villingen-Schwenningen. Die Not ist zwar nicht alarmierend groß, dennoch haben Renate Schäfer-Tatan und ihr Kollege Rolf Nolte von der Jugengerichtshilfe ihre Mühe damit, junge Straftäter in sozialen Einrichtungen unterzubringen. Zum einen, so Schäfer-Tatan, seien Einrichtungen teilweise weggebrochen, "denn es ist eben nicht immer so einfach mit den Jugendlichen". Ob Kindertagesstätte, Jugendhaus oder Altenheim: Für die Einrichtungen bedeute dies mehr Arbeit und "Geld bekommen sie dafür auch keines". Erschwerend komme hinzu, so die Sozialarbeiter, dass einige ihrer Schützlinge eine Ausbildung machen und deshalb ihre Sozialstunden erst ab 17 Uhr, oder über das Wochenende leisten können.

Bei Verweigerung Arrest

Es klemmt also in Bezug auf das Angebot. Ob der Seniorenrat eine neue Adresse sein und Jugendliche betreuen könnte, ist noch offen. Wie berichtet, beschäftigt sich das Gremium mit dieser Frage, hat aber noch keine Entscheidung getroffen. Die Kriminalpolizei hatte zu dem Gremium Kontakt aufgebaut. Meistens und zu fast 80 Prozent sind es junge Männer, zwischen 16 und 20 Jahre alt, die Arbeits-Auflagen des Gerichtes erfüllen müssen. Je nach persönlicher Situation, Ausbildung oder noch Schule, bilden sich die zeitlichen Fristen, innerhalb derer sie ihren Arbeitszettel, vom Arbeitgeber ausgefüllt und unterschrieben, wieder an die Jugendgerichtshilfe zurück geben müssen. In der Regel sind es etwa acht bis zehn Wochen, es können aber auch mal im Ausnahmefall sechs Monate sein. "Wenn es gut läuft", so die beiden Sozialarbeiter, "dann melden sich die jungen Leute schnell und arbeiten auch flott." Die Quote der "Flotten", fügen sie hinzu, liege bei rund 70 Prozent. Und der Verweigerungs-Rest, der erst gar nicht zum Arbeitstermin erscheint? Der bekommt eine zweite Chance und damit einen Anhörungstermin im Gericht. Falls das auch nicht fruchte, "droht Jugendarrest". Doch damit sind die Sozialstunden nicht getilgt, "die bleiben, es sei denn, ein Teil wird während der Arrestzeit abgearbeitet".

Ab in die Küchen

Was müssen jugendliche Straftäter tun, wenn sie vom Gericht zu Sozialstunden verknackt wurden? Meistens, so Nolte und Schäfer-Tatan, helfen sie den Hausmeistern zum Beispiel beim Entrümpeln von Räumen, kehren im Herbst Laub zusammen oder unterstützen das Küchenpersonal beim Abtragen und Spülen des Geschirrs. Ob Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, Körperverletzungsdelikte oder Diebstahl: Sozialstunden werden auch in VS im Zuge von Gerichtsurteilen häufig auferlegt: Im Jahresschnitt sprechen Nolte und Schäfer-Tatan von rund 4500 Stunden, die abgeleistet werden nüssen. Dabei spielen die Hausmeister in den Einrichtungen eine große Rolle. "Wir haben nicht nur tolle Einrichtungen, sondern auch tolle Hausmeister hier, die sich um die Jugendlichen kümmen und ihnen ins Gewissen reden."

Über 30 Jahre sind Tatan-Schäfer (wenn auch mit Unterbrechungen) und ihr Kollege Nolte in der Sozialarbeit tätig und haben einige Veränderungen, besser gesagt Verbesserungen erlebt: Gewaltsensibilisierungstraining, Täter-Opfer-Ausgleich, soziale Trainingskurse, um nur ein paar heraus zu heben.