Die Polizei hat am Donnerstag mehrere Wohnungen und Geschäftsräume von Tatverdächtigen im Schwarzwald-Baar-Kreis sowie im Raum Konstanz durchsucht. Foto: Polizei

Polizei nimmt vier Männer fest. Verdächtige sollen Anschläge gegen Tattoo-Studios verübt haben.
 

Villingen-Schwenningen/Rottweil - Seit zwei Jahren hat die Ermittlergruppe "Leder" agiert, um Tatverdächtige aus dem Rockermilieu für mehrere Anschläge auf Tattoostudios ausfindig zu machen. Am Donnerstag schlugen die Beamten zu.

Einsatzort Schwenninger Wannenstraße, Donnerstagvormittag: Mehrere Kriminalbeamte, Bereitschaftspolizisten und Kräfte der Hundestaffel fahren ein Tattoostudio im Neckarstadtteil an. Nach Angaben der Polizei werden sowohl in Schwenningen also auch in Weilersbach und im Landkreis Konstanz bis in den Nachmittag hinein Wohnungen und Geschäftsräume von vier Tatverdächtigen durchsucht, die laut Polizei alle der Rockerszene angehören. Insgesamt 50 Beamte waren beteiligt, um umfangreiches Beweismaterial sicher zu stellen.

"Die Tatverdächtigen im Alter von 20 bis 53 Jahren wurden teils vorläufig festgenommen und befinden sich nach Durchführung der erforderlichen Maßnahmen wieder alle auf freiem Fuß", heißt es in einer Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Tuttlingen. Zwei der Tatverdächtigen stammen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, zwei weitere aus Konstanz.

Hintergrund dieser Durchsuchungen und Festnahmen sind vier Anschläge auf Tattoostudios in Schwenningen, Trossingen und Oberndorf. Sie hatten sich zwischen Juni 2013 und November 2013 ereignet. In Oberndorf schlugen die Übeltäter gleich zweimal zu. Der erste Attacke war in der Nacht des 10. Juni 2012. Damals kam das neu eröffnete Studio in der Oberstadt noch glimpflich davon: Die Täter hatten lediglich einen Stein verbunden mit einer schriftlichen Drohung durchs Schaufenster geworfen. Der Schaden betrug dennoch mehr als 5000 Euro.

Fünf Monate später, in der Nacht von 4. auf 5. November, schlugen sie erneut zu. Diesmal traf es den Inhaber knüppeldick: Durch ein Loch in der Schaufensterscheibe schleuderten sie eine Flasche mit Buttersäure ins Innere. Mit verheerenden Folgen: Die verunreinigten Räume waren monatelang nicht mehr nutzbar. Der Gestank, den die ätzende Flüssigkeit hinterließ, setzte sich fest. Er war in der ganzen Straße zu riechen. "Meine Existenz ist jetzt kaputt", hatte der Inhaber des Studios, ein Mitt-Dreißiger im Gespräch mit unserer Zeitung damals gesagt.

Im Gegensatz dazu ging der Anschlag in Trossingen am vergangenen 8. November glimpflich aus. Die Täter hatten zwar ebenfalls ein Behältnis mit Buttersäure gegen die Schaufensterscheibe geworfen. Laut Polizei durchschlug dieses jedoch lediglich ein Glas der Doppelverglasung und gelangte nicht ins Gebäudeinnere.

In den Monaten zwischen den Angriffen in Oberndorf und Trossingen wurde in zwei Fällen auch in Villingen-Schwenningen mit Steinen jeweils das Schaufenster eines Tattoostudios eingeworfen und so einen hohen Sachschaden verursacht.

Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei Rottweil gründeten die Ermittlungsgruppe "Leder", die sich mit einschlägigen Delikten im Rockermilieu befasste. Im Zuge der Ermittlungen stellte sich schließlich heraus, dass alle Anschläge nur einen Hintergrund hatten: Durch massive Bedrohungen sollten die jeweiligen Tattoostudio-Inhaber bis zur Geschäftsaufgabe eingeschüchtert werden. Zum Teil mit Erfolg, denn zumindest vorübergehend hatten mehrere Studio-Inhaber den Betrieb schließlich eingestellt. Das Oberndorfer Studio für immer.

Somit dürften sich die intensiven Ermittlungen nicht nur auf den Tatvorwurf der Sachbeschädigung beschränken, sondern auch in den Bereich der Erpressung gehen. Für solche Fälle sieht das Strafgesetzbuch auch Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren vor. Doch dies müssen nun die dafür zuständigen Richter in einem Prozess klären.