Villingen-Schwenningen - Ein betrunkener Autofahrer verursacht auf einer abgelegenen Waldstrecke einen Verkehrsunfall. Die Gefahr, dass die Polizei davon erfährt ist verschwindend gering – höchstens das Auto alarmiert die Ordnungshüter. So geschehen ist dies letztens auf der Alten Vöhrenbacher Straße in Villingen.

Es gibt viele Gründe, sich über sein Auto zu ärgern: Reparaturanfällig, hoher Spritverbrauch, schneller Wertverlust. Dass ein automatischer Notruf-Assistent aber ebenfalls zum Ärgernis wird und dem Fahrer in den Rücken fallen kann, ist eher ungewöhnlich. Doch von vorne.

Es war an einem winterlichen Samstagabend, als ein 41-Jähriger mit seinem neuwertigen Ford Ranger auf der verlassenen und winterlichen Alten Vöhrenbacher Straße von Villingen in Richtung Unterkirnach unterwegs war. Nach Angaben der Polizei kam der Mann infolge der nicht angepassten Geschwindigkeit von der Fahrbahn ab und landete im Straßengraben. Der Unfall sorgte schließlich für eine Verkettung unglücklicher Umstände – zumindest für den Fahrer.

"Das Fahrzeug hat aufgrund des Aufpralls einen Notruf abgesetzt", berichtet Polizeisprecher Dieter Popp auf Anfrage unserer Zeitung. Über Ford sei schließlich der Notruf zur integrierten Leitstelle gelangt, die wiederum die Polizei über den Unfall in dem Waldstück informiert hatte. Popp: "Der Fahrer wollte eigentlich gar keine Hilfe."

Warum dem 41-Jährigen die Anwesenheit der Polizei aber so gar nicht behagte, wurde den Beamten recht schnell klar. Denn sie stellten bei dem Unfallfahrer, der wie seine Begleiterin nicht verletzt wurde, einen Alkoholwert von 0,8 Promille fest. Die Fahrt abseits der üblichen Verkehrswege wurde demnach zum Dilemma für den Mann, der sich jetzt nicht nur über den Totalschaden an seinem neuen Ranger (rund 40 000 Euro) ärgern muss, sondern sich zudem vor der Staatsanwaltschaft verantworten muss.

Doch wie funktioniert der – eigentlich gut gemeinte – automatische Notruf des Fahrzeugs, der dem Fahrer nun zum Verhängnis wurde? "Wird bei einem Unfall ein Airbag, abgesehen vom Knie-Airbag, ausgelöst oder die Kraftstoffpumpe nach einem Aufprall automatisch abgeschaltet, setzt der Notruf-Assistent über das mit Bluetooth verbundene Mobiltelefon eines Insassen einen Notruf ab", berichtet Isfried Hennen, Leiter der Produktkommunikation bei Ford.

Die Folge: Die Rettungskräfte werden über diesen Weg in Landessprache über den Unfall informiert, wobei ebenso mithilfe eines GPS-Moduls der genaue Standort des Fahrzeugs übermittelt wird. Für die Polizei war es also ein leichtes Spiel, trotz der eher unüblichen Strecke den verunfallten Ford-Fahrer zu finden. Dabei hätte der Mann sogar die Möglichkeit gehabt, das Hinzuziehen der Polizei wohl doch zu verhindern. So erklärt der Ford-Sprecher, dass die Insassen den Notruf abbrechen können. Warum er dies nicht gemacht oder geschafft hat, ist unklar. Klar scheint nur: Der Fahrer scheint an jenem Samstagabend wirklich vom Pech verfolgt gewesen zu sein.

Info: Automatischer Fahrzeug-Notruf

In Deutschland sind etwa 200.000 Ford-Fahrzeuge mit dem Notruf-Assistenten ausgestattet. Wird bei einem Unfall ein Airbag ausgelöst (mit Ausnahme des Knie-Airbags) oder die Kraftstoffpumpe nach einem (Heck-)Aufprall automatisch abgeschaltet, setzt der Notruf-Assistent über eines der per Bluetooth verbundenen Mobiltelefone der Fahrzeuginsassen einen Notruf ab. Der Notruf informiert die Rettungskräfte in Landessprache, dass ein Unfall stattgefunden hat, und liefert dabei den exakten Standort des Fahrzeugs mit, der über das GPS-Modul des Fahrzeugs ermittelt wurde.

Nach Angaben von Ford werden in Deutschland so schätzungsweise etwa 1200 bis 1500 Notrufe im Jahr getätigt. Die Europäische Union plant derzeit ebenfalls ein automatisches Notrufsystem für Fahrzeuge (eCall), das ab dem 31. März 2018 verpflichtend in alle neuen Modelle von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen eingebaut werden muss. Derzeit gehen nach Angaben von Polizeisprecher Dieter Popp "nur sehr selten" automatische Fahrzeug-Notrufe bei der Polizei ein.