Der Flashmob (in der Mitte Organistor Hartmut Kersten) zieht die Weinhachtsmarktbesucher magisch an.  Foto: Bombardi

Netzwerk will viermal im Jahr mit Fingerzeig auf Missstände in VS aufmerksam machen.

Villingen-Schwenningen - So leicht kann man aus einer Not eine Tugend machen: Wenn beim Weihnachtsmarkt in Villingen schon keine Musik läuft, dann inszenieren die Besucher die musikalische Untermalung kurzerhand selbst. Ein Flashmob bewegte am Samstag.

"I wanna wish you a very Christmas" sangen sie und woben ein musikalisches Band durch den nahezu komplett musikfreien Weihnachtsmarkt. Mehr als 70 Teilnehmer hatten sich zu einem spontan organisierten Flashmob getroffen, um die Stille rund um das Münster mit einem vorweihnachtlichen "Feliz Navidad" während rund einer Viertelstunde zu durchbrechen.

Die ersten Takte sangen die beiden "Chorus Mundi"-Chormitglieder Carolin Grohmann und Alexander Gambin. Doch lange waren sie nicht alleine. Nach und nach kamen die anderen Flashmob-Teilnehmer hinzu. Zudem fanden sich immer mehr Marktbesucher ein, um mitzusingen und sich an der musikalischen Unterhaltung zu erfreuen.

Vier Euro mehr Standgebühr pro Tag und die Gema wäre bezahlt

Im zweiten Jahr in Folge den Weihnachtsmarkt in einer trist wirkenden Ruhe durchzuführen, dass war einigen zu viel des Guten. Auslöser der Stille waren in beiden Jahren die für Musikbeiträge fälligen Gema-Gebühren und die Unerbittlichkeit der Messegesellschaft, die Kosten hierfür zu übernehmen. Für die beiden Organisatoren des Flashmobs Hartmut Kersten und Sascha Gabriel war dies Grund genug, mit einem weihnachtlichen Traditional – übrigens Gema-frei – auf den von vielen Nutzern ihrer Facebook-Plattfom "Stadtgeflüster VS" beklagten Missstand aktiv zu reagieren.

Ziel dieses sozialen Netzwerks für gebürtige, ehemalige und aktuelle Doppelstädter ist es, eine Plattform zu bieten, auf der die Doppelstädter ihre Sorgen, Nöte, Ärgernisse und Optimierungsmöglichkeiten zum Geschehen in ihrer Heimatstadt kommunizieren können. So kam auch der erste Flashmob zustande, der einer Mischung aus Trauer und Ärger entsprang.

Im Oberzentrum einen Weihnachtsmarkt zu bieten, der mit einem minimalen Anteil an musikalischer Unterhaltung daherkommt, ist für viele unverständlich. Ein Umstand, der auch einige Besucher aus der Musikhochschulstadt Trossingen nicht ruhen ließ. Sie nutzten den Flashmob spontan zum Mitsingen in der Hoffnung, dass sich künftige Weihnachtsmärkte wieder stimmungsvoller gestalten lassen. "In Zukunft planen wir vierteljährlich mit einer Aktion in der Öffentlichkeit die Bevölkerung auf ein drängendes Problem der Doppelstadt aufmerksam zu machen", sieht Initiator Hartmut Kersten im Flashmob den Auftakt einer ganzen Reihe von Veranstaltungen.

Plattform steuert auf das 10.000. Mitglied zu

"Unser Vorhaben ist es, das ›Stadtgeflüster VS‹ abseits der Facebook-Plattform mit Veranstaltungen zu ergänzen", so Kersten. Beeindruckt von der Resonanz war auch Stadtgeflüster Co-Initiator Sascha Gabriel. "Vier Euro pro Tag mehr Standgebühr und die Gema-Gebühren wären gezahlt", schüttelt er verständnislos den Kopf über den Beschluss, einen musikfreien Weihnachtsmarkt durchzuführen.

Weit mehr Freude bereitet ihm der Zuspruch auf das Stadtgeflüster VS. "Es ist durchaus möglich, dass wir noch in diesem Jahr oder spätestens Anfang kommendem Jahr unser 10.000. Mitglied auf unserer Plattform begrüßen dürfen", ist Gabriel überwältigt von der Resonanz.