Mehr als 1100 Personen haben sich an der Online-Petition gegen die Schließung des Heimat- und Uhrenmuseums sowie der Städtischen Galerie beteiligt. Die Unterschriftensammlung hat Elisabeth Weber am Mittwochabend an Oberbürgermeister Jürgen Roth übergeben. Mit dabei Hans Martin Weber und Annemarie Conradt-Mach vom Heimatverein Schwenningen. Foto: Pohl Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinderat stimmt für Weiterbetrieb bis "Ersatzbau im Bürk-Areal zur Verfügung steht"

Die heiße Debatte der vergangenen Wochen ist vorläufig beendet: Das Heimatmuseum und die Städtische Galerie in Schwenningen bleiben vorerst weiterhin geöffnet – so lange, bis das Museumsquartier auf dem Bürk-Areal fertig ist.

VS-Schwenningen. Die mögliche Aufgabe des Schwenninger Heimat- und Uhrenmuseums zum Jahresende und die Schließung der Städtischen Galerie Ende 2022 hatten in den vergangenen Wochen eine Dynamik entwickelt, die vor allem in den letzten Tagen vor der Gemeinderatsitzung am Mittwochabend nochmals richtig Fahrt aufnahm. Leserbriefe von zahlreichen Bürgern, der Aufschrei von Narrenzunft und Heimatverein und letztlich sogar eine Online-Petition, deren mehr als 1100 Unterschriften Oberbürgermeister Jürgen Roth nun entgegen nahm, waren die Folge.

Sie alle machten sich dafür stark, dass Museum und Galerie nicht geschlossen werden, bevor das geplante Projekt "Museumsquartier Bürk-Areal" umgesetzt oder zumindest dessen Verwirklichung gesichert ist. Mit Erfolg, denn auch der Gemeinderat entschied sich in seiner öffentlichen Sitzung unter den Augen und Ohren zahlreicher Zuhörer gegen eine vorzeitige Schließung.

Nachdem im Laufe der Diskussion deutlich wurde, dass dem Zukunftsprojekt Bürk-Areal niemand im Weg stehen will, sondern der weitere Plan sogar einstimmig beschlossen wurde, galt es über die zeitnahe Zukunft von Heimatmuseum und Galerie zu entscheiden. Hier wurden jeweils mehrheitlich die Anträge der SPD-Fraktion angenommen. Zur Städtischen Galerie lautete der Beschlussvorschlag: "Die SPD-Fraktion fordert die Schließung der Galerie so lange auszusetzen, bis ein Ersatzbau im Bürk-Areal zur Verfügung steht. Wenn dafür gewisse Maßnahmen unumgänglich sind, sind diese von der Verwaltung im Rahmen des Haushaltsplans mit einzubringen."

Kritik am Sparverhalten

Der zweite Teil des Antrags führte allerdings zu Uneinigkeit im Gremium. Denn die "gewissen Maßnahmen" waren unter anderem Ulrike Heggen (Freie Wähler) ein Dorn im Auge: "Ich freue mich, wenn die Häuser offen bleiben können. Aber wir sollten nicht mehr als die bisherigen Unterhaltungskosten investieren." Grundsätzliche Bedenken hat hingegen Fraktionskollege Steffen Ettwein. Er glaubt: "Immer wenn es irgendwo ums Einsparen geht, sparen wir am Ende nichts. Es wird Zeit, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen." Am Ende stimmten 20 von 37 Stadträten dafür, zwölf dagegen und fünf enthielten sich.

Ein ähnliches Abstimmungsbild gab es beim zweiten Antrag der SPD, der über die Zukunft des Heimatmuseums entscheiden sollte. Dieser lautete wie folgt: "Die SPD-Fraktion unterstützt den Antrag, mit den Akteuren, die sich für das Heimatmuseum einsetzen, nach Möglichkeiten einer weiteren Optimierung des Betriebes des Heimatmuseums zu suchen, darüber hinaus beantragt die SPD-Fraktion, sollten diese Gespräche zu keiner umsetzbaren Lösung führen, das Heimatmuseum im bisherigen Status Quo weiterzuführen, bis ein Ersatzbau im Bürk-Areal zur Verfügung steht."

Aufgrund der Mehrheiten für die SPD-Anträge wurde in der Sitzung über die minimal abweichenden Anträge der CDU nicht mehr abgestimmt.

Keine Garantie

Die vorläufige Zukunft des Heimatmuseums am Muslenplatz ist durch diesen Gemeinderatsbeschluss gesichert und auch die Schließung der Städtischen Galerie Ende 2022 ist vom Tisch. Es sei denn: Die Brandschutzmeldeanlagen, die in beiden Häusern seit 1978 installiert sind, gehen irreparabel kaputt, wie Oberbürgermeister Jürgen Roth klarstellte.

"Es kam immer wieder vor, dass die Anlagen ausgefallen sind. Bislang konnten diese durch Ersatzteile von zum Teil Schrotthändlern repariert werden. Solange das so gut geht, funktioniert das. Sollten die Anlagen irgendwann nicht mehr zu reparieren sein, mache die das Museum und die Galerie zu", stellte Roth klar. Das stehe dann auch nicht mehr in der Macht des Gemeinderates.

Allerdings relativierte der OB: "Findet sich eine alternative Lösung zu einer kaputten Anlage – beispielsweise durch eine Brandwache durch die Feuerwehr während der Nutzung der Gebäude – öffnen wir auch sofort wieder." Roth verdeutlichte damit, dass es in der Diskussion nicht um die Kultureinrichtungen an sich gehe, sondern vor allem um die Gebäude und das damit verbundene Thema Sicherheit für Personal, Besucher und Ausstellungsstücke.

Nun sollen die Gespräche mit den ehrenamtlichen Unterstützern von Narrenzunft, Heimatverein und Stadtführern fortgesetzt werden, um zu erörtern, wie deren Hilfe aussehen kann.