Herr der Patente: Wolfgang Müller, Chef der Steinbeisstiftung in Villingen. Foto: Kienzler

Die meisten Patentanmeldungen kommen aus Unternehmen. Steinbeisstiftung betreut Erfindungen.

Villingen-Schwenningen - Tüftelt ein moderner Daniel Düsentrieb noch im Keller an einer Erfindung? Das gibt es zwar noch vereinzelt, aber das Gros der Patentanmelder stammt aus kleinen und mittelständischen Unternehmen.

Und genau hier beginnt der Job von Wolfgang Müller, Chef der Steinbeisstiftung, mit Sitz in Villingen und seiner 15 Mitarbeiter. Etwa 80 bis 90 Patentanmeldungen landen in etwa jährlich auf dem Tisch, "Wir kümmern uns ausschließlich um Unternehmen mit maximal 100 Angestellten", kreist Müller seine Klientel ein. "Kümmern" heißt im Falle von Steinbeis, dass die "Ideen der Patentanmelder bestens geschützt sind".

Lag einst die Entwicklerschmiede Thomson Brandt beim Ranking an der Spitze, hat diese Vorreiterrolle, nach der Schließung des Thomson-Labors im Jahr 2006, nun die Hahn-Schickard-Gesellschaft übernommen, gefolgt von Kendrion Binder und der Waldmann GmbH, um nur die ersten Drei auf der Liste mit den meisten Anmeldungen in VS zu nennen. Die Erfindungen, so Müller weiter, drehen sich hauptsächlich um die Sparte Mikrosystemtechnik. Die Liste zeigt aber auch, dass nicht nur die sogenannten "Global Player" mitmischen. Mitunter seien es auch kleinste Betriebe, die Dinge entwickeln, auf die der Markt gewartet hat.

Wenn es um den Fundus an Ideen geht, dann komme man an Baden-Württemberg nicht vorbei. Was für das Ländle gilt, besitzt auch für die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg Gültigkeit. "Unsere Unternehmen verfügen über ein hohes Potential, wenn es um das Anmelden von Patenten geht", so Müller im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

"Gibt es das schon?"

Bevor Patent, Marke oder auch Geschmacksmuster offiziell anerkannt werden, wird erst einmal geprüft: "Gibt es das schon?" Um diese Frage zu beantworten hat die Stiftung Zugang zu allen Patenten weltweit, ob sie nun in München oder Shanghai angemeldet wurden. Diese "aufwendige und teils langatmige" Arbeit, so Müller, erledigen die Interessierten alleine. "Wir geben zwar Hilfestellung, aber die Recherche ist deren Job", reagiert er auf vereinzelte Kritik am Prozedere. Wer extern recherchieren lasse, so argumentiert er weiter, müsse dafür Honorare zwischen 800 und 2000 Euro bezahlen.

Ist die Recherche abgeschlossen und kann die Frage "Gibt es das schon" verneint werden, wird nochmals gefiltert. "Hat die Idee überhaupt auf dem Markt eine Chance? Oder kauft es kein Mensch?" Erst wenn eine genaue Marktanalyse abgeschlossen ist und die Chancen für das neue Produkt gut stehen, gehen Steinbeisstiftungs-Mitarbeiter zum Finale über. "Dann wird geschaut, wie bekomme ich für das Patent den optimalen Schutz".

Steht die Markt- und Technologieanalyse, und sind somit auch Fragen zu möglichen Kooperationspartner, Produktion und Vertrieb geklärt oder auch nicht, fällt in etwa jeder Zweite durch das Raster "und lässt es lieber bleiben", berichtet Müller. Wer das Prozedere erfolgreich durchläuft, hat nicht unbedingt gleich das Zeugs für eine Erfolgsbilanz: "Etwa jeder Zweite schafft es dann auch auf dem Markt zu bestehen." Ein solches Prozedere ist teuer. Doch 80 Prozent der Kosten, zwischen 2000 und 4000 Euro pro Analyse,. übernimmt das Land.