Wieder ein gelungenes Neujahrskonzert bot das Sinfonieorchester VS. Jörg Iwer (links) tat sich nicht nur als versierter Dirigent hervor, sondern zeigte mit seiner Neukomposition "Zwischen Bergen und Meer", was in ihm steckt. Foto: Kouba Foto: Schwarzwälder-Bote

Sinfonieorchester VS bewegt sich zwischen Bergen und dem Meer

Von Siegfried Kouba

Villingen-Schwenningen. Mit einem Musik-Express startete das Sinfonieorchester Villingen-Schwenningen ins neue Jahr.

Oberbürgermeister Rupert Kubon begrüßte die Gäste im Franziskaner-Konzerthaus, wünschte ein gutes, gesundes, neues Jahr und wies auf die im internationalen Vergleich "gut saturierte Gesellschaft in Deutschland" hin. Den Weg ins Jahr 2015 ebnete Kubon mit Wünschen und Empfehlungen nach Gedichten von Wilhelm Busch und Hans Retep.

Filmmusik im amerikanischen Stil

Auch Dirigent Jörg Iwer übermittelte seine persönlichen Neujahrsgrüße und die des Orchesters. Der Zug bewegte sich "Zwischen Bergen und Meer". Hauptbahnhof war Wien, von wo es nach Italien, Serbien, Russland und sogar per Helikopter in die weite Welt ging. Der Programmtitel war gleichzeitig eine Komposition Iwers. Nach dem Erfolg des "Krümelnehmer" (Hans Büttner/Viola) nun etwas anderes: Filmmusik im amerikanischen Stil, die einem Morricone Ehre gemacht hätte. Von hoher Warte durfte man die Gedanken schweifen lassen, sah weite Landschaften, zahlreiche Tiere und charaktervolle Menschen.

Die sinfonische Palette wurde durch Harfe und Marimbaphon angereichert. Die Gefühlsskala reichte von besinnlich bis aufwühlend, die dynamische Bandbreite wurde von empfindsamen Soli bis zum Tutti-Fortissimo ausgeschöpft. Diffuse Stimmungen, exotische Impressionen, ein Gesang der Oboe, ein letzter Gruß des Solocellos und ein voluminöser Schluss ließen Fantasien blühen.

Die musikalische Reise wurde mit Rossinis Wilhelm-Tell-Ouvertüre begonnen, wobei Landschafts- und Naturstimmungen geschildert wurden, das Cello-Solo (Reinhard Bartsch mit seinen "Falschspielern") Kammermusik präsentierte, der Freiheitsgedanke martialischen Rausch besiegte.

Der Walzerkönig Johann Strauß Sohn kam mit flotter "Ferienreise", den "G’schichten aus dem Wienerwald" und galoppierender "Auf der Jagd" zur Geltung. Direkten Bezug gab es mit dem in russischer Sommerfrische entstandenen "Vergnügungszug", wo Strauß auf dem "musikalischen Bahnhof" in Pawlowsk ankam, sich einen stattlichen Bart wachsen ließ und als gut bezahlter "Magier aus Wien" zurückkehrte. Ein dienstbekleideter Conducteur kontrollierte die Fahrkarten der Besucher und ließ sein Signalhorn bewusst dissonant ertönen, dass man an Nachhilfeunterricht dachte.

In die Fantasieweltder Wiener Operette

Die hiesigen Sinfoniker machten weitere Ausflüge mit "Rosen aus dem Süden", der "Serben-Quadrille" und "An der schönen blauen Donau".

In die Fantasiewelt der "Wiener Operette" wurde mit der Ouvertüre "Banditenstreiche" von Franz von Suppé entführt. Das Stück ließ die buffoneske Handlung mit seiner Verkleidungs- und Verwechslungsszene bei teils folkloristischem Anstrich erkennen.

Das in sich gerundete Programm war damit nicht zu Ende, denn rhythmischer Applaus forderte Zugaben. Mit viel Tratsch ging es beim "Kaiser-Walzer" nach Berlin und mit Vater Straußens "Radetzky-Marsch" nach Wien und zu den musikerfüllten Herzen der Zuhörer.

Iwer hatte mit seinem neuen, auf Taktgebung konzentrierten, Dirigierstil alles im Griff und war voll des Lobes für seine Solisten, unter anderen Marija Lauenstein, Alfons Schwab, Berthold Graf oder Zenon Kazimierz.

Für das Neujahrskonzert des Sinfonieorchesters Villingen-Schwenningen heute, Samstag, 17 Uhr, im Franziskaner-Konzerthaus in Villingen gibt es noch Karten. Diese sind im Ticketshop im Franziskaner-Kulturzentrum, Telefon 07721/82 25 25, erhältlich oder an der Abendkasse am Samstag ab 16 Uhr.