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Porträt / Matthias Jakob ist ein Vollblut-Musiker

Er hat die "Badner-Suite" geschrieben und damit das Ticket zum SWR4-Blechduell gelöst. Matthias Jakob ist ein Vollblut-Musiker, der sich nach über zehn Jahren in Villingen-Schwenningen jetzt auch politisch engagiert.

Villingen-Schwenningen. Vor 37 Jahren erblickte er das Licht der Welt in Pforzheim, wuchs in Karlsruhe auf und legte 2001 dort an einem Musik-Gymnasium das Abitur ab. Dass er die Musik zu seinem Beruf machen würde, war schon früh klar. Sein Schulmusikstudium in Mannheim und Stuttgart beendete er als Referendar am Thomas-Strittmatter-Gymnasium in St. Georgen, zog aber damals gleich nach Villingen. "Eigentlich wollte ich nach dem Ref gleich wieder weg, aber ich wurde schnell davon überzeugt, dass ich unbedingt bleiben will", sagt Matthias Jakob.

Er lernte schnell Musiker kennen und knüpfte so viele Kontakte, dass er seinen Lebensmittelpunkt hier neu verankerte. Acht Jahre unterrichtete er in St. Georgen Musik und baute dort die Schul-Big-Band "Jazzcrew" auf.

Vor acht Jahren kam ihm die Idee, die instrumentalen Fähigkeiten seiner Musikerfreunde in dem Pool "VS Jazz" zu bündeln und er gründete kurz darauf die Welvert-Big-Band, die ihren Namen gemäß der Örtlichkeit des Proberaumes trägt. Alle 20 Musiker kommen hier zwar nur selten zusammen, doch dreimal im Jahr schaffen sie es als eine "etwas andere" Big-Band auch auf die Bühne. "Wir haben statt acht nur fünf Blech- und statt fünf nur vier Holzbläser. Dafür verfügen wir über einen dreistimmigen Gesangssatz", macht Matthias Jakob den Unterschied zu einer "normalen" Big-Band deutlich. Oder sie treten als Instrumental-Duo mit Saxofon und Piano auf. Oder als dixielandorientiertes "Trio Schlurf" mit Posaune, Piano und Bass. Oder als Vocal-Duo, -Trio und -Quintett. Der "VS Jazz"-Pool hat viele Gesichter und "verjazzt alles, was gut ist".

Matthias Jakob ist von Haus aus Pianist und Drummer, versucht sich auch an E-Bass, Gitarre und Saxofon. "Ich will möglichst viele Instrumente kennen", sagt er, denn zum einen wolle er als Bandleader stets wissen, wovon er spricht und zum anderen müsse er in seiner Schul-Big-Band ab und an ausgefallene Schüler ersetzen können. Er spielt zudem in der lokalen Soul- und Funk-Band "Eat the Beat" mit und ist Teil der Schramberger Tanzband "Ciro Five".

Vor zwei Jahren suchte er eine neue berufliche Herausforderung und bewarb sich ans Hoptbühl-Gymnasium (GaH). "Ich wollte unbedingt dorthin", sagt er und auch, warum: Als Schüler habe er mit der Big-Band seines Karlsruher Helmholtz-Gymnasiums viele Contests gewonnen, "wenn aber Hans-Peter Stoll mit seiner Truppe mitspielte, war es immer ein harter Zweikampf". Inzwischen ist Matthias Jakob in die Fußstapfen des pensionierten Musiklehrers getreten und ist dabei die Big-Band-Tradition am GaH wiederaufleben zu lassen. Vor gut einem Jahr wurde er gefragt, ob er die Leitung der "Double Town Big Band VS" übernehmen würde. Er sagte zu, obwohl die Band wöchentlich probt und er sein musikalisches Freizeit-Engagement zu Gunsten der Familie nicht ausreizen möchte.

Er ist mit einer Villingerin verheiratet und hat gerade Nachwuchs bekommen. Die Villinger Jazzszene liegt ihm sehr am Herzen. Er freut sich über die vielen "unglaublichen Talente" und von einem überregionalen Publikum noch unentdeckten "Perlen".

So wie der Pianist Christian Vierling, mit dem er am 8. Juni als Quintett im Jazzclub auftreten wird. Gleich danach, am 10. Juni, wird Matthias Jakob mit seiner Welvert-Big-Band beim SWR4-Blechduell in Gengenbach antreten und im Radio zu hören sein.

Als er die "Badner-Suite", das von ihm verjazzte "Badnerlied", zum Wettbewerb einreichte, dachte er nicht daran, dass man als sinfonische Big-Band bei einem vermeintlichen Blasorchester-Event würde mitwirken können.

Doch es kam anders: am Sonntag, 13. Mai, werden er und sein Bandkollege Thomas Duttenhöfner um 19 Uhr im SWR4-Vorabinterview von der überraschenden Nominierung erzählen. Radioerfahrung hat Matthias Jakob noch keine, dafür war er schon mit drei verschiedenen Bands im SWR-Fernsehen bei "Kaffee oder Tee" zu hören und zu sehen.

Obwohl ihr seine Leidenschaft gehört, interessiert sich Matthias Jakob beileibe nicht nur für die Musik. Ende 2017 ließ er sich in den verjüngten Vorstand der Freien Wähler Villingen-Schwenningen wählen. Er will der grassierenden Politikverdrossenheit etwas entgegensetzen. "Nicht nur meckern, sondern selbst etwas tun", ist sein politisches Credo. Dabei wolle er nicht auf Gedeih und Verderb Position beziehen, sondern stets "die Mitte ausloten" und sich besonders in "seinen" Bereichen Bildung, Jugend und Kultur einbringen.