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Grüne informieren sich über Verkehrsverbund

Schwarzwald-Baar-Kreis. Zusammen mit ihren Kreistagskolleginnen Ursula Roth-Ziefle und Conny Kunkis traf sich die Landtagsabgeordnete Martina Braun zum Austausch mit Stefan Preuss, seit Mai Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Schwarzwald-Baar VSB.

Seit seinem Arbeitsbeginn, so Stefan Preuss, drehe sich alles um die Bekämpfung der Auswirkungen durch die Corona-Pandemie: Seien es die Fahrgastausfälle und damit einhergehend Einnahmeausfälle im Verbundgebiet oder die erhöhten Kosten durch die notwendig gewordenen Trennschutzscheiben in Bussen und allgemein die erhöhten Hygienemaßnahmen. Die Rettungsschirme des Bundes und des Landes seien zwar schnell und auch in entsprechendem Umfang beschlossen worden, aber die Auszahlung verzögere sich, so dass das Hauptproblem, insbesondere der privaten Verkehrsunternehmen, die aktuelle Liquidität darstelle.

Die Kreisrätinnen hatten einen ganzen Fragenkatalog zusammengestellt: Wie bekommt man mehr Fahrgäste in den öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV)? Wie schafft man mehr Tarifübersicht? Was für Marketingmaßnahmen sind geplant? Wann gibt es eine Fahrkarten-App?

Der VSB besteht seit 20 Jahren, so lange gibt es auch die Tarifstruktur mit zehn Zonen. Die Ticketpreise im VSB liegen im Vergleich der 22 Verkehrsverbünde in Baden-Württemberg aktuell eher im mittleren bis unteren Bereich, so die Grünen-Kreistagsfraktion in ihrer Mitteilung.

Momentan besteht noch keine Möglichkeit, die Tickets des VSB online zu erwerben – der Verkehrsverbund legt nun jedoch nach und arbeitet gleich an der Umsetzung mehrerer digitaler Vertriebsformen. Er wird zunächst der DB-Navigator-App beitreten. Spätestens zum Fahrplanwechsel im Dezember kann man dann Online oder per App Einzel-, Tages- und Zeitkarten des VSB aus der Fahrplanauskunft heraus erwerben, so die Mitteilung weiter. Ebenfalls soll es bis zum Jahreswechsel ergänzend einen VSB-Webshop geben, in dem Tages- und Zeitkarten erworben und ausgedruckt werden können.

Zudem nimmt der VSB bei einem vom Land Baden-Württemberg unterstützten Projekt zur Einführung einer "Check-in/Check-out"-App teil. Hier soll mit Zeithorizont 2021/22 eine App entstehen, bei der alle regionalen Bus- und Zugverkehre im VSB und anderen Verbünden im Land ohne Tarifkenntnisse genutzt werden können. Man meldet in der App lediglich den Beginn und das Ende einer Fahrt – unabhängig der unterwegs vorgenommenen Umstiege und unabhängig davon, ob man über Verbundgrenzen hinweg gefahren ist – an. Das System erkennt den Fahrweg und rechnet den gültigen Einzelfahrtarif selbstständig aus. Fährt man innerhalb eines Verbunds pro Tag mehrfach wird zudem gewährleistet, dass immer der günstigste Preis (Einzel- oder Tagesticket) berechnet wird. Damit würde – nach einmaliger Anmeldung zum System – die ÖPNV-Nutzung ohne jedes Fahrkartenwissen ermöglicht. Der fehlende Fahrgastzuspruch während der Corona-Hochphase und zum Teil auch derzeit noch führt zu Einnahmerückgängen bei Bussen und Bahnen. Im VSB gingen insbesondere die Fahrgeldeinnahmen der Direktzahler zurück, während die Abo-Kunden weitgehend treu blieben.

Mit Dauerfahrkarten bis 13. September in ganz Baden-Württemberg gratis im ÖPNV fahren

Diejenigen Abokunden, die ihre Dauerfahrkarten während der Corona-Pause nicht gekündigt haben, werden nun durch die Aktion "bwAboSommer 2020" belohnt. So können alle Jahresabonnenten bis 13. September in ganz Baden-Württemberg gratis im ÖPNV fahren.

Außerdem spielt bei der Kundengewinnung auch die Qualität der Leistung eine Rolle, am Beispiel der Fahrer: Kennt er sich aus, versteht er mich, ist er erfahren? Die grüne Kreistagsfraktion spricht sich daher generell für die Aufnahme von Sozialstandards bei Ausschreibungen der Landratsämter im Busbereich aus.

In der Diskussion waren sich alle einig, eine alleinige Tarifsenkung wird nicht zwingend zu mehr Fahrgästen führen. "In unserem ländlichen Raum wird der ÖPNV nicht ohne weiteres mit dem Auto konkurrieren können, es muss ein gesellschaftliches Umdenken zur Mobilität erfolgen. Zahlreiche Abonnenten, die seit 20 Jahren dem VSB treu sind, zeigen, dass es möglich ist", ist sich Stefan Preuss sicher. Die Tarifgestaltung – der konkrete Fahrkartenpreis – sei schlussendlich eine politische Entscheidung. Was der ÖPNV kosten soll beziehungsweise darf, sei damit auch eine Entscheidung des Kreistages.