Die imposante Brücke über die Loire kurz vor der Mündung des Flusses in den Atlantik ist das Motiv für ein Pflichtfoto nach 1500 Kilometern Radtour. Helmut und Verena Wider hatten das Glück, in Saint-Brevin am Kilometer Null des EuroVelo6-Radweges einen ehrenamtlich tätigen Einwohner anzutreffen, der gerne auf den Auslöser drückte. Fotos: Wider Foto: Schwarzwälder Bote

Abenteuer: Fernradler Helmut und Verena Wider auf Sommertour durch Frankreich

Die Freude am Rad fahren in Frankreich haben die Fernradler Helmut und Verena Wider in diesem Sommer auf dem EuroVelo Radweg Nummer 6 wiederentdeckt.

VS-Villingen. Dieser Fernradweg vom Atlantik zum Schwarzen Meer führt fast an der Haustüre im Hegau vorbei über den Hochrhein ins Elsass. Die Widers sind über die Kalte Herberge, den Spirzen nach Staufen und weiter ins Elsass geradelt und dem Weg ab Mulhouse bis Saint-Nazaire in der Bretagne gefolgt. Am Ende hatten sie 1500 Rad-Kilometer auf dem Tacho.

Viele Zeltplätze gefunden

Vor mehr als 30 Jahren waren die Radreisenden wiederholt im Nachbarland mit Rennrad und Minimalgepäck im Rucksack unterwegs und steuerten dazu nach Tagesetappen von bis zu 200 Kilometern gerne Hotels an. Nach zehn Jahren Campingerfahrung in Kanada, USA, Südamerika und Neuseeland zeigen sie sich nun begeistert von der enormen Dichte des Zeltplatzangebots auf der gut ausgeschilderten EuroVelo-Strecke. Nach 60 bis 80 Kilometern fand sich fast immer ein Ort, in dem sie ihr Zelt aufschlagen konnten.

So stehen nach der gut vierwöchigen Tour am Ende 24 Campingübernachtungen im Reisetagebuch und dazu die Erkenntnis im Alter: Da geht noch was. Helmut Wider zieht mit seinen 80 Jahren weiterhin den Anhänger, in dem Zelt, Kochutensilien, Luftmatratzen, Mini-Stühle und ein zusammenlegbarer Tisch weniger Druck auf die Achse bringen als quer auf dem Hinterrad-Gepäckträger.

Ein schnelles Reisetempo ist damit nicht drin. "Acht Stunden im Sattel müssen heute auch nicht mehr sein", sagt Verena Wider. Da andere Radler auch so denken, kommt es vor, dass man sich auf dem nächsten oder übernächsten Campingplatz wieder trifft.

Es gibt nur wenige Höhenmeter zu bewältigen. Auf separaten Wegen am Kanal überholt höchstens einmal ein Schleusenkontrolleur im Servicefahrzeug rücksichtsvoll mit dem Auto. Deshalb sind viele Familien mit kleinen Kindern auf diesem berühmten und prestigeträchtigen Radweg unterwegs. Asphalt, Sandweg, kurze Abschnitte mit grobem Pflaster und selten eine kaum befahrene Departement Straße wechseln sich ab. Der Wind bläst, wenn man Richtung Westen fährt, auch nicht immer nur von vorne.

Zu sehen gibt es viel Natur, prächtige Schlösser, schöne Städte, riesige Felder und Dörfer, in denen man in der Bäckerei sicher froh ist, dass die Radler in den Sommermonaten für zusätzlichen Umsatz sorgen.

Es gibt keinen wilden Müll

Etwas gab es nicht zu sehen: Achtlos weggeworfenen wilden Müll. Auf langer Strecke lautet die Bilanz: keine Dose, keine Flasche, kein Papier. "Was läuft da anders?", fragt sich Helmut Wider. Radler aus anderen Gegenden in Deutschland und auch eine österreichische Familie teilen den positiven Eindruck von der sauberen Landschaft.

Dass allerdings auch Frankreich seine Probleme mit Unrat hat, merkten die Widers in Paris. Die Zugfahrt von Nantes nach Hause hat den Haken, dass Radler vom Bahnhof Montparnasse im Westen einmal quer durch die Stadt fahren müssen. Mit Google-Unterstützung vom Handy gelingt das auf Radwegen beziehungsweise der für Radler freigegebenen Bus- und Taxispur besser als gedacht.

Doch nicht auf Gleis eins

Nach vier Mal Umsteigen konnte es die Zwei auch nicht erschüttern, dass sie eine halbe Stunde nach Mitternacht mit dem letzten Zug in Villingen nicht auf Gleis eins einfuhren. Das hieß: Anhänger abhängen, Gepäcktaschen vom Rad nehmen, alles treppab und treppauf tragen und wieder anhängen. Da am Ende kein Anschlusszug erreicht werden musste, sondern nur das heimische Bett, war das nach 30 Tagen on Tour auch noch zu schaffen.