Fritz Ewald ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Foto: Heinig

Nachruf: Fritz Ewald stirbt überraschend im Alter von 78 Jahren / Macher und Begründer von "vs swingt"

Villingen-Schwenningen - Fritz Ewald, der Begründer und Macher vom Jazz-Festival "vs swingt", ist tot. Der 78-Jährige starb überraschend am 3. Oktober in seinem Urlaub.

Er war der Inbegriff von "vs swingt" – und wird es auch weiterhin bleiben. Dennoch verliert die Stadt mit Fritz Ewald einen der bedeutendsten Kulturschaffenden und Programmmacher.

Der gebürtige Schwenninger lebte zuletzt mit seiner Frau Gisela in Fischbach, von wo aus er mit ihr zusammen eine Werbeagentur leitete. Sein beruflicher Werdegang führte ihn – nach Realschulen und Kaufmannslehre – zunächst zu einer Uhrengroßhandlung. Später arbeitete er als Werbeleiter des Schwenninger Kaffeemaschinenherstellers Wigo.

Seine Liebe zur Musik und insbesondere zum Jazz fand er bereits in den 50er Jahren – später wurde er selbst Musiker. Von einem Profi lernte er das Drummen und so spielte er mit den "Dixi Jazz Youngsters", unter anderem bei den Jugendbällen im Beethovenhaus oder beim einstigen Schwenninger Jazzclub im Café Acerbi.

Einen Namen machte sich Ewald aber insbesondere als Konzert-Organisator und Programmmacher. Begonnen hatte die Erfolgsgeschichte in der Doppelstadt eigentlich schon vor mehr als 45 Jahren. Damals veranstaltete er in der Aula des Gymnasiums am Deutenberg sein erstes Jazz-Konzert. Nach der Städtefusion im Jahr 1972 sorgte die Teilnahme am Kreis der Kulturschaffenden dafür, dass Fritz Ewald sich nun für das jugendkulturelle Angebot der jetzt gemeinsamen Stadt einsetzte – kurz darauf folgte sein erstes Konzert in Villingen. Seine erste Konzertreihe blieb jedoch seiner Heimatstadt vorbehalten – dort initiierte er die Veranstaltung "Jazz und Pop".

Dann kam das Festival, mit dem sich "Mister Jazz" endgültig einen Platz als bedeutende Persönlichkeit in der kulturellen Geschichte der Stadt sicherte: "vs swingt".

In der letzten Aprilwoche 1977 lag die Geburtsstunde des Jazz-Festivals im Theater am Ring. Für die Organisation des Festivals kam ihm vor allem die nicht vorhandene Scheu vor den Großen der Branche, seine Kontakte in der ganzen Welt und die Besuche von Jazz-Börsen zugute.

Denn schon beim ersten Festival waren Stars wie Marion Williams und die Lionel Hampton All Stars mit am Start. Über Jahre hinweg schaffte es Ewald, die "Who’s who" des Jazz in die Doppelstadt zu locken. Egal ob Stan Getz, Michel Petrucciani , Earl Hines, Albert Mangelsdorff, Dave Brubeck, Les McCann, B.B King, Jan Garbarek, Till Brönner oder viele weitere Stars: Alle steuerten die Villingen-Schwenningen an, um die Zuschauer zu begeistern. Die Bühne von "vs swingt" galt aber neben den etablierten Größen auch regelmäßig angesagten Newcomer, die das Festival bis heute als Referenz in den Biografien anführen.

Sein sicheres Gespür für musikalische Qualität und Zeitgeist sowie die unstillbare Leidenschaft für den Jazz sorgten dafür, dass das Festival schnell nicht mehr aus dem Veranstaltungskalender der Stadt wegzudenken war. Unvergessen blieben dabei auch die Night-Sessions, bei denen die Jazz-Stars nach ihren Konzerten noch bis in die frühen Morgenstunden musizierten.

Ein Gespür für musikalische Trends bewies der gebürtige Schwenninger auch bei den von ihm in den 80er Jahren ins Leben gerufenen vorweihnachtlichen Gospelkonzerten. Insgesamt 37 "vs swingt"-Festivals und mehr als 25 Gospelkonzerte organisierte Fritz Ewald während seiner Zeit als Programmmacher, ehe er sich für einen Rückzug bei "vs swingt" entschied.

Im Juni 2015 wurde der Macher des Jazz-Festivals daher auch würdig mit einem abschluss-Konzert verabschiedet. Dazu hatte Ewald selbst zwei seiner Wegbegleiter, Torsten Zwingenberger und Joe Haider, eingeladen, die Ewald besonders gerne ihre "Abschiedsständchen" widmeten.

Seit dem war es ruhig geworden um "Mister Jazz", der 2007 die Landesehrennadel erhielt und zudem Besitzer der Bürgermedaille war. Dennoch kam sein Tod – ausgerechnet in seinem Urlaub – völlig überraschend. Am 3. Oktober blieb plötzlich das Herz des Jazz-Liebhabers stehen. Seine Verdienste für die Kulturlandschaft in Villingen-Schwenningen werden aber noch lange Zeit unvergessen bleiben. Denn auch dank ihm wird der Jazz in der Stadt noch lange weiter leben.