Wegen gemeinschaftlichen, gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs müssen sich seit gestern fünf Männer und eine Frau aus Villingen-Schwenningen, Stuttgart und Hechingen vor dem Landgericht Konstanz verantworten. (Symbolfoto) Foto: Liebau

Angeklagte ziehen hunderte von Autokäufern über den Tisch und müssen sich nun vor dem Landgericht Konstanz verantworten.

Villingen-Schwenningen - Gemeinschaftlichen gewerbs- und bandenmäßigen Betrug wirft die Staatsanwaltschaft Konstanz sechs Angeklagten aus Schwenningen, Stuttgart und Hechingen vor. Die fünf Männer und eine Frau sollen an einem Betrug mit Werbebannern auf Neufahrzeugen beteiligt gewesen sein, der einen Gesamtschaden von 1,4 Millionen Euro verursacht hat. Zwei der Angeklagten sind außerdem wegen Kokainhandels oder Besitz der Droge angeklagt.

Mit einem Trick sollen die Angeklagten im Alter zwischen 26 und 44 Jahren aus zwei Autohäusern zwischen Anfang 2008 und 2010 in 483 Fällen mit falschen Versprechungen überteuerte Neufahrzeuge verkauft haben. Den Kunden sei suggeriert worden, sie bekämen den hohen Kaufpreis durch monatliche Werbevergütungen erstattet, wenn sie dieWerbebanner auf den Fahrzeugen beließen, so der Staatsanwalt. Beworben wurden Energy-Drinks oder Wassertest-Systeme, die über eine von einem der Angeklagten betriebene Firma vertrieben wurden. Die Produkte hätten sich jedoch schlecht verkauft, was absehbar gewesen sei. Letztlich seien so wenige Werbevergütungen ausgeschüttet worden, dass sie für die Käufer nicht einmal den Mehrpreis der Fahrzeuge aufwogen. Für 80 Prozent der Autokäufe wurden Kredite aufgenommen.

Ein Angeklagter bestätigte gestern, die Fahrzeuge, meist seien es Fiat Grande Punto in schwarz gewesen, seien in Slowenien für 10.200 Euro gekauft worden, während der damalige Marktpreis bei 13.000 Euro gelegen habe. Den deutschen Kunden seien sie dann mit einer Gewinnspanne von 4600 Euro verkauft worden. Monatlich seien 30 bis 50 Autos verkauft worden. In der Hoffnung, sie würden sich im Laufe von sechs Jahren zu 100 Prozent selbst bezahlen, wurden sie von ihren neuen Besitzern mit den aufgeklebten Werbebannern über die Straßen des Bundesgebiets gefahren.

Der 40-Jährige bewegte sich nach eigenen Angaben mit einem Mercedes der S-Klasse durchs Leben. Vor Gericht belastete er am schwersten einen Mann, der zumindest in diesem Prozess nicht vor Gericht saß, und einen 37-jährigen Mitangeklagten. Er selbst sei vor allem als dessen Leibwächter tätig gewesen und habe ihn Tag und Nacht vor radikalen Gläubigern aus der Rockerszene beschützen müssen, erklärte er. Ein weiterer Mitangeklagter sei wegen seiner Drogensucht nur "Statist" gewesen, ein anderer habe lediglich Rechnungen unterschrieben. Zuletzt habe man nur noch verärgerte Kunden am Telefon vertröstet.

Während die zwölf Verteidiger in internen Besprechungen für ihre Mandanten Bewährungsstrafen forderten, will die Staatsanwaltschaft im Fall einer Verurteilung bis zu fünf Jahren Haft beantragen. Der Prozess könnte sich in die zweite Märzhälfte hinziehen.