Auch das Mangin-Geländes soll möglicherweise für Flüchtlings-Notunterkünfte genutzt werden. Foto: Eich Foto: Schwarzwälder-Bote

"Menschen adäquat versorgen": Bau-Pläne für Mangin und Lyautey liegen vorerst auf Eis. Zeltstadt möglich. Mit Kommentar.

Villingen-Schwenningen - Neue günstige Wohnungen, möglicher Standort für Verwaltungsneubau und Archiv: Pläne wie die Miltärareale Mangin und Lyautey genutzt werden können, müssen vorerst auf Eis gelegt werden. Bund und Länder brauchen Platz für den Flüchtlingsstrom.

Während der heutigen Gemeinderatssitzung wird OB Rupert Kubon einen Bericht über die Flüchtlingssituation geben. Was die BEA, Bedarfsorientierte Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge, anbelangt, ist VS mittlerweile an seine Grenzen gelangt. Für das Regierungspräsidium (RP) bedeutet dies, den Blick vor allem auf die vorhandenen Konversionsflächen zu richten, in VS Areale wie Mangin und Lyautey, die früher militärisch genutzt wurden und im Besitz des Bundes sind.

Weitere Flächen für Notunterkünfte

Nun wird geprüft, ob diese Flächen für weitere Notunterkünfte in Frage kommen. Für die Stadt bedeutet dies, dass Bau-Projekte jedweder Art für diese Gebiete zurückgestellt werden müssen. Wie lange, dazu kann keiner derzeit etwas sagen. Weder Matthias Henrich vom Regierungspräsidium Freiburg noch Nicolas Lutterbach, Pressesprecher der Stadt VS: "Wir wissen nicht, mit welchen Zeitperspektiven hier zu rechnen ist", bemerkte Lutterbach auf Anfrage des Schwarzwälder Boten und verwies darauf, dass die Stadt im ständigen Austausch mit dem RP sei. und auch darüber informiert wurde, "dass das RP auf beide Areale schaue".

Die Fraktionsspitzen äußern Verständnis für die Entwicklungen. "Wir müssen aus der Not eine Tugend machen", kommentierte Edgar Schurr. Für den SPD-Mann ist es klar, "dass wir aufgrund der unvorhergesehenen Situation unsere Planungsziele für Mangin und Lyautey vorerst auf Eis legen müssen." Wie andere Kommunalpolitiker sieht er es er als einen Glücksfall an, solche Konversions- Flächen zu haben. "So kommen wir wohl kaum in die Not, Schulen evakuieren zu müssen." Der Freie Wähler-Fraktionschef Erich Bißwurm geht davon aus, dass der Bund in nächster Zukunft keine einzige Konversionsfläche veräußern werde. "Wir bedauern das", bemerkte der Stadtrat. "Für unsere Stadtentwicklung ist das nicht besonders gut."

Lieber dieses Areal als Hallen oder Schulen

Renate Breuning sieht dies ähnlich und spricht sich dafür aus, die Erstunterkünfte eher im Kasernenareal anzusiedeln als im Wohngebiet nahe der Dattenbergstraße. Die Situation mit den Absperrgittern sei für Flüchtlinge wie Anwohner gleichermaßen bedrückend. Ihren Informationen zu Folge werde auch überlegt, auf dem ehemaligen Exerzierhof der Kasernengelände winterfeste Zelte zu errichten. Auch für den Bündnisgrünen Hans-Joachim von Mirbach ist die "Konzentration in einem bestimmten Stadtgebiet nicht unbedingt wünschenswert". Dennoch sieht er die Vorteile: "Es ist besser, diese Areale zu nutzen als Turnhallen oder Schulen." Zunächst einmal müsse man auf weitergehende Informationen warten. "Dramatisieren hilft jetzt nichts."

Sebastian Merkle sieht für das Projekt "Bündnis faires Wohnen", ein gemeinsames Vorhaben diverser Baugenossenschaften aus VS im Schulterschluss mit der Stadt, zunächst die "Wartetaste" gedrückt. Wichtig ist für den Geschäftsführer der Baugenossenschaft Familienheim zunächst, dass "die Flüchtlinge im Winter anständig untergebracht werden.

Kommentar: Handeln

Von Eva-Maria Huber

Überrannt! Kaum ein Wort fällt so oft im Zusammenhang mit den Flüchtlingsströmen, die auch auf VS verteilt werden. Behörden versuchen ihr Bestes, um die Menschen, die hier Zuflucht suchen, aufzunehmen. Hunderte von ehrenamtlichen Helfern haben sich zusammengefunden – Respekt! –, um Asylsuchenden zu signalisieren, dass wir sie willkommen heißen. Doch zu einer verantwortungsbewussten Willkommenskultur gehört auch anderes: Die Ängste der Bürger sind nicht gleich als rechtsradikales Gedankengut abzutun. Sozialpädagogen und Kommunalpolitiker weisen auf das Konfliktpotential hin, das entsteht, wenn Menschen verschiedenster Herkunft eng zusammengepfercht in einem anderen Kulturraum leben. Der Ruf nach mehr Lehrern, Sozialpädagogen und Kulturvermittlern wird zu Recht laut. Sonst bleiben wir auf halbem Weg stecken.