Tiefe Krater im Platz sind hier keine Seltenheit. Foto: Archiv: Eich

Lehrer und Eltern haben Warten auf Gutachten satt. Grüne fordern sofortige Sanierung. Mit Kommentar

Villingen-Schwenningen - Wird Villingen-Schwenningen seiner Rolle als Schulträger gerecht, wenn an einem Gymnasium infolge eines maroden Sportplatzes seit Monaten kein Sportunterricht im Freien mehr möglich ist?

Der Fraktionssprecher der Grünen im Gemeinderat Joachim von Mirbach sagt: "Nein!" Völlig inakzeptabel ist es in seinen Augen, dass der marode Sportplatz nicht umgehend saniert, sondern zuerst ein Gutachten in Auftrag gegeben werden soll. Dieses, so von Mirbach im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, könne letzten Endes nur ein Fazit ziehen: Dass der Sportplatz dringend und umfassend saniert werden muss.

Nichtöffentlich und auch ohne jede Info an die örtliche Presse hatte die Stadtverwaltung die Gemeinderäte zur Sportstätten-Info-Fahrt geladen. Aber nicht nur das: Auch die Schulen seien, so von Mirbach, über den geplanten Besuch des Gremiums nicht informiert worden.

Erst im Nachhinein berichtete die städtische Pressestelle in einer langen Pressemitteilung der Öffentlichkeit – dass die Stadträte kein Exkursionspapier, sondern nur "notdürftige Infos im Bus" erhalten haben und die Schulen nicht mit im Boot saßen, wie von Mirbach erzählt, war darin nicht zu lesen. Lediglich das Hoptbühl-Gymnasium habe sich vorbereiten können – weil von Mirbach als ehemaliger Lehrer dort mit seinen Kollegen über die Inaugenscheinnahme gesprochen hatte: "Ich dachte, die wissen davon."

So sei es dem Kollegium wenigstens möglich gewesen, zu tun, was es hinter den Kulissen schon seit Jahren tut: Auf eine Sanierung des Sportplatzes drängen. Schulleiterin Simone Duelli-Meßmer kämpft schon lange und hat in der Vergangenheit bereits im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten auf das große Manko hingewiesen.

Das Angebot, aufs Hubenloch auszuweichen, sei ein schwacher Kompromiss – einerseits frisst der notwendige Bustransport im Schulalltag zu viel Zeit, so Duelli-Meßmer, in manchen Stunden am Vormittag sei das "zeitlich nicht möglich, so dass wir nicht voll umfänglich die Bildungsinhalte abdecken können."

Immer wieder wurde die Schule vertröstet, die Geduld, auf ein Gutachten zu warten und wieder wertvolle Monate ins Land gehen zu lassen, will hier keiner mehr aufbringen. Manche Schüler, die Leichtatheltik affin seien, wanderten gar schon an andere Schulen ab. In der Sporthalle – ohne Lärmschutz – wird es damit noch viel lauter. Schon in der Vergangenheit tat man sich schwer, zurückzustecken, tat dies aber mit Blick auf die erfolgte Schulsanierung und wohl wissend, dass auch andere Schulen Bedarfe haben. Nun aber, da die Möglichkeit, den Bildungsplan zu erfüllen, stark eingeschränkt ist, drängt man sehr auf die Sanierung.

Von Mirbach will jetzt die Reißleine ziehen und nächste Woche beantragen, dass der Hoptbühl-Sportplatz im Zuge des Nachtragshaushalts sofort erledigt wird – wohl wissend, dass selbst seine Fraktion sich in diesem Punkt nicht einig ist und manche Gemeinderäte zu bedenken geben, man müsse das Thema Sportstätten ganzheitlich betrachten und auch den Sportbeirat hierzu noch hören.

Von der "traumtänzerischen Vorstellung", eine 400-Meter-Bahn zu bauen und deshalb die Sanierung erst in diesem Zuge anzugehen, hält er nichts. "Wir sind Schulträger, es ist unsere Pflicht, dass hier lehrplanmäßiger Unterricht stattfinden kann!" Rund 800.000 Euro könnte die Platz-Sanierung laut Schätzungen von Amtsleiter Dieter Kleinhans kosten.

Kommentar: Heimlichtuerei

Muss ein Gutachten beweisen, was augenscheinlich ist? Der Sportplatz am Hoptbühl-Gymnasium ist von Kratern und Rissen durchzogen. Nicht umsonst wurde er vor Monaten für den Schulsport gesperrt. Dass ein Gymnasium mit über 800 Schülern so lange über keinen Außen-Sportplatz verfügt, sucht seinesgleichen. Dass aber eine solche Maßnahme in einen Topf geworfen werden soll mit wünschenswerten, aber sicher weniger dringlichen Anliegen für Freizeitsport, ist ein Unding.

Der Grünen-Fraktionssprecher von Mirbach hat mit seinem Vorstoß recht – verwunderlich ist aber, dass er bislang der einzige im Gremium ist, der mit so lauter Stimme darüber spricht. Dass die Sportstätten-Informationsfahrt nichtöffentlich stattgefunden hat, passt ins Bild. Hatte die Stadt Bedenken, dass zu viele unangenehme Details über marode Sportanlagen öffentlich werden?