Zusammen mit Gemeinderäten diskutieren Einzelhändler über die Großbaustelle am Marktplatz und ihre Auswirkungen. Foto: Streck

Von Frust und Existenzangst geprägt. Kritik an Informationspolitik der Stadt und an Beschilderung.

VS-Schwenningen - Ihrem Unmut über die bereits seit eineinhalb Jahren dauernde Neugestaltung des Marktplatzes haben am Montagabend rund 30 Einzelhändler Luft verschafft. Die Informationspolitik der Stadt wurde ebenso kritisiert wie die Umleitungsbeschilderung.

Bei aller Kritik wurde nach gut einstündiger Diskussion aber auch der Bogen zum Positiven gespannt. Es könne zwar nicht so weiter gehen, da die betroffenen Einzelhändler starke Umsatzeinbußen drücken, aber vielleicht lasse sich wenigstens die Stimmung verbessern durch ein Baustellenfest, den Erlass der Parkgebühren für Kunden und eine geänderte Verkehrsführung hin zum Marktplatz. Auch eine positive Beschilderung, wie "Wir sind erreichbar" könnte nach Meinung der Händler etwas bewirken.

In drei bis vier Wochen ist ein weiteres Treffen im größeren Kreis geplant. Die Hoffnung wird nun auf Wirtschaftsförderin Beate Behrens gesetzt, die sich (wie berichtet) auch um einen Baustellenunterstützungsfonds bemühen soll.

Dass die Sorgen und Nöte der Einzelhändler in der Gemeinderatssitzung am heutigen Dienstag zur Sprache kommen werden, versprach CDU-Stadträtin Renate Breuning. Auf der Tagesordnung steht nämlich der Punkt Neugestaltung des Marktplatzes.

Zur Freude der Betroffenen waren mehrere Vertreter aus den Gemeinderatsfraktionen zu dem Treffen erschienen. Heinz Messner, der Initiator des Treffens, bedankte sich für die große Resonanz.

"Die Baustelle bringt unglaublich viele Umsatzverluste ein. Wir müssen was tun, wir können nicht noch eineinhalb Jahre so weiter machen", sprach er den Versammelten aus der Seele.

Jakob Müller hat eigens zu dem Treffen ein Papier mit vielen Fotos ausgearbeitet, das die Umleitungsbeschilderung kritisch beleuchtet. Wer als Ortsunkundiger der Beschilderung folge, komme gar nicht erst an den Marktplatz. Zudem forderte er mehr "Sensibilität" der städtischen Mitarbeiter bei ihren Parkgewohnheiten rund ums Rathaus den Einzelhändlern gegenüber. "Die Parkerei geht mir gegen den Strich", wetterte er.

Schockstarre auf dem Marktplatz

Reiner Schorer ist der Meinung, dass die Bauzeit immens verkürzt werden könnte, wenn es auf der Baustelle einen Zweischichtbetrieb gäbe. Aber ab Freitag gehe gar nichts mehr, "da ist Schockstarre auf dem Marktplatz".

Die Firmen seien voll ausgelastet, die könnten nicht mehr geben, argumentierte Renate Breuning. Der Verwaltung sei es egal, wie es den Einzelhändlern gehe, meinte hingegen Messner. Da müsse mal ein Motivationsschub gegeben werden. Eine Lösung sei immerhin mit der zusätzlichen Parkmöglichkeit am Sturmbühl gegeben, für die die Stadt 26 000 Euro investiere, meinte SPD-Stadtrat Edgar Schurr, wohlwissend, dass dies ein Tropfen auf den heißen Stein sei. Er appellierte an die Händler, "penetrant das Angebot im Baucontainer zu nutzen". Denn es nütze nichts, wenn sie sich hier beklagten, andererseits nur einen Vertreter zu den wöchentlichen Baustellenbesprechungen entsenden, fügte sein Fraktionskollege Bernd Lohmiller hinzu. Die Händler sollten mehrere Vertreter in die kleine Verkehrskommission entsenden, um Druck aufzubauen.

Hansjörg Böninger bemängelte die ständigen Verkehrsänderungen "mal hoch, mal runter in der Marktstraße". Am schlimmsten empfinden die Einzelhändler, dass nicht mehr auf den Markt hochgefahren werden kann. Über die Marktstraßenführung sollte noch einmal nachgedacht werden, gestand Schurr. Das Problem auf dem Marktplatz sei die Buslinienführung. Ob die Zeitpläne geändert werden könnten, sei fraglich. "Wenn Busse im Stadtverkehr laufen sollen, muss man das für die Schüler anpassen, nicht für die Einzelhändler", war Lohmillers Meinung. Tiraz Deniz fragte sich, wieso der Bus nicht über die Winkelstraße fahren könne. "Das ist gar kein Problem."

Helga Baur (Bündnisgrüne) appellierte an die Schwenninger, die Einzelhändler nicht im Stich zu lassen. "Es muss nicht jeder mit dem Auto zu den Geschäften fahren."

Magnus Hugger forderte ein Umdenken. Seiner Meinung nach sollte es ein positives Mitnehmen in der Bevölkerung geben. "Wir müssen den Knopf umstellen, nicht nur schimpfen." Dabei hofft er auf die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderin.