Kein Firlefanz, keine Fotowände und auch keine Schnörkel und Dekofiguren. Stattdessen klare Linien, Grau, Schwarz und Weiß – bei Marina Kloiber-Jung geht es zumindest einrichtungstechnisch streng puristisch zu. Foto: Spitz

Privater Blick hinter die Kulissen. Die Frau, die aufräumt, steht auch privat ihren Mann.

Villingen-Schwenningen - Marina Kloiber-Jung ist die Frau, die aufräumt – nicht nur bei den Technischen Diensten in VS als Betriebsleiterin bei der Stadtverwaltung, sondern ganz offensichtlich auch zu Hause. Bei ihrem "Heimspiel" im Schwarzwälder Boten lässt die OB-Kandidatin einen privaten Blick hinter die Kulissen zu.

Kein Firlefanz, keine Fotowände und auch keine Schnörkel und Dekofiguren. Stattdessen klare Linien, Grau, Schwarz und Weiß – bei Marina Kloiber-Jung geht es zumindest einrichtungstechnisch streng puristisch zu. "Das beruhigt mich", sagt die 36-Jährige, die an diesem Nachmittag das Business-Kostüm gegen Jeans und ein blaues Poloshirt getauscht hat. "Ich brauch’ meine Luft zum Atmen", erklärt sie. Verschnaufpausen auf dem Sofa sind trotzdem die Seltenheit, obwohl das graue Möbelstück, auf dem sie lässig eine weiße Kuscheldecke drapiert hat, so einladend dasteht. "Ich bin nicht der Typ, der gerne aufs Sofa sitzt", gesteht sie und beschreibt sich als wahres Energiebündel, das immer etwas zu tun brauche.

"Mama steht als Erste auf"

Schon im Morgengrauen beginnt ihr Tag. "Die Mama steht als Erste auf." Sie bereite das Frühstück und Vesper für ihre beiden Kinder vor, die noch im Kindergartenalter sind, mache sich zurecht, und schon beginne der ganz normale Alltag. Den verbringen die Kinder ab kurz nach 7 Uhr in der Kindertagesstätte und sie im Büro, bis zur Abholzeit um 16.30 Uhr – die nimmt Mama stets persönlich wahr: "Mir ist es einfach wichtig, die Zeit mit ihnen zu nutzen" – auch abseits der Familienurlaube, die zum Auftanken der leeren Akkus gerne nach Mallorca oder Südfrankreich führen. Zuhause ist auch das Morgenritual deshalb immer dasselbe: "Wir frühstücken zusammen jeden Morgen, das ist mir sehr wichtig", betont die OB-Kandidatin, die ihre Kinder aus dem Wahlkampf ganz bewusst heraushalten möchte. Auch als der Schwarzwälder Bote zu Besuch kommt, sind die beiden ausgeflogen. Ein Blick in die liebevoll eingerichteten Kinderzimmer der Wohnung im Mehrfamilienhaus in der Villinger Südstadt wird aber dennoch gerne gewährt. Knallgelbe Minions und ein Playmobil-Schiff auf der Fensterbank im einen, ein Kleinkindtraum mit Zebra-Vorhang, Rennauto-Bett und riesigem Kuschelhund im anderen Zimmer – und zwei Spielzeugkisten in den Kinderzimmern wirken, als seien sie direkt von Mamas Arbeitsplatz bei den Technischen Diensten importiert worden: Die Spielzeugkisten in Fahrzeug-Optik, auf Rollbretter gestellt, seien die SOS-Aufräumwagen, erzählt die Kandidatin, die gerne und "total oft" mit ihre Kindern Quatsch mache, und lacht. Selbst bei Kloiber-Jungs liegt im Wohnzimmer offenbar mal etwas herum, auch wenn das an diesem aufgeräumten Donnerstagnachmittag schwer vorstellbar ist. Wie alle Kinder verstreuten auch ihre gerne die Spielsachen im ganzen Haus – und das Aufräumen danach "ist bei uns ein Spiel". Dann kommen die SOS-Aufräumfahrzeuge zum Einsatz, das Fahrzeug fährt die ganze Wohnung ab und der Fahrer "lädt alles auf, was rumfährt, bis das Auto wieder im Kinderzimmer parkt". Ganz Betriebsleiterin der TDVS eben – wo sie es mal eben mit 130 männlichen Mitarbeitern aufnimmt, "da bracht man Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen, aber trotzdem ist ein fairer Ton wichtig".

Steile Karriereleiter

Dabei war die Karriere gar nicht geplant, gesteht die junge Frau, die die Karriereleiter steil, aber scheinbar mühelos erklommen hat. "Ich hab’s gut erwischt", gibt sie offen zu. Zwar sei Bildung in ihrem Elternhaus immer hoch angesetzt gewesen – beide Elternteile sind Diplomingenieure, und auch dass sie selbst eine gesunde Portion Ehrgeiz verinnerlicht hat, blitzt im Gespräch mit der 36-Jährigen deutlich durch. Trotzdem habe sie ihren beruflichen Werdegang nie streng nach den Sprossen auf der Karriereleiter ausgerichtet. "Die Stellen kommen zu mir", erzählt sie lachend und erinnert sich daran, wie sie reichlich unverhofft plötzlich stellvertretende Kämmerin in Engen geworden ist – "ich wollte nur Sachbearbeitung machen, Lohn und Gehalt". Mit der dort jedoch vakanten Stelle habe es dann "auf Anhieb geklappt". "Ich bin immer gekommen, um Strukturen aufzubauen und aufzuräumen" – auch in Rottenburg, wo sie blutjung prompt Leiterin des Rechnungsprüfungsamtes geworden ist, "ich war ja erst 26, das war ein wahnsinniger Karrieresprung".

Was Marina Kloiber-Jung antreibt? "Geld nicht", sagt sie und denkt eine Weile nach, ehe sie hinzufügt: "dass ich meine Aufgabe liebe, man braucht eine Leidenschaft". Und die ist offenbar auch der Grund dafür, dass die studierte Diplom-Verwaltungswirtin, die in Kehl mit Fachrichtung Personal, Organisation und Kommunikation studiert hat, wie aus der Pistole geschossen ihre Arbeit als größtes Hobby bezeichnet.

Nicht nur Karrierefrau

Eine Karrierefrau durch und durch? Nein, es gibt auch die private Marina Kloiber-Jung, die mit ihren Kindern gerne "bunt gemischte" Pizza zubereitet, auch mal mit Farbe und Pinsel oder an der Nähmaschine kreativ ist und nach dem Motto "Selbst ist die Frau" bei Bedarf auch zu Hammer und Nagel greift. Kinder wollte sie schon immer.

"Ohne Kinder würde mir im Leben etwas fehlen, sie machen mein Leben vollständig", sagt sie lächelnd. "Das gibt so viel zurück, wenn man sieht, wie sie aufwachsen." Bereits während des Studiums wurde geheiratet. Doch auch wenn sich die zunächst große Liebe zwischenzeitlich zerschlagen hat, ihr Leben findet Marina Kloiber-Jung ziemlich perfekt: Sie suche nicht aktiv nach einem neuen Partner, "es ergibt sich, wie es sein muss", meint sie, strahlt und findet: "Mein Leben ist auch so vollkommen."

Mit ihrem künftigen Oberbürgermeister wählen die Villingen-Schwenninger nicht nur das neue Stadtoberhaupt, sondern auch einen Menschen. Aber wie tickt er/sie überhaupt? Wie lebt derjenige, der das Leben der Villingen-Schwenninger in Zukunft mitgestalten möchte, denn selbst? In unserer Serie zum OB-Wahlkampf in Villingen-Schwenningen gewähren die Kandidaten einen Blick hinter die Kulissen und zeigen ihr privates Gesicht.